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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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aufgrund der alten Geschichten wäre es Noah nicht recht gewesen, hätte Carl dem Bürgermeister die fürchterliche Mitteilung machen müssen. 
    Noah stand vor dem Eingang des Hotels. Als Tür war dieses edle Stück nicht mehr zu bezeichnen. Über die doppelten Türblätter und den Türstock zogen sich kunstvoll geschnitzte Jagdszenen, die man unwillkürlich in dieser Gegend erwartete. Und Magnus setzte alles daran, die Erwartungen der Gäste zu erfüllen. Er versuchte, Touristen in diese verschlafene Gegend zu locken. Großstädter sind ganz versessen darauf, in die Wildnis zu flüchten – zumindest für ein paar Urlaubswochen , behauptete Paulsen immer. Sie wollen sich fühlen wie die Ureinwohner, aber auf kein bisschen Komfort verzichten. Bisher war von dem Touristenboom allerdings noch nicht viel zu spüren. Vereinzelte Sommergäste waren vor Ort gewesen, über den Winter wollte man damit beginnen, ordentlich Werbung für die kommende Saison zu machen. Noah fragte sich nicht zum ersten Mal, was die Gäste während ihres Aufenthaltes hier tun sollten, außer zum Angeln rauszufahren, zum Jagen zu gehen und sich zu langweilen.
    Liv hatte auf Wunsch ihres Vaters an der Rezeption gearbeitet. Sie hatte ein Händchen für die Gäste, ganz besonders für die männlichen, und ständig Stress mit ihren Eltern, weil sie sich beharrlich weigerte, ihre Dienstuniform anzuziehen. Ihre Mutter, die aus Kopenhagen stammte, legte stets Wert auf ein gepflegt-mondänes Äußeres, um den Stand zu spiegeln, den es künftig zu vertreten galt. Doch andererseits war Liv auch das einzige Kind und viel zu verzogen und verwöhnt, um die Wünsche ihrer Mutter auch nur ansatzweise ernst zu nehmen. 
    Noah betrat das Foyer. Ein großer Raum, im Gegensatz zum typisch nordischen Äußeren des Hauses vom Licht der großen, weiten Welt geprägt. Man müsse sich nach den Ansprüchen der Gäste richten , pflegte Gunhild Paulsen zu sagen, doch sie meinte wohl eher ihren eigenen Geschmack, geprägt vom Dänischen Königshaus, in dessen Nähe sie aufgewachsen war. Die Einrichtung glänzte in dunklem Mahagoni, goldene Lüster warfen bizarre Schatten auf den dunkelroten Teppich. In der Mitte des Raumes stand um einen Brunnen mit barocken Engeln herum eine lederne, rote Bank für müde oder wartende Gäste. Aber auch wenn der Raum sehr groß war – für diese Opulenz war er eindeutig zu klein. 
    Die Rezeption war nicht besetzt. Zögernd trat Noah näher, seufzte innerlich und schlug auf die Klingel, die auf dem Tresen stand. 
    »Bin sofort da!«, hörte er die Stimme der Bürgermeistergattin geschäftsmäßig-fröhlich aus den hinteren Räumlichkeiten erschallen. Gleich darauf bog sie mit einem freundlichen Lächeln um die Ecke, welches sich aber sofort in Enttäuschung verwandelte, als sie keinen der erwarteten Urlauber vor sich stehen sah. Sie brachte ihre beleibte Gestalt hinter dem Tresen in Position und rückte ihre elegante Bluse zurecht. Als Eigentümerin und Hotelmanagerin nahm sie sich von der Regel aus, Dienstkleidung tragen zu müssen. »Noah. Wie schön. Was führt dich denn her?«
    »Ist Magnus auch hier?«, fragte der Arzt statt einer Begrüßung.
    »Ist was passiert? Du siehst so … so ernst aus«, meinte sie nervös und zeigte die Treppe hoch. »Er ist oben, nimmt die Arbeit von diesem Kerl ab, der sich Maler schimpft. Ich hab ihm hundert Mal gesagt, ich will den Salon der Suite in einem zarten Lachston gestrichen haben, aber was macht dieser Kunstbanause? Rosa! Schweinchenrosa hat er es gestrichen! Furchtbar. Noah, was soll ich machen? Wie soll ich so einem farbenblinden …«
    Noah unterbrach sie leise. »Gunhild, es ist wichtig, bitte. Ich muss euch unbedingt unter vier Augen sprechen!« 
    Ahnungsvoll flammte Angst in den Augen der Frau auf, die sie gleich wieder zu überspielen suchte. »Oh … ja, sicher. Komm mit. Wir können uns oben unterhalten.« Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, doch Noah schüttelte nur leicht den Kopf. Sie kannten sich lange genug. 
    Oben fanden sie Bürgermeister Magnus Paulsen im Salon der Suite. Das Rosa stach grell in den Augen. Hätte der Arzt keine so schlechte Nachricht zu überbringen gehabt, hätte er sich ein Lachen vermutlich nicht verkneifen können. So nahm er das Desaster, über welches sich Magnus gerade ziemlich aufregte, nur am Rande wahr.
    »Magnus …« 
    Die Art, wie seine Gattin das Wort an ihn richtete, ließ diesen sofort innehalten, mit dem jungen Maler zu schimpfen, der das

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