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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Musst du das?«, fragte er in merkwürdigem Ton.
    Ich schaute auf und begegnete seinem Blick. Ich schluckte und erhob mich steif. »Mein Prinz«, begann ich förmlich, »ich erbitte die Gunst, morgen von meinen Pflichten beurlaubt zu werden, um mich um eine eigene - Angelegenheit zu kümmern.«
    Einen Moment lang ließ er mich stehen, bis er mich erneut ansprach: »Ach, setz dich hin, Fitz. - So kleinlich. Ja, ich glaube, das war recht kleinlich von mir. Der Gedanke an Edel versetzt mich in eine solche Stimmung. Selbstverständlich kannst du den Tag haben, Junge. Wenn jemand fragt, dann bist du in meinem Auftrag unterwegs. Darf ich fragen, worum es sich bei dieser dringenden Angelegenheit handelt?«
    Ich schaute starr in die lodernenden Flammen. »Ein Freund von mir lebte in Syltport. Ich muss herausfinden…«
    »Ach, Fitz!« Das Mitgefühl in Veritas’ Stimme war mehr, als ich ertragen konnte.
    Eine plötzliche Müdigkeit überwältigte mich. Ich war froh, mich wieder setzen zu dürfen. Meine Hände fingen an zu zittern. Ich verschränkte sie unter dem Tisch auf den Knien, damit wenigstens niemand meine Schwäche sah.
    Er räusperte sich. »Geh in dein Zimmer und ruh dich aus«, sagte er freundlich. »Soll dich morgen ein Mann nach Syltport begleiten?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf. Hatte das Suchen überhaupt einen Sinn? Wusste ich nicht ohnehin, was ich finden würde? Bei der Vorstellung wurde mir übel, ein Schauder erfasste meinen ganzen Körper. Ich bemühte mich, langsam zu atmen, ruhig zu bleiben und den Anfall abzuwehren, den ich herannahen fühlte. Die Vorstellung, mir vor Veritas eine solche Blöße zu geben, war mir unerträglich.
    »Ich sollte mich schämen, keine Rücksicht darauf genommen zu haben, wie krank du gewesen bist.« Er war leise herangetreten und stellte sein Weinglas vor mich hin. »Was dir zugestoßen ist, hast du um meinetwillen erlitten. Ich muss mir vorwerfen, es zugelassen zu haben.«
    Ich zwang mich, Veritas’ Blick zu begegnen. Er wusste alles. Wusste es und gab sich die Schuld. »Es ist nicht die ganze Zeit so schlimm«, versuchte ich abzuwiegeln.
    Er lächelte, aber der Ausdruck seiner Augen veränderte sich nicht. »Du bist ein ausgezeichneter Lügner, Fitz. Glaube nicht, deine Ausbildung wäre mangelhaft gewesen. Aber du kannst nicht einen Mann belügen, der dir so oft so nahe gewesen ist wie ich, nicht allein in diesen letzten Tagen, sondern schon während deines Krankenlagers. Wenn ein anderer zu dir sagt: ›Ich weiß genau, wie du dich fühlst‹, magst du es als höfliche Floskel abtun, doch von mir betrachte es als Wahrheit. Und ich weiß, mit dir muss ich ebenso umgehen wie mit Burrich. Zwar werde ich dir nicht die freie Wahl unter den besten Fohlen lassen, aber ich biete dir meinen Arm, um dich in dein Zimmer zu geleiten, falls du es wünschst.«
    »Ich kann alleine gehen.« Ich war mir der Ehre bewusst, die er mir erwies, aber auch, wie Beschämend deutlich er meine Schwäche erkannte. Lieber wollte ich alleine sein und mich verkriechen.
    Er nickte verständnisvoll. »Was wäre, wenn du gelernt hättest, die Gabe zu beherrschen. Du könntest dir genauso von meiner Kraft nehmen, wie ich es allzuoft bei dir getan habe.«
    »Ich würde es nicht wollen«, murmelte ich, unfähig zu verbergen, wie zuwider mir der Gedanke war, einem anderen Menschen Kraft auszusaugen, um mich damit zu stärken. Doch sogleich wurde mir schmerzhaft die Scham bewusst, die ich in den Augen meines Prinzen aufblitzen sah.
    »Auch ich war einst so stolz«, antwortete er beherrscht. »Geh und ruh dich aus, Junge.« Er wandte mir den Rücken zu und widmete sich wieder seinen verschiedenen Tinten und der angefangenen Karte. Ich dagegen verließ in aller Stille das Zimmer.
    Wir hatten einen ganzen Tag mit unseren Gesprächen hingebracht, denn es war bereits dunkel geworden. Die beschauliche Atmosphäre eines Winterabends hatte sich über die Burg gesenkt. Nachdem die Tische abgeräumt waren, pflegte sich alles um die Kamine in der Großen Halle zu versammeln. Fahrende Sänger trugen Balladen vor, vielleicht manövrierte noch ein Puppenspieler seine hölzernen Darsteller durch die Wechselfälle eines Märchens. Dabei schnitzten Soldaten ihre Pfeile, Frauen ließen flink die Nadel durch Stoffe gleiten, Kinder trieben Kreisel über den Boden, spielten Murmeln oder lehnten sich halb schlafend an Knie oder Schultern der Erwachsenen. Hier herrschte ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Draußen

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