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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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wie immer in sehr legeren, bunten Klamotten und mit kurzem, rot-blondem Igelhaarschnitt, wartete vor Runars Haus, aus dem dieser gerade trat und die Schultern zuckte. Sven war deutlich kleiner als Runar, schlanker und schneller in seinen Bewegungen. 
    »Sind ausgeflogen, die Vögelchen«, schnaubte Runar. An seiner Aussprache war die hohe Alkoholkonzentration in seinem Körper zu hören. »Aber ich kann mir schon denken, wo sie sich verkrochen haben. Die find ich und dann …« Runar schlug mit der geballten rechten Faust in seine linke Handfläche. 
    »Mach mal halblang, Alter«, versuchte Larsen die Wut seines Freundes zu bremsen und boxte ihm grinsend in die Seite. »Wir hatten doch erst unseren Spaß. Und was für einen! So eine Gelegenheit bekommen wir bestimmt nicht so schnell wieder.«
    Runar stolperte einen Schritt beiseite, kam zurück und schubste Larsen, den das jedoch nicht weiter interessierte, weil er etwas Anderes, viel Interessanteres entdeckt hatte. »Oder doch. Kuck mal an, wer kommt denn da?«
    Odin Dahl kam ihnen entgegen, durch die kleine Gasse, die Lebensmittelgeschäft und Fleischerei verband. Als er die beiden sah, hielt er einen Moment inne, straffte dann seine hagere Gestalt und ging weiter auf sie zu. 
    Larsen stellte sich ihm in den Weg. Odin Dahl stoppte seinen Schritt und blickte beide abwechselnd an. 
    »Lasst mich durch«, verlangte Dahl. Er war sichtlich nervös. 
    Sven Larsen beugte sich näher zu ihm, musterte ihn und grinste. »Na, Alter? Brauchst was?«
    »Ja«, erwiderte Dahl, »Fleisch und Wurst. Also lasst mich in den Laden.«
    »Siehst aus, als würdest du noch was anderes brauchen.« Larsen stupste Odin leicht gegen die Brust. »Sag an, ich beschaff's dir.« 
    »Ich hab's dir schon mal gesagt, ich brauch das Zeugs nicht mehr!«, erwiderte Odin nach kurzem Zögern mit einem leichten Zittern in der Stimme. »Und jetzt lass mich, verflucht noch mal, durch!«
    Er wollte sich durchdrängen. Runar nutzte die Gelegenheit und stieß Dahl in Larsens Arme. »Nicht so hastig. Erst erzählst mir, wo meine Täubchen sind!«
    »Deine was?«, fragte Odin. »Meinst du deine Bordsteinschwalben? Keine Ahnung.« Er grinste provozierend und versuchte, an dem kleineren Larsen vorbeizukommen. 
    Larsen schubste ihn ebenso wie Runar, setzte nach und schlug ohne Vorwarnung zu. Odin ging zu Boden. Mit ihm die bisher getätigten Einkäufe, die aus den beiden Taschen fielen. 
    Wütend versetzte Runar den Lebensmitteln Tritte. Jeder Tritt wurde begleitet von einer Frage. »Wo ist meine Frau, du Arsch?« – »Ist sie bei den Sommers untergekrochen, so wie du? Verkriecht sich unter deiner Decke, hä? Hast was mit ihr, wie?« – »Hol sofort meine Kleine, oder …«
    »Oder was?« Odin rappelte sich auf und suchte sich eine Position, in der er nicht so leicht das Opfer von Runars Tritten werden konnte. »Mann, ich hab echt keine Ahnung, wovon du redest!«
    Erneut schlug Larsen zu, doch diesmal konnte Odin den Schlag abblocken. Runar setzte nach. Odin wehrte sich, so gut er konnte, doch gegen zwei routinierte Schläger war er hilflos. Er ging wieder zu Boden und blieb dort kauernd hocken. 
    »Großspurig, was?«, knurrte Runar und setzte einen Tritt nach. »Du wirst dich nicht an meinen Mädchen vergreifen, kapiert?«
    »Scheißkerl!«, fluchte Odin kaum verständlich und kassierte den nächsten Treffer.
     
     

11
    Niedergeschlagen saß Nils Haugen seit zwei Stunden an der Theke. Er galt als wortkarg, also sprach ihn niemand von den anderen wenigen Gästen an. Doch zwei Stunden waren selbst für den alten Fischer zu viel. 
    »Gib mir noch einen!«, verlangte er von Kristian Wahlstrom, dem Wirt, und hielt ihm auffordernd sein Schnapsglas hin. 
    »Meinst du nicht, es ist genug?«, fragte der untersetzte und gut zwanzig Kilogramm zu schwere Wahlstrom, während er das Glas in seinen Händen polierte. Es wirkte eher, als hielte er sich daran fest, denn zu tun gab es so gut wie nichts. Die paar Schnäpse und Biere waren schnell ausgeschenkt und wurden langsamer getrunken als früher, wo die Leute von Kongesanger noch Geld für Alkohol hatten. Oft hatte er überlegt, den Laden dichtzumachen, aber die Menschen hatten ihn immer wieder bekniet, diesen gesellschaftlichen Treffpunkt offen zu lassen. Wo sollten sie auch sonst hin? In die Edelbar nebenan? In dieses Ungetüm, das der Bürgermeister in den letzten zwei Jahren bauen ließ, immer noch am Umbauen und Weiterbauen war und großkotzig Hotel nannte?

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