Flames 'n' Roses
Gras und die kleinen rosa Blumen darin wanden sich zu Spiralen und anderen Mustern. Der ganze Ort verströmte eine fast höhnische Ruhe.
»So.« Zwei Stühle erschienen aus dem Nichts. Er setzte sich und bedeutete mir, dasselbe zu tun. »Jetzt bist du in Sicherheit. Da werden wir wohl endlich fertig werden.«
»Glaub mir, ich bin so was von fertig mit dir.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie viele von ihnen hast du getötet?«
Er zog die Stirn kraus. »Wen soll ich getötet haben?«
»Die Leute von der IBKP. Wie viele von ihnen hast du umgebracht? Hast du Raquel getötet? Ist Vivian so an ihren Kommunikator gekommen?« Die letzte Frage schrie ich heraus. Ich war so wütend, dass es mir völlig egal war, was passieren würde. Ich wollte sogar, dass er in Rage geriet; sein blasiertes Lächeln hatte ich jedenfalls gründlich satt.
»Meine Güte, Evelyn, du müsstest dich mal hören. Ich habe ihnen nur, nun ja, sagen wir, etwas früher in den Ruhestand verholfen. Aber ich habe doch niemanden umgebracht. Was hätte ich denn davon?«
»Und das soll ich dir jetzt glauben, nachdem du Vivian in die Zentrale gelassen hast? Holst du sie gleich vielleicht auch noch her? Wie lange steckt ihr zwei eigentlich schon unter einer Decke?«
Er grinste. »Oh ja, dieser Abend war wirklich vom Anfang bis zum Ende wunderbar durchkomponiert, das muss ich schon sagen. Aber ich versichere dir, dass ich nicht mit ihr unter einer Decke stecke, wie du dich auszudrücken beliebst. Ich brauchte einfach einen neuen Namen und du scheinst unter Stress nun mal am besten zu arbeiten. Ich hätte allerdings nie zugelassen, dass dir etwas passiert. Trotzdem war es nicht leicht, sich wieder den langweiligen Angelegenheiten des Hofes zu widmen, und noch dazu hast du meine Geduld wirklich überstrapaziert. Wenn wir hier fertig sind, könnte es allerdings sein, dass du all die Mühe durchaus wert gewesen bist.«
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. »Darum ging es also? Diese Paranormalen mussten alle nur sterben, damit du mir eine Situation aufzwingen konntest, in der ich dir diesen Befehl geben würde?«
»Aber ja. Doch nun müssen wir uns wieder unserem Vorhaben zuwenden.«
»Warum konntest du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Es war doch gerade alles gut! Und du hast deinen blöden neuen Namen. Warum bist du nicht im Feenreich geblieben?«
»Weil sie dich früher oder später sowieso gefunden hätten, mein Herz. Ich konnte deinen Aufenthaltsort nicht ewig vor ihnen verborgen halten. Vivian ist übrigens schon unterwegs dorthin.«
Entsetzt schlug ich die Hände vor den Mund und schüttelte den Kopf. »Nein, sie kann nicht … Sie wird … bring mich zurück! Sofort! Ich muss die anderen warnen!«
Reth schlug seufzend die Beine übereinander. »Die spielen keine Rolle. Und ich muss dich immer noch erfüllen.«
»Ich will aber nichts mehr von deiner ekelhaften Seele!«
Seine Augen wurden schmal vor Wut. Der Himmel verfinsterte sich von Gelb zu fast Schwarz, eine plötzliche Windböe peitschte durch mein Kleid. »Mein liebes Kind, du hast keine Ahnung, was ich opfern musste, um dich am Leben zu halten, um dein ewiges Fortbestehen zu sichern. Der Preis dafür ist sehr hoch und ich werde all die Mühe, die deine Erschaffung gekostet hat, sicherlich nicht dadurch zunichtemachen, dass ich dich Vivian überlasse.«
»Du – du hast mich erschaffen?« Die Vorstellung war einfach zu schrecklich.
»Mein Hof hat dich erschaffen. Irgendetwas mussten wir der Schöpfung der anderen schließlich entgegensetzen.«
»Oh, ich weiß Bescheid über deinen tollen Hof«, fauchte ich. »Für die Unseelie mache ich gar nichts!«
Wieder sah er mich verwirrt an. »Wie kommst du darauf, dass ich zu den Unseelie gehöre?«
»Ich bin doch nicht blöd! Die Unseelie sind die bösen Feen!«
»Da stimme ich dir vollkommen zu. Grässliche Bande. Wir hätten dich auch schon viel früher erschaffen, aber wir wussten ja nicht, dass sie mit Vivian tatsächlich Erfolg gehabt hatten. Nun ja, es bleibt immer noch genügend Zeit. Wenn du mir jetzt bitte deine Hand reichen würdest.« Er stand auf.
»Niemals.« Ich starrte ihn böse an, so außer mir, dass ich zitterte. »Und außerdem hast du was vergessen.«
»Ach ja?« In aller Ruhe kam er auf mich zu.
»Denfehlath!«, rief ich.
Sein Blick weitete sich vor Überraschung und Wut, als sich neben mir eine Pforte öffnete und die Fee mit den rubinroten Augen heraustrat.
»Was hast du getan, Evelyn?«,
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