Flames 'n' Roses
flüsterte er.
»Bring mich zu Lend nach Hause!«, wandte ich mich an Fehl. Sie lachte ihr Glasscherbenlachen und sah Reth triumphierend an.
»Aber gern.« Sie nahm meine Hand und wir sprangen durch die Pforte. Auf dem Pfad hielt sie mich so eisern umklammert, dass es mir Angst machte. Sie schien nicht mehr genervt, sondern regelrecht begierig auf das, was als Nächstes passieren würde. Ich musste fast rennen, um mit ihr Schritt zu halten. Schließlich öffnete sich eine weitere Pforte und wir kamen in Lends Küche an.
Auf der Arbeitsplatte saß Vivian in all ihrer feurigen Pracht und ließ die Beine baumeln. »Na endlich!«, rief sie und sprang hinunter. »Wird ja auch langsam Zeit! Danke, Fehl.«
Sie leuchtete so hell, dass ich ihre Gesichtszüge nicht ausmachen konnte, aber ich hörte ihr Lächeln. Ich war tot. Wir waren alle tot und es war schon wieder meine Schuld.
Bestürzt sah ich die Fee an. Sie lächelte zurück. »Ach du piep«, flüsterte ich. Wenn Reth wirklich zu den guten Feen gehörte, dann wollte ich gar nicht wissen, wie Fehl drauf war.
Vivian hob etwas vom Boden auf. Bevor ich reagieren konnte, schwang sie es durch die Luft, knapp an mir vorbei und mit voller Wucht in Fehls Gesicht. Fehl sackte zu Boden.
»Eine eiserne Bratpfanne«, sagte Vivian fröhlich. »Schlaue Familie. Und, Schwesterchen, wie läuft’s denn so?«
Seelen saugen
Tja, was sollte ich zu Vivian sagen, hier in Lends Küche? Ich hatte panische Angst. Nicht nur um mich selbst, sondern auch um Lend und alle anderen hier. Ich hatte Vivian direkt zu ihnen geführt. Und darum musste ich sie von hier auch wegschaffen, weg von den Menschen, die ich liebte.
»Ich … Du bist hier.« Mein Gehirn war anscheinend genauso erstarrt wie mein Körper. Ich sah zu, wie sie brannte, so golden und hell.
»Ja, du Blitzmerkerin. Wäre ich auch schon viel früher gewesen, wenn du mir mal verraten hättest, wo du steckst.« Es war so seltsam, mit ihr zu reden, ohne ihr Gesicht zu sehen. Ich musste mich ganz an ihrem Tonfall orientieren. Sie klang sehr zufrieden.
»Äh, ja, das tut mir leid. Scheint, als hätte irgendeine Fee dich blockiert.« Ich musste sie irgendwie dazu bewegen, mit mir wegzugehen, irgendwohin. Ich wusste nicht, was Lend in diesem Moment machte, aber lange durften wir nicht mehr hierbleiben. »Also, sollen wir abhauen?«
Sie lachte. »Wieso das denn? Ich wollte schon immer mal eine Fee aussaugen. Hey, und außerdem kann ich dir dann endlich zeigen, wie das geht!« Sie kniete sich neben Fehl auf den Boden. »Ich frag mich, wann sie wohl wieder zu sich kommt. Na ja, jetzt wohl gar nicht mehr.« Sie hob eine ihrer brennenden Hände und legte sie der Fee auf die Brust. »Die habe ich sowieso nie leiden können. Ich fand immer, ihre Stimme klingt wie – ich weiß auch nicht – Glasscherben oder so.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir müssen hier weg. Und zwar sofort! Ich meine, es wissen doch auch andere Feen, wo wir sind, oder? Lass uns lieber gehen.«
»Reg dich ab, Evie.« Sie wandte mir ihr Gesicht zu und ich konnte kaum ihre Augen inmitten der flüssigen Flammen ausmachen. »Wir müssen uns wegen der Feen keine Sorgen mehr machen, jetzt, wo wir zusammen sind.« Sie blickte auf Fehl hinunter. »Mann, wird die denn nie leer? Hätte ich mal früher gewusst, dass Feen so viel zu bieten haben – wow! Das ist – komm, fühl mal. Das wird dir gefallen. Es gibt nichts Besseres auf dieser ganzen beschissenen Welt.«
»Bitte hör auf«, bat ich und versuchte vergebens, mein Schluchzen zu unterdrücken, aber ich konnte nichts dagegen tun. So wenig ich Fehl auch mochte, ich konnte nicht einfach dastehen und zusehen, wie ihr die Seele geraubt wurde.
»Warum?«
»Weil … weil du das gar nicht tun musst!«
Kopfschüttelnd stand Vivian auf. »Du kapierst es nicht.«
»Doch! Hör mal, du hast doch gesagt, ich würde immer heller, richtig?«
Sie nickte. »Wahnsinnskleid übrigens.«
»Aber ich hab mir gar keine Seelen genommen! Ich weiß ja noch nicht mal, wie das geht. Also muss es doch noch einen anderen Weg geben, stimmt’s?«
»Nein, gibt es nicht. Ich hab’s dir doch schon erklärt. Wir haben keine eigene Seele. Und ich höre bestimmt nicht auf, schon gar nicht jetzt, wo ich dich gefunden habe. Weißt du eigentlich, wie lange ich auf dich warten musste? Weißt du das? Fünfzig Jahre, verdammt noch mal.«
Ich konnte es nicht glauben. Sie wirkte nicht älter als zwanzig. »Du bist nicht – aber wie?«
»Na, darum.«
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