Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
verrammelten ihre Buden. Ich ging daran vorbei. Passanten wichen zur Seite und machten einen Bogen um mich, ich scherte mich nicht um ihre Befremdeten, erschrockenen Blicke. Ich kam zum Platz des Tierhändlers und stand plötzlich mir selbst von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Er war mager und hatte kalte schwarze Augen, die mich tückisch musterten. Blanker Hass schlug mir von ihm entgegen. Unsere Herzen schlugen im gleichen Takt. Ich fühlte meine Oberlippe zucken, als wollte sie sich kräuseln und meine armseligen Menschenzähne entblößen. Sofort beherrschte ich meine Züge und bezwang gewaltsam den Aufruhr meiner Gefühle, aber der räudige junge Wolf in dem Käfig starrte mich an und zeigte drohend sein Gebiss. Ich hasse dich. Ich hasse euch alle. Komm doch, komm näher. Ich werde dich töten. Ich werde dir die Kehle aufreißen, ich werde dein Blut trinken. Ich hasse dich.
»Willst du etwas?«
»Blut«, sagte ich geistesabwesend. »Ich will dein Blut.«
»Wie?«
Ich riss meinen Blick von dem Wolf los, um den Mann anzusehen. Eine schmierige, heruntergekommene Gestalt. Er stank, und bei El, wie er stank! Nach Schweiß und schlechtem Essen und seinen eigenen Exkrementen. Seine Kleider waren aus schlecht gegerbtem Leder, und ihr übler Geruch vermischte sich mit den Ausdünstungen seines Körpers. Er hatte kleine Frettchenaugen und grausame, schmutzige Hände und einen messingbeschlagenen Eichenknüppel am Gürtel. Ich konnte mich kaum zurückhalten, den verhassten Knüppel zu packen und dem Mann den Schädel einzuschlagen. Er trug derbe Stiefel an den Füßen, die mit leidlose Tritte auszuteilen pflegten. Jetzt trat er dicht an mich heran, und ich krallte die Hände in meinen Umhang, damit ich ihn nicht tötete.
»Wolf«, stieß ich hervor. Meine Stimme klang kehlig, gepresst. »Ich will den Wolf.«
»Bist du dir Sicher, Junge? Das ist ein wilder Bursche.« Er gab dem Käfig einen Stoß mit dem Fuß, und ich warf mich gegen die hölzernen Stangen und schnappte nach ihm, und es tat weh, aber das wollte ich ertragen, wenn ich nur einmal die Zähne in sein Fleisch schlagen könnte, ah, ich würde es ihm von den Knochen reißen und nie mehr loslassen.
Nein. Geh weg. Verschwinde aus meinem Kopf. » Ich weiß, was ich will«, beschied ich den Händler barsch und verschloss mich den Gefühlen des Wolfs.
»Weißt du das, ja?« Der Kerl versuchte seine Erfolgschancen einzuschätzen. Meine offensichtlich zu kleinen Kleider gefielen ihm nicht, ebenso wenig mein jugendliches Alter, doch ich nahm an, dass er den Wolf schon eine ganze Weile mit sich herumschleppte. Er hatte wohl gehofft, mit dem Welpen ein gutes Geschäft zu machen; nun, da das Tier größer wurde und mehr Futter brauchte, aber nicht bekam, war er wahrscheinlich froh, überhaupt noch etwas herauszuschlagen. »Wofür willst du ihn denn haben?«, erkundigte er sich ohne großes Interesse.
»Für den Kampfplatz«, antwortete ich oben hin. »Es ist nicht viel an ihm dran, aber vielleicht taugt er noch für etwas Unterhaltung.«
Der Wolf sprang plötzlich geifernd und mit gefletschten Zähnen gegen die Gitterstäbe. Ich töte sie, ich töte sie alle, reiße ihre Kehle auf, zerfetze ihren Bauch …
Sei still, wenn du deine Freiheit wiederhaben willst. Ich stemmte mich gedanklich gegen ihn, und das Tier sprang zurück wie von einer Biene gestochen. Es zog sich in den hintersten Winkel seines Käfigs zurück und kauerte sich mit eingekniffenem Schwanz dort nieder.
»Hundekämpfe, wie? Na, dafür ist er genau richtig.« Wieder stieß der Mann mit der Stiefelspitze gegen den Käfig, aber der Wolf reagierte nicht. »Er wird dir einiges an Wettgewinnen einbringen. Der Bursche ist wilder als ein Vielfraß.« Damit trat er noch fester gegen den Käfig. Und der Wolf machte sich noch kleiner.
»Danach sieht er aus«, sagte ich geringschätzig, wandte mich ab, als hätte ich das Interesse verloren, und musterte beiläufig die Vögel hinter ihren Käfigen. Während die Tauben einigermaßen gepflegt aussahen, hockten zwei Eichelhäher und eine Krähe in einem viel zu kleinen und verdreckten Käfig, dessen Boden mit verschimmelten Fleischbrocken und Kot übersät war. Die Krähe sah aus wie ein Bettler in schwarzen Lumpen. An dem glänzenden Käferpicken, riet ich den Vögeln. Vielleicht findet ihr einen Weg hinaus. Die Krähe blieb mit ein gezogenem Kopf gleichgültig sitzen, aber einer der Häher flatterte auf eine höhere Stange und begann, an dem Metallbolzen
Weitere Kostenlose Bücher