Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
Vom Netzwerk:
begriff. »Du meinst … Brandstiftung?«
    »Wäre möglich.«
    »Aber wer sollte so etwas tun? Und warum? Was ist hier nur los, Gunnar?«, fragte Nils, und starrte den jungen Feuerwehrchef an.
    Dieser antwortete nicht, sondern starrte gedankenverloren auf den Zylinder. Wie Nils brauchte auch er einige Antworten.
     
     

27
    Starr vor Schreck blickte Erik über seine Schulter und erkannte den Dorfpolizisten, Tor Einar Hetland. Sein Verstand gab Entwarnung, aber die Hormone hatten seinen Körper bereits in höchste Alarmstimmung versetzt. 
    »Mann, musst du dich so anschleichen?«, fauchte er. Tor Einar wich einen Schritt zurück. Seine Miene war merkwürdig starr, was Erik auf die Nachricht von Livs gewaltsamem Tod schob. Beide waren öfter auf einen Kaffee in seiner Bäckerei vorbeigekommen und hatten auf ihn den Eindruck eines glücklichen Paars gemacht. Hetland wollte gerade etwas antworten, als Erik ihn unterbrach.
    »Sei ruhig! Psst!«, verlangte er, drehte sich um und lauschte erneut. »Da! Dieses Klopfen!« 
    Tor Einar nickte. Ein unrhythmisches Pochen, das nicht von den Wellenbewegungen ausgelöst wurde. »Lass uns nachsehen.«
    Sie kletterten über eine rostige Leiter auf den Kutter. Die Türe in den Innenraum war nicht verschlossen und ließ sich unter lautem Quietschen öffnen. Drinnen war es fast dunkel. Die Dämmerung kam früh um diese Jahreszeit, und die Bullaugen des Wracks waren nicht mehr allzu lichtdurchlässig. Tor Einar griff nach seiner Taschenlampe, schaltete sie ein und ging voraus. Sie überprüften das Oberdeck, fanden jedoch nichts. Über eine Metallleiter gelangten sie nach unten, tiefer in den Bauch. Es stank erbärmlich. Das Klopfen wurde lauter.
    »Ruhig, bleib mal stehen«, forderte Erik den Polizisten auf, »hörst du das auch?« Aus dem vorderen Teil des Laderaums drang eine weinerliche Kinderstimme zu ihnen durch.
    »Aurora?«, rief Erik. »Aurora, bist du hier?« Nun war es mucksmäuschenstill. »Aurora? Ich bin’s! Onkel Erik!«
    Erik musste sich ducken. Kletterte vorsichtig über verrottete Kisten und Gerätschaften hinweg, die sich kreuz und quer in den unteren Laderäumen verkeilt hatten. Tor leuchtete schräg hinter ihm mit der Lampe in das Dunkel. Erik horchte erneut. Nichts. Langsam ging er vorwärts. Als er versehentlich mit dem Schienbein gegen eine lose Metallstange stieß, fiel diese unter lautem Getöse auf den Boden. Im selben Moment ging das Licht aus. Erik fluchte und fasste sich ans Schienbein.
    »Tor? Verdammt, mach die Lampe wieder an!« Keine Antwort. »Tor?«
    Erik riss die Augen auf und starrte in die Dunkelheit, dorthin, wo er Tor Einar Hetland vermutete. Das Licht ging wieder an und blendete ihn.
    »Hetland, was soll das? Willst du, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe? Komm her und hilf mir, ich glaube sie ist hier drin!«
    Erik hörte Schritte. Das Licht der Taschenlampe wurde heller. Ein leises Rauschen schwang durch die Dunkelheit. Es war das Letzte, was er hörte, bevor mit einem lauten Krach alles schwarz wurde.
     
     

28
    Sigrid war kaum zu beruhigen. Stundenlang hatte sie sich an der Suche nach Aurora beteiligt, dann brach sie zusammen. Noah hatte sie mit Magnus’ Einverständnis in dessen Hotel gebracht und dort einquartiert. Ebenso wie Ann Christin und Jan, der sich alle paar Minuten für sein Vertrauen in den Schwarzen Mann entschuldigte. Die Eindrücke des Feuers und ihr knappes Entkommen setzten Ann Christin ebenso schwer zu wie die Sorge um die Nichte. Noah versorgte die Frauen mit Beruhigungsmitteln, gab der Reinigungskraft des Hotels die Anweisung, sich um Jan zu kümmern, und sah nach Gunhild, die ebenfalls noch seiner medizinischen Hilfe bedurfte. Ihr Zustand hatte sich gegenüber dem Vortag weiter verschlechtert.
    Wenigstens hatte er alle seine Akutfälle unter einem Dach. Es war eine Ironie des Schicksals, dass dieser protzige, nagelneue Bau nun mehr Patienten als Gäste beherbergte und damit wohl eher einem Krankenhaus denn einem Hotel glich. Vielleicht sollte man die Praxis seines Nachfolgers gleich hierher verlegen, so turbulent wie es in Kongesanger seit kurzem zuging. Oder einen von diesen Modeärzten als Kurarzt ins Dorf locken, mit der Aussicht auf reiche und exquisite Gäste. Wie wäre es mit einer Klinik für kosmetische Operationen? Hier in der Einöde würde den Städtern garantiert kein Bekannter über den Weg laufen, bis die Wunden verheilt wären. Ein Erholungsurlaub im Nirgendwo war der perfekte Vorwand für Liftings

Weitere Kostenlose Bücher