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Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Titel: Five Stars 02 - Wildes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Ann White
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es nicht wert sind, nicht mit Warten auf Zukünftiges, weder auf Geschehnisse, noch auf Menschen. Schiebe nichts, was dir wichtig ist, auf die lange Bank. Darin liegt das Geheimnis eines glücklichen Lebens. Glaub es mir.«
    Eine Minute lagen wir eng aneinander geschmiegt schweigend da. Dann hob er den Kopf und fragte: »Gibst du mir diese zwei Versprechen?«
    Ich spürte einen Kloß im Hals, weil mir dieser Moment feierlich und bedeutsam vorkam, als würde mein Leben von nun an in völlig anderen Bahnen verlaufen. Mit leicht belegter Stimme und so inständig ich es konnte, sagte ich: »Ja, ich verspreche es dir.«
    Er streichelte mir über den Kopf. »Dann ist es Zeit zu feiern. Odalan geht weiter. Gleich erscheint der Barong, das Sinnbild aller positiven Dinge, die uns im Leben begegnen. Das ist jetzt genau richtig, findest du nicht?«
    Ich wusste nicht, wovon er sprach und stimmte dennoch aus vollem Herzen zu.

Fünf
     
    Langsam glitt ich aus dem Traum in die Wirklichkeit. An diesem Morgen wollte ich gar nicht aufwachen. Zu nah waren mir noch die Ereignisse des vergangenen Tages und der Nacht. Intensiver hatte ich noch nie gelebt und die Bilder standen mir so klar vor Augen, als betrachtete ich einen Bildband. Nach dem Tantraritual, das uns in gewisser Weise der Wirklichkeit entrückt hatte, waren wir perfekt vorbereitet für einen zweiten Besuch des Tempelfestes. Vor dem inneren Tor wurde der Barongtanz aufgeführt, eher ein Drama als ein Ballett. Alles drehte sich um den Kampf des Bösen gegen das Gute, der niemals endgültig entschieden werden kann, weil das eine nicht ohne das andere denkbar war. Mich interessierten weniger die philosophischen Grundlagen hinter der Geschichte, als vielmehr die farbenprächtigen Kostüme und Masken und die wilden, ekstatischen Bewegungen. Am Ende fielen einige der Tänzer sogar in Trance, zumindest sah es so aus. Daniel beruhigte mich mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht. »Es wird von den Männern einfach erwartet, dass sie der Realität entrücken, also tun sie es.«
    »Dachte ich mir doch, dass alles nur gespielt ist«, antwortete ich und wunderte mich über meine Enttäuschung.
    »So würde ich das nicht sagen. Ich habe schon viele Tänzer in eine echte und tiefe Trance fallen sehen. Aber heute Abend feiern sie ein fröhliches Fest, alle sind guter Stimmung, da wollen die Männer ihre Familien und Freunde nicht enttäuschen.«
    Wir schlenderten noch zwei Stunden über den von Fackeln und den Gaslampen der zahlreichen Imbissstände erleuchteten Festplatz, kauften etwas zu essen, tranken das erfrischende Wasser einer jungen Kokosnuss und amüsierten uns beim Schattenspiel. Am meisten lachte ich über die Balinesen, die feixend und sich laut lachend auf die Schenkel schlagend das Geschehen kommentierten. »Sie freuen sich wie die kleinen Kinder«, sagte Daniel. »Das ist eine von den Fähigkeiten, die ich an ihnen besonders mag.«
    Zurück in der Villa lagen wir bis weit nach Mitternacht eng umschlungen auf dem Bett. Wir tauschten Zärtlichkeiten aus, schliefen aber nicht miteinander. Ohne darüber zu reden, waren wir uns einig, dass wir die Erinnerung an das Tantraritual nicht mit schnödem Sex verdrängen wollten. Wir redeten über Bali, seinen Zauber und die Gefahr, dass er eines Tages verschwunden sein könnte, aufgefressen von der Geldgier internationaler Hotelkonzerne und reicher Investoren aus aller Herren Länder, die auch das letzte Reisfeld noch bebauen würden. »Am Ende wird niemand mehr finden, was er eigentlich auf Bali sucht. Das ist das Paradoxe am Tourismus, er zerstört seine eigenen Grundlagen.«
    Irgendwann, es musste schon drei Uhr in der Früh sein, waren wir eingeschlafen. Ich blinzelte und sah, dass es im Zimmer taghell war. Mein Rücken war kalt und ich zog die Decke enger um mich. Daniel war schon aufgestanden und ich lauschte, ob ich ein Geräusch aus dem Badezimmer hörte, aber dort war alles still. Vermutlich saß er im Garten und trank seinen Morgenkaffee. Gähnend stieg ich aus dem Bett. Am liebsten wäre ich überhaupt nicht aufgestanden, denn heute musste ich zurück ins Hotel. Am frühen Nachmittag reisten die Crew und die Kandidaten an und dann sollte ich parat stehen, sie zu empfangen. Die kalte Dusche erfrischte mich, ich schlüpfte in eine weite Leinenhose und eine bequeme Bluse. Barfuß trat ich in den Garten. Madé deckte den Frühstückstisch und als sie mich sah, strahlte sie augenblicklich. »Guten Morgen, Misses Violetta.

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