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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dem mir ein falsch gemischtes Pulver unter den Händen explodierte. Früher war ich ein gutaussehender Mann. Und ich war eitel, fast so eitel wie Edel. Als mein Gesicht entstellt war, wünschte ich mir nur noch den Tod. Monatelang verkroch ich mich in meinem Zimmer. Als ich mich endlich hinauswagte, ging ich verkleidet, nicht als Lady Quendel, nein, damals noch nicht. Aber es war eine Verkleidung, die mein Gesicht und meine Hände bedeckte. Ich verließ Bocksburg, und als ich nach langer Zeit wiederkehrte, war der schöne junge Mann von einst tot. Wie sich herausstellte, konnte ich als Toter der Familie ungleich nützlicher sein denn als Lebender. Es gäbe noch mehr zu sagen, aber du sollst wissen, dass ich mir meine Art zu leben selbst ausgesucht habe. Listenreich hat mich nicht dazu gezwungen. Es war meine Entscheidung. Deine Zukunft mag anders aussehen, doch wiege dich nicht in der Hoffnung, du könntest sie nach deinem eigenen Willen gestalten.«
    Die Neugier ließ mir keine Ruhe. »Ist das der Grund, wes halb Chivalric und Veritas von dir wussten, doch Edel nicht?«
    Chade lächelte seltsam. »Auch wenn man es sich nur schwer vorstellen kann: Ich war eine Art gütiger Stiefonkel für die zwei älteren Knaben. Ich wachte über sie. Doch nach dem Unfall hielt ich mich auch von ihnen fern. Edel weiß nichts von mir. Seine Mutter hatte Todesangst vor den Pocken, wahrscheinlich glaubte sie sämtliche Geschichten von dem Gezeichneten, dem Vorboten von Unglück und Verderben. Aus demselben Grund hegte sie wohl auch eine fast abergläubische Scheu vor Menschen mit irgendeinem Gebrechen. Man erkennt ihre Manie an Edels Haltung gegenüber dem Narren. Sie duldete keine klumpfüßige Magd in ihrem Dienst, keinen Knecht, dem auch nur ein Finger fehlte. Aus gutem Grund wurde ich also nach meiner Rückkehr weder der Königin noch ihrem kleinen Sohn vorgestellt. Als Chivalric Thronfolger wurde, war ich eines der Geheimnisse, in die man ihn einweihte. Noch im Nachhinein bereitete es mir Kummer zu erfahren, dass er sich an mich erinnerte und mich vermisst hatte. Am selben Abend brachte er Veritas zu mir. Natürlich musste ich ihn für seinen Leichtsinn tadeln. Es war schwer, den bei den begreiflich zu machen, dass sie mich nicht einfach zu jeder Zeit besuchen konnten. Diese Kinder.« Er schüttelte den Kopf und lächelte versonnen. Zu meiner Überraschung verspürte ich in mir einen Hauch von Eifersucht und brachte das Gespräch wieder auf mich zurück.
    »Was rätst du mir, soll ich tun?«
    Chade schob die Unterlippe vor, drehte das Weinglas in den Fingern und überlegte. »Philias Rat befolgen. Du kennst Molly nicht. Behandle sie, als wäre sie eine neue Küchenmagd, höflich, wenn du ihr begegnest, aber nicht vertraulich. Kein heimliches Stelldichein. Widme deine Zeit der Kronprinzessin. Veritas wird dankbar sein, dass du ihr etwas Zerstreuung bringst, und Kettricken wird sich freuen, ein freundliches Gesicht zu sehen. Und falls du wirklich die Absicht hast, Molly zur Frau zu nehmen, kann die Kronprinzessin eine mächtige Verbündete sein. Wenn du bei ihr bist, halte Augen und Ohren offen. Denk daran, es gibt Parteien, die nicht daran interessiert sind, dass Veritas einen Erben hat. Dieselben Leute wären auch nicht begeistert, wenn du Kinder hättest. Deshalb sei wachsam und auf der Hut. Gib dir keine Blöße.«
    »Ist das alles?«, fragte ich eingeschüchtert.
    »Nein. Du musst dich schonen. Todeswurzel hat Edel dir verabreicht?« Ich nickte, und er musterte mich aus schmalen Augen. »Du bist jung. Du wirst deine Gesundheit größtenteils wiedererlangen können. Ich kenne nur einen anderen Mann, der einen solchen Anschlag überlebt hat, aber das Zittern verlor sich auch nach Jahren nicht. Ich erkenne es auch bei dir, doch andere, die dich weniger gut kennen, werden vermutlich nichts Bemerken. Du darfst deine Kräfte nicht über Gebühr beanspruchen. Müdigkeit verursacht Zitteranfälle und Sehstörungen. Missachte die warnenden Anzeichen, und du forderst Krampfanfälle heraus. Du wirst nicht wollen, dass man von deiner Schwäche erfährt, deshalb solltest du dein Leben so einrichten, dass sie sich möglichst nicht bemerkbar macht.«
    »War deshalb Elfenborke im Tee?«, erkundigte ich mich nebenher.
    Er zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. »Tee?«
    »Vielleicht war es der Narr. Beim Aufwachen fand ich Tee und etwas zu essen in meinem Zimmer.«
    »Und wenn es nun eine Aufmerksamkeit von Edel gewesen wäre?«
    Ich

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