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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hinweggegangen, dass Molly ihren Vater verloren hatte und mit ihm ihren Lebensunterhalt und ihre Zukunft. Welch ein Schicksalsschlag für sie, der zur Folge hatte, dass sie sich in der Burg als Dienstmagd verdingen musste. Ich biss die Zähne zusammen und ging weiter.
    Mein Weg führte mich kreuz und quer durch den Ort. Trotz meiner düsteren Stimmung fiel mir auf, wie viel sich in den zurückliegenden sechs Monaten verändert hatte. Selbst an diesem kalten Wintertag herrschte reges Leben in den Gassen. Die Arbeit auf den Werften hatte Menschen angelockt, und mehr Menschen bedeuteten mehr Umsatz. Ich kehrte in einer Taverne ein, wo Molly, Dork, Kerry und ich uns früher ab und an ein Glas Branntwein zu teilen pflegten. Der billigste Brombeerschnaps war meistens alles gewesen, was wir uns leisten konnten. Diesmal saß ich allein an einem Tisch vor einem kleinen Ale, doch ringsum wurden eifrig Geschichten erzählt, und ich erfuhr so einiges. Nicht allein der Bau der Flotte war für die Belebung von Burgstadts Handel und Wandel verantwortlich. Veritas rief nach Seeleuten, um seine Kriegsschiffe zu Bemannen, und Scharen von Männern und Frauen aus sämtlichen Küstenprovinzen waren dem Ruf gefolgt. Manche kamen, um Rache zu nehmen, für Freunde oder Angehörige, die von Piraten getötet oder entfremdet worden waren. Einige trieb die Abenteuerlust her oder die Hoffnung auf Beute, oder sie waren heimatlos geworden. Andere stammten aus Fischer- oder Kaufmannsfamilien und hatten Erfahrung zur See, wieder andere waren die früheren Schäfer und Bauern aus den zerstörten Dörfern. Es machte wenig Unterschied. Alle waren nach Burgstadt gekommen, weil sie darauf brannten, das Blut der Roten Korsaren zu vergießen.
    Zum größten Teil waren diese Menschen in ausgeräumten Lagerhäusern untergebracht. Hod, die Waffenmeisterin aus der Burg, lehrte sie kämpfen und sortierte diejenigen aus, die ihr für den Dienst in Veritas’ Flotte geeignet schienen. Den Übrigen wurde angeboten, in die Armee einzutreten. Das also waren die Fremden, von denen die Stadt überquoll und die sich in den Speisehäusern und Tavernen drängten. Wenig Begeisterung herrschte da rüber, dass es sich bei einigen der Freiwilligen um eingewanderte Outislander handelte, aus der Heimat vertrieben von denselben Roten Korsaren, die nun unsere Küsten unsicher machten. Auch sie behaupteten, Rache nehmen zu wollen, aber man traute ihnen nicht, und mancherorts in der Stadt weigerte man sich, sie zu bedienen. Diese hässliche Stimmung vergiftete die Atmosphäre in der vollbesetzten Taverne. Am Schanktisch erzählte man hämisch von einem Outislander, der tags zuvor auf der Pier zusammengeschlagen worden war. Kein Mensch hatte die Stadtwache gerufen. Als die Hetzreden noch weiter und bis zu der Parole ausarteten, diese Outislander seien allesamt Spione und sie zum Scheiterhaufen zu führen sei eine kluge und vernünftige Vorsichtsmaßnahme, konnte ich es nicht länger aushalten und ging. Gab es denn keinen Ort, an dem man von Verdächtigungen und Intrigen verschont blieb, nicht einmal für eine Stunde?
    Ich wanderte allein durch die winterlichen Straßen. Ein Unwetter braute sich zusammen. Sein Vorbote, ein unbarmherziger Wind, pfiff um die Häuserecken und versprach Schnee. Die gleiche feindselige Kälte schwoll und brodelte in meinem Inneren, wandelte sich von Zorn zu Hass und wieder zu Zorn, bis der Druck nahezu unerträglich wurde. Man hatte kein Recht, mich so zu behandeln. Ich war nicht ihr Werkzeug. Ich hatte das Recht, mein eigenes freies Leben zu führen, der zu sein, als der ich geboren war. Glaubten sie, mich ihrem Willen unterwerfen, mich benutzen zu können, und ich würde nie dafür Vergeltung üben? Nein. Die Zeit würde kommen. Meine Zeit würde kommen.
    Ein Mann kam mir entgegen, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Als er den Kopf hob und unsere Blicke sich trafen, wurde er bleich, machte kehrt und hastete dorthin zurück, woher er gekommen war. Gut für ihn. Ich spürte, wie der Zorn in mir sich zur Weißglut steigerte. Der Wind zerrte an meinem Haar und wollte mich frieren machen, aber ich ging berauscht von meinem Hass nur umso schneller. Doch er lockte mich weiter, und ich folgte ihm wie der Witterung von frischem Blut.
    Ich bog um die Ecke und fand mich am Rand des Marktplatzes wieder. Vor der Drohung des aufziehenden Wetters packten die fliegenden Händler ihre auf Decken und Matten ausgebreiteten Waren zusammen. Die wohlhabenden Kaufleute

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