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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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befand. Das Feenreich existiert parallel zu unserer Welt, allerdings ohne Zeit und Raum und den ganzen anderen Physikquatsch, der mich bis jetzt kein bisschen interessiert hatte. Feenreich und Messerkampf, das waren definitiv Themen, bei denen ich im Unterricht in Zukunft besser aufpassen musste.
    Ich hätte Reth wieder bei seinem wahren Namen rufen können und dann würde er kommen müssen. Aber nachdem das vorhin ja schon so »super« geklappt hatte … Verdammt, wieso hatte ich es bloß so formuliert? Ich brauche dich. Vermutlich hatte er einfach das als den Befehl verstanden und würde sich nun immer nach Lust und Laune selbst zusammenspinnen, wofür genau ich ihn gerade brauchte. Wenn ich ihn jetzt zurückholte und meinen Befehl widerrief, bevor er mir wieder die Stimme wegnehmen konnte, war nicht abzusehen, wie er das interpretieren würde. Wenn man Feen widersprüchliche Befehle gibt, können sie diese nicht ausführen und tun dann stattdessen etwas komplett anderes (und zwar nichts Gutes). Ich war so was von erledigt.
    Feen sind einfach die gerissensten Geschöpfe der Welt. Die IBKP (damals, als sie noch nicht die IBKP war, sondern die ABKP, und es jede Menge anderer Abkürzungen für die jeweiligen Länder gab) hatte jahrzehntelang hart daran gearbeitet, eine Fee zu finden – irgendeine Fee – und ihren wahren Namen zu erfahren. Ihre Vorgehensweise beinhaltete hübsche junge Mädchen, die den Lockvogel spielen sollten. Dutzende hübscher junger Mädchen, die dann alle auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Bis auf eins, das ein unglaubliches Geheimnis entdeckte.
    Alkohol hat absolut keine Wirkung auf Feen, aber zur großen Überraschung des Mädchens – und zum Verderben der Feen – werden sie von Kohlensäure extrem betrunken. Mithilfe von Cola in rauen Mengen schaffte das Mädchen es, den wahren Namen einer Fee herauszukriegen. Damit konnte sie die Fee dazu zwingen, ihren Befehlen zu gehorchen und mit den Namen einiger anderer Feen rauszurücken, die wiederum mit den Namen weiterer Feen rausrückten und so weiter. 1995 folgte dann die große Operation Feenkontrolle und -katalogisierung.
    Das hört sich allerdings viel beeindruckender an, als es war. Ein ganzer Haufen von Leuten, die an dem Projekt mitgearbeitet hatten, verschwand entweder spurlos oder starb, und außerdem halten die meisten Feen ihre Namen sogar voreinander geheim, sodass die IBKP sowieso nur einen Bruchteil erwischte. Und genau das ist es, was die IBKP daraus hätte lernen sollen, aber immer noch nicht gelernt hat und wahrscheinlich auch nie lernen wird: Man kann Feen nicht kontrollieren. Geht einfach nicht. Sie denken nicht logisch oder rational. Sie halten sich nicht an dieselben Gesetze (ob physikalisch, gesellschaftlich, emotional oder im Straßenverkehr – was auch immer) wie wir. Sie verfolgen immer ihre eigenen Pläne und sind nun mal einfach klüger als wir. Und indem wir ihre Namen enthüllen und für unsere Zwecke einsetzen, pfuschen wir mit einer paranormalen Magie herum, gewaltiger und mächtiger, als wir es uns auch nur im Geringsten vorstellen können.
    Wenn ich wir sage, meine ich damit natürlich eigentlich diese selbstgefälligen Idioten von der IBKP.
    Über all das dachte ich nach, während ich, gefangen im Feenreich, auf Reths Sofa saß und mich fragte, wie lange ich es wohl noch aushalten würde, ohne zu schlafen, zu essen oder zu trinken. Oder übrigens auch ohne zu pinkeln, denn eine Toilette war nirgends zu sehen. Blöde Unsterbliche. War die Zauberkraft der Feen es wirklich wert, dafür all diese Risiken auf sich zu nehmen?
    Es musste noch einen anderen Ausweg geben. Ich konnte – und wollte – Reth nicht zurückrufen. Ich wusste, dass er mich nie freiwillig hier weglassen würde, und die Feenpfade waren der einzige Fluchtweg.
    Eine andere Fee! Das war perfekt. Die Namen, die man mir anvertraut hatte, waren nur für verzweifelte Notlagen gedacht. Na, diese hier schien mir auf jeden Fall verzweifelt genug. Ich öffnete den Mund und – nichts. Ich konnte mich immer noch nicht erinnern.
    Feennamen waren einfach zu seltsam und ich hatte damals so viel Angst gehabt, dass ich ihn wohl regelrecht verdrängt hatte. Ich legte mich wieder auf das Sofa, starrte an die kristallbesetzte Decke und durchforstete mein Gehirn nach dem Namen der Fee mit den rubinroten Haaren.
    Die Kristalle reflektierten eine nicht identifizierbare Lichtquelle. Es schien fast, als verberge sich dahinter eine Bedeutung, eine Art Muster. Jetzt

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