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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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würde sie zurück ins Meer treiben. In ein paar Stunden sind die Spuren so oder so futsch. Und wenn wir sie hier liegen lassen, kommen womöglich noch irgendwelche Aasfresser. Also müssen wir sie mitnehmen. So diskret wie möglich, das verstehst du doch. Oder möchtest du hier vielleicht Wache halten?« 
    »Ich kann dein Schiff auch konfiszieren«, warnte Morgan.
    »Du bist nicht mehr der Dorfpolizist«, konterte Haugen verärgert.
    Carl Morgan zuckte die Schultern. »Na gut, dann hol Hetland. Warum hast du mich überhaupt angerufen?«
    Einen Moment lang starrte Haugen ihn böse an, schließlich winkte er ab und gab nach. 
     
    Gemeinsam schafften sie den Körper an Bord. Livs Kopf war nur noch durch Haut, Muskeln und Bänder mit dem Torso verbunden. Noah hielt den Schädel gerade, während die anderen den Körper anhoben. Vorsichtig legten sie den Leichnam aufs Deck und bedeckten ihn. Dann fuhren sie hinüber zum Hafen. Es waren mehr Bewohner auf den Straßen als am Morgen, auch wenn der immer noch herrschende Nebel nur die Konturen der Menschen offenbarte. Den Anblick von Livs Leiche wollten sie trotzdem niemandem zumuten. Außerdem wäre es der Aufklärung nicht zuträglich gewesen, hätten die falschen Leute zu früh Kenntnis von ihrem Fund bekommen. Neues sprach sich schnell herum, und Carl Morgan wollte vermeiden, dass sich außer ihnen noch jemand auf die Tätersuche machte. 
    Der Arzt holte einen Leichensack aus seiner Praxis. Darin verpackten sie Liv. Keine angenehme Aufgabe. Selbst der an Tod und Verwesung gewohnte Fischer schluckte mehrmals heftig und hielt den Atem an. Sie trugen sie zu dritt. Nicht aufgrund ihres Gewichts, sondern um es aussehen zu lassen, als schleppten sie eine schwere Plane oder das zusammengelegte Segel eines Bootes. So brachten sie den Leichnam in die Praxis. 
    Niemand schien ihr geheimes Treiben beobachtet zu haben. 
    Der Kühltresor war eine vor ein paar Jahren provisorisch umgebaute Tiefkühlkammer, die früher in der Fischverarbeitung eingesetzt wurde. Sie brachten Livs Leiche hinein. Dann gab Noah als Hausherr einen Schnaps für alle aus. Sie saßen im Sprechzimmer, stießen wortlos an und schluckten, alleine schon um den widerlichen Geruch einsetzender Verwesung aus Mund und Rachen zu bekommen. Noah ließ die Fotos vom Tatort ausdrucken. Der Apparat im Nebenzimmer erinnerte mit jedem Rattern an das Vorgefallene.
    »Carl«, sagte der Arzt und stellte sein Glas auf dem Schreibtisch ab, »du informierst Hetland, ich geh zu Magnus.«
    »Kommt gar nicht infrage«, wetterte Carl und schenkte sich nach. »Das machen wir genau umgekehrt. Ich werde mit dem Bürgermeister reden und du gehst zum Polizeihaus.« Rasch kippte er den nächsten Schnaps.
    Noah schüttelte den Kopf und blickte Carl eindringlich an. »Carl, wie würde das aussehen, hm? Ich weiß schon, du und Hetland seid keine Freunde, aber was kann er für deinen Ruhestand? Er macht auch nur seinen Job. Egal wie viele Jahre zwischen euch liegen, ihr sprecht dieselbe Sprache, also rede du mit ihm. Ich gehe zu Magnus – glaub mir, das ist schon schwer genug. Sein eigenes Kind zu überleben …«
    »Sein eigenes Kind zu überleben? – Ja, das ist schwer, das kann ich dir sagen, Noah!« Wütend schoss Carl Morgan hoch, viel zu schnell für seine Gelenke. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte er zur Tür.
    »Nimm die Fotos mit!«, rief Noah ihm hinterher. Carl machte kehrt, nahm die Ausdrucke, ohne Noah eines Blickes zu würdigen, und verließ die Praxis. Der Arzt seufzte und blickte ihm kopfschüttelnd nach.
    Nils Haugen, nur wenig jünger als Carl Morgan, zeigte seinen Unmut über das Verhalten des Freundes. »Gut getan hat ihm der Ruhestand nicht, aber er wollte das ja unbedingt mit sich selber ausmachen. Seit Emma nicht mehr da ist …«
    »Ich weiß«, seufzte Noah und stand auf. »Ich werde jetzt den Gang zu den Paulsens antreten und Magnus sagen, dass seine Tochter tot ist. Was für ein Scheiß …« 
    »Hoffentlich erwischen sie den Dreckskerl bald!«, fluchte Haugen, schnappte sich seine Mütze und ging mit eingezogenen Schultern zur Tür. Er brauchte jetzt dringend hochprozentigen Nachschub.
    Noah rief ihm nach: »Nils, zu niemandem ein Sterbenswort. Klar?«
    »Klar«, gab dieser zurück, ohne sich umzudrehen, öffnete die Tür und verschwand im Nebel.
     
     
     

7
    Der Weg zur Wache führte Carl Morgan in die Richtung des alten Hafens. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt, und so beschloss er, einen kleinen

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