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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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maskulinen Ruf, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Abend einfach perfekt ist.«
    »Ich auch.« Wenn man vor lauter Glück sterben könnte, hätte in diesem Moment schon mal getrost jemand damit anfangen können, meinen Grabstein zu meißeln.
    Nachdem wir uns ein paar Minuten hin und her gewiegt hatten, schüttelte Lend den Kopf. »Das können wir doch besser.« Er nahm meine Hand und begann uns mit bizarren Tangoschritten durch die Menge zu manövrieren. Als er mich wieder nach hinten kippte, erhaschte ich über Kopf einen Blick auf John und Carlee, die sich beim Tanzen so eng aneinanderpressten, dass man nicht mal ein Blatt Papier hätte dazwischenschieben können.
    Lend zog mich wieder hoch und grinste schelmisch. »Denkst du auch, was ich denke?«
    Wie auf Kommando preschten wir los und benutzten unsere ausgestreckten Hände als Keil, um die beiden auseinanderzudrängen. Carlee lachte und John sprang Lend auf den Rücken und nahm ihn von hinten in den Schwitzkasten.
    »Also echt, Jungs, benehmt euch«, sagte ich kichernd.
    »Darf ich abklatschen?«, murmelte plötzlich eine Stimme wie flüssiges Gold in mein Ohr. Mein Rücken versteifte sich, mein Magen zog sich vor Angst zusammen, und bevor ich auch nur schreien konnte, hatte eine schlanke Hand meine gepackt und wirbelte mich durch die Menge davon. Ich versuchte noch, mich loszureißen, aber wir drehten uns so schnell, dass der Raum und das Meer von Gesichtern um uns herum zu einem einzigen Strudel zusammenflossen. Reths Arme umklammerten mich unnachgiebig wie Stahlseile.
    »Lend!«, rief ich und schaffte es nur, mein Gleichgewicht zu halten, weil sich Reths Hand viel zu fest in meinen Rücken presste. Für einen Sekundenbruchteil sah ich Lend, sein Gesicht ein Bild der Panik, wie er versuchte, sich durch die Masse von Kleidern und Anzügen einen Weg zu uns zu bahnen. Doch all das verschwamm gleich wieder zu einem Vorhang aus Seide und Pailletten in allen Regenbogenfarben und nahm mir die Sicht auf ihn, während Reth zielsicher durch die Menge glitt. Menschen boten wie immer nicht den geringsten Schutz vor ihm.
    Schließlich waren wir am Rand der Menge angekommen und Reth tanzte mit mir durch eine Feenpforte, weg von allem, was ich mir je gewünscht hatte.
    »Evelyn, mein Herz. Endlich tanzen wir wieder miteinander.« In der unendlichen Dunkelheit kippte er mich nach hinten und zog mich gleich wieder eng an sich.
    In meinem Kopf drehte sich alles und ich schloss die Augen, um nicht zu weinen. Warum hatte ich bloß nicht daran gedacht, mir außer dem Lippenstift auch ein Stückchen trockenes Brot in den BH zu stopfen? Oder gleich eine Eisenstange? Wie hatte ich mir nur einbilden können, ich könnte jemals normal sein?
    »Bring mich zurück«, forderte ich und stieß mich von ihm ab, so weit es ging. So ein Mist, dass ich auf den Feenpfaden seine Hand nicht loslassen konnte.
    »Ach, nun sei doch nicht so. Wir haben uns doch so lange nicht gesehen. Das tut mir auch aufrichtig leid. Ich wollte dich ja besuchen, ehrlich, aber du musstest ja unbedingt in diesem schrecklichen Eisenbett schlafen und diese Wasserhexe war auch immer dermaßen wachsam. Aber so habe ich mir eben die Zeit mit unseren alten Freunden von der IBKP vertrieben. Endlich konnte ich ihnen allen mal einen Besuch abstatten, dank dir und deinen wundervollen Worten.«
    »Wovon redest du?«, fragte ich mit möglichst ausdrucksloser Stimme, um die Panik zu verbergen, die in mir aufstieg. Was hatte ich getan? Ich dachte an meine Worte in dieser Nacht zurück – ich hatte ihm befohlen, einen neuen Namen anzunehmen. Gut, so konnte ihn die IBKP nicht mehr herumkommandieren, aber komplett frei war er doch trotzdem nicht. Und dann fiel mir ein, was ich ihm noch befohlen hatte: das zu missachten, was die IBKP ihm befohlen hatte. Fast hätte ich mich übergeben, als mir die volle Bedeutung meiner Worte aufging. Zweifellos hatte er es vorgezogen, sie so zu verstehen, dass er alle Befehle missachten sollte, die die IBKP ihm je gegeben hatte – einschließlich der Regel, keinem Menschen Schaden zuzufügen. »Nein«, flüsterte ich bestürzt. »Was hast du getan?«
    Er lächelte, seine Zähne leuchtend weiß in der Dunkelheit, und ging ein paar Schritte weiter. Ich wehrte mich, aber er zerrte mich einfach mit und schließlich standen wir auf einer Wiese, die keine richtige Wiese war. An den Rändern war sie verschwommen, nicht klar definiert, und der fröhlich sonnengelbe Himmel hing viel zu tief. Das

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