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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu rütteln und zu ziehen, der als Riegel diente. Ich richtete meinen Blick wieder auf den Wolf.
    »Ich hatte nicht vor, ihn kämpfen zu lassen. Eigentlich wollte ich ihn nur zum Aufwärmen den Hunden vorwerfen. Wenn sie Blut geleckt haben, legen sie sich besser ins Zeug.«
    »Aber er wird einen guten Kämpfer abgeben. Hier, sieh dir das an. Das hat er vor einem Monat getan. Ich wollte ihm Futter geben, als er sich auf mich stürzte.«
    Er krempelte den Ärmel hoch und entblößte ein schmutziges Handgelenk, gezeichnet von roten, geschwollenen Bissspuren. Ich schaute nur flüchtig hin. »Scheint entzündet zu sein. Keine Angst, die Hand zu verlieren?«
    »Ist nicht entzündet, heilt nur sehr langsam, weiter nichts. Sieh mal, Junge, ein Wetter zieht auf. Ich will meine Sachen auf den Karren packen und verschwinden, bevor es losbricht. Willst du mir also nicht endlich ein Angebot für den Wolf machen? Ich sage dir, er ist ein Sieger.«
    »Er taugt vielleicht noch als Köder zur Bärenjagd, aber mehr auch nicht. Ich gebe dir, lass sehen, sechs Kupferlinge.« Sieben waren mein ganzes Vermögen.
    »Kupferlinge? Junge, wir reden hier über Silberstücke, mindestens. Verflucht, er ist ein kräftiger Bursche. Füttere ihn heraus, und er lehrt deine Köter das Fürchten. Sechs Kupferlinge könnte ich allein für das Fell bekommen, hier und jetzt.«
    »Dann solltest du den Handel machen, bevor er noch dürrer wird. Und bevor er sich entschließt, dir auch noch die andere Hand abzureißen.« Ich beugte mich über den Käfig und stemmte mich gedanklich erneut gegen den Wolf, welcher sich darauf noch enger an den Boden drückte. »Krank sieht er aus. Mein Herr wird sehr ungehalten darüber sein, wenn ich ihn so anbringe und wenn sich die Hunde bei ihm womöglich die Räude oder sonst was holen.« Ich schaute zum Himmel. »Da, es fängt an zu schneien. Ich sehe besser zu, dass ich unter ein Dach komme.«
    »Ein Silberstück, Junge. Und das ist so gut wie geschenkt.«
    In diesem Moment gelang es dem Eichelhäher, den Bolzen herauszuziehen. Die Käfigtür schwang auf, und er hüpfte auf den Rand der Öffnung. Wie absichtslos trat ich zwischen den Mann und den Käfig. Die Tür ist offen, ermunterte ich die Krähe und hörte, wie sie unschlüssig die zerrupften Federn schüttelte. Ich griff nach dem Beutel an meinem Gürtel und wog ihn nachdenklich in der Hand. »Ein Silberstück? Ich habe kein Silberstück. Aber das macht nichts. Mir ist gerade eingefallen, dass ich gar nichts habe, um den Wolf zu transportieren. Es wäre eine Dummheit, ihn zu kaufen.«
    Die Eichelhäher flogen davon. Der Mann stieß einen Fluch aus und wollte an mir vorbei, aber ich brachte es fertig, mich ihm so in den Weg zu stellen, dass wir beide hinfielen. Die Krähe saß in der Türöffnung. Ich schüttelte den Händler ab, sprang auf und stieß wie aus Versehen gegen den Käfig, um den Vogel hinauszuscheuchen. Er breitete die zerschlissenen Flügel aus und flatterte schwerfällig auf das Dach eines nahe gelegenen Gasthauses. Als der Händler sich vom Boden aufraffte, reckte die Krähe den Hals, spähte zu ihm herunter und krächzte höhnisch.
    »Meine beste Ware! Der Verlust!«, fing er an zu lamentieren, aber ich zeigte ihm einen Riss in meinem Umhang. »Mein Herr wird zornig sein!«, rief ich aus und funkelte ihn ebenso empört an wie er mich.
    Eine Weile versuchten wir uns gegenseitig mit bösen Blicken zu beeindrucken, dann schaute er in Richtung Krähe, die aufgeplustert im Windschatten eines Schornsteins Schutz gesucht hatte. Den Vogel würde er nie wieder einfangen können. Hinter mir fing der junge Wolf an zu winseln.
    »Neun Kupferlinge!«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Er wirkte verzweifelt. Wahrscheinlich hatte er an diesem Tag noch nichts verkauft.
    »Ich habe dir gesagt, ich weiß nicht, wie ich ihn wegschaffen soll!« Unter dem Rand der Kapuze hervor schaute ich zum Himmel. Die ersten dicken und nassen Flocken schwebten herab. Die Witterung war scheußlich, zu warm für klirrenden Frost, aber nicht warm genug für Tauwetter. Bei Tagesanbruch würden die Straßen von einer glänzenden Eisschicht überzogen sein. Ich wandte mich ab zum Gehen.
    »Dann gib mir deine sechs verdammten Kupferlinge!«, brüllte der Händler wutschnaubend.
    Ich klaubte die Geldstücke eines nach dem anderen aus dem Beutel. »Und werdet Ihr ihn auf Eurem Karren zu mir nach Hause bringen?«
    »Trag ihn selbst, Junge. Du hast mich bestohlen, du weißt

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