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Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Titel: Five Stars 02 - Wildes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Ann White
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Hatten sie angenehme Träume?«
    Ich lächelte still. Hatte ich geträumt? Ich wusste es nicht, denn mir kam es vor, als wären Traum und Realität in den letzten zwei Tagen ohne Grenzen ineinander verschwommen. Ich setzte mich an den Tisch und nahm einen Schluck von dem herrlich erfrischenden Passionsfruchtsaft. »Wo ist Daniel?«
    Es kam mir vor, als fiele ein Schatten auf Madés Gesicht. »Oh, er musste schon gehen. Aber er hat Ihnen eine Nachricht dagelassen. Warten Sie, ich hole sie.«
    Kaum hatte sie den Satz beendet, war sie auch schon weg. Was sollte das heißen, er musste schon gehen? Gestern Abend hatte er ausweichend geantwortet, als ich ihn fragte, ob er mich ins Hotel fahren würde. Ich verstand das sogar, eine Abschiedsszene in einer Hotelhalle, danach stand mir auch nicht der Sinn. Aber warum hatte er mir eine Nachricht geschrieben, wenn er sich hier in Ubud von mir verabschieden wollte? Ich nahm einen Toast und schmierte Orangenmarmelade darauf, ließ ihn unangerührt auf dem Teller liegen. Der Appetit war mir vergangen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Madé in den Garten zurück und überreichte mir einen roten, wattierten Umschlag, auf der Rückseite die Initialen D. M. in goldenen, erhabenen Lettern. Ich riss ihn mit zittrigen Fingern auf. Der Brief war eng in Daniels gradliniger Handschrift geschrieben. Ich hatte noch keine Zeile gelesen, und doch setzte mein Herzschlag bereits aus. Das war keine kurze Nachricht, in der man mitteilte, leider noch etwas erledigen zu müssen, aber in einer Stunde zurück zu sein. Wer sich die Mühe machte, einen so langen Brief zu verfassen, wollte etwas gewichtiges sagen.
    »Liebste Violetta!
    Es ist halb sechs am Morgen. Du liegst auf dem Bett und schläfst, das Gesicht mir zugewandt. Hast du geträumt? Mimpi manis - süße Träume? Um Deinen Mund spielt ein Lächeln und ein wunderbarer Glanz geht von dir aus. Wie gerne würde ich dieses Gesicht streicheln oder mit tausend Küssen bedecken. Aber Du sollst schlafen, denn Du brauchst Kraft. Das Leben kostet Energie - deins zumal, das im Steigflug ist. Im Gegensatz zu meinem, das seinen Zenit längst erreicht, wenn nicht überschritten hat. Auf jeden Fall gibt es Veränderungen, von denen ich nicht weiß, wohin sie mich führen. Dich würden Sie belasten, vielleicht sogar von Deinem Weg abbringen. Das darf und will ich nicht zulassen.
    Du bist ein besonderer Mensch und ich bin unendlich dankbar, dass ich Dich kennenlernen durfte. Niemand hat mein Leben in den letzten zehn Jahren so bereichert wie Du. Weil das so ist, müssen wir nun Abschied nehmen.
    Du hast gelernt, dein Leben in die Hand zu nehmen. Ich bin stolz, dazu meinen kleinen Beitrag geleistet zu haben. Geh Deinen Weg - und denke dabei an unsere Zeit zurück. Sie wird dir Kraft geben.
    Verurteile mich bitte nicht wegen meiner Entscheidung, dir nicht persönlich lebe wohl zu sagen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gekonnt hätte, aber es ist unausweichlich und irgendwann wirst du es verstehen.
    Behalte mich in zärtlicher Erinnerung!
    Dein Dich ewig liebender Daniel.«
     
    Ich starrte auf das Blatt Papier und sah einen Tropfen drauf fallen, den es augenblicklich aufsog und dabei ein symmetrisches Muster bildete, das einem Affenkopf ähnelte. Wort für Wort las ich den Brief noch einmal, wie ein Kind, das gerade gelernt hat, die Buchstaben zu entziffern und dabei nur mit Mühe den Sinn dahinter erkennt. Die Welt um mich herum verschwand, ich befand mich in einem Vakuum, in das auch keine Geräusche eindrangen. Es war still. Unheimlich still, nur mein Blut rauschte durch die Adern. Etwas Kaltes berührte meine Stirn. Ich schloss die Augen und spürte der Berührung nach. Feuchtigkeit rann meine Wangen hinab, aber sie war nicht salzig. Als ich die Augen wieder öffnete, schaute ich direkt in Madés gütiges Lächeln. Ich lag auf dem Boden, ein kühles Tuch auf der Stirn, die Beine auf einem Hocker. Hinter mir stand Ketut und wedelte mit einem Fächer. »Da ist sie ja wieder«, sagte er. Als ich Anstalten machte, aufzustehen, drückte Madé mich sanft zurück auf den Boden. »Nicht so schnell, komm erst mal zu dir, Mädchen.«
    Ich war dankbar, dass sie vom Sie ins Du gefallen war, denn ich brauchte ihre Nähe. Fünf Minuten später saß ich auf dem Stuhl und die beiden Balinesen beobachteten, wie ich in kleinen Schlucken von dem starken Kaffee trank, der meinen Kreislauf wieder auf die Beine bringen sollte. Daniels Brief lag noch auf dem Boden, als ich

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