Flames 'n' Roses
erkannte ich auch schwache Farben. Irgendwas wollten sie mir sagen. Wenn ich nur lange genug hinsah, ganz konzentriert, und an nichts anderes dachte … Vielleicht sollte ich die Augen schließen und überhaupt nicht mehr denken, dann würde bestimmt alles gut werden …
»Nein!« Ich setzte mich auf und blinzelte energisch, um die Augen offen zu halten. Die Decke war ab jetzt tabu.
Wie hieß sie nur? Ich wusste, dass ich es wusste. Und dann erinnerte ich mich – es war die Fee, die Lend unfreiwillig als Anhalter mitgenommen hatte. Fehl! So lautete ihr Spitzname. Und mit vollem Namen hieß sie …
»Denfehlath!«, rief ich triumphierend.
Nur ein paar Sekunden später formte sich an der Wand der Umriss einer Pforte und Fehl spazierte hindurch, genauso gelangweilt wie zuvor.
»Oh.« Sie runzelte die Stirn.
Ganz aus dem Häuschen vor Erleichterung sprang ich auf, konnte mich aber gerade noch zurückhalten, bevor ich wieder etwas Blödes sagte. Dieses Mal würde ich vorsichtiger sein. Und mich konkret ausdrücken. »Bitte bring mich dahin zurück, wo ich wohne, in die IBKP-Zentrale.«
Sie streckte die Hand aus und ich legte meine hinein.
»Halt!«, befahl Reth, der hinter uns aufgetaucht war. Ich drehte mich zu ihm um, ließ Fehls Hand aber nicht los. »Sie gehört mir.«
Fehl lächelte ihm säuerlich zu. »Das war ein namentlicher Befehl. Ich kann nichts dagegen machen.«
Reths goldene Augen loderten vor Wut. Noch so was Feentypisches: Sie sind extrem jähzornig. Ich hatte schon einmal miterlebt, wie er außer Kontrolle geraten war – und das hatte mich so schockiert, dass ich mich seither von ihm fernhielt.
»Los, gehen wir.« Ich zerrte an Fehls Hand. Das sanfte Licht im Raum hatte sich verändert; jetzt lag über allem ein rotes, bedrohliches Glühen.
Wir hasteten durch die Pforte hinaus auf die Feenpfade. Da mir momentan das, was hinter mir lag, mehr Angst machte als das, was vor mir war, ließ ich die Augen ausnahmsweise offen. Fehl umklammerte meine Hand so fest, dass es wehtat; auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck purer Wut, aber gleichzeitig auch ein Anflug von Selbstzufriedenheit. Ich fragte mich, ob da irgendwas lief, von dem ich nichts wusste. Die Chemie zwischen den beiden kam mir ziemlich komisch vor. Na, egal. Solange ich bloß wieder nach Hause kam, interessierte mich das alles nicht.
Doch dann kam mir eine brillante Idee. »Kannst du mir eine Pforte zu Lends Zimmer öffnen?«
Der Blick, den ich von ihr erntete, war so schneidend, dass es mich beinahe wunderte, dass ich nicht anfing zu bluten.
Noch ein paar Schritte, dann öffneten sich die weißen Linien vor uns. Sie schubste mich hinaus und verschwand in der Dunkelheit.
Das Zimmer war in denselben öden Farben gehalten wie der Rest der Zentrale. Lediglich ein graues Bett stand an der Wand und durch eine offene Tür konnte ich ein kleines Badezimmer sehen. Lend, der ausgerechnet mein Äußeres angenommen hatte, saß auf dem Bett. Er sah auf und Überraschung huschte über sein – mein Gesicht. Dann sah er wieder weg und ich hörte Raquel reden.
Schnell presste ich mich an die Wand. Sie musste im Flur stehen, da ich sie nicht sehen konnte, und anscheinend hatte sie mich auch nicht gesehen. Noch mal Glück gehabt. Bis jetzt zumindest. Und nun wusste ich wenigstens, wo Lend war. Manchmal waren diese Feen ja doch ganz brauchbar.
»… wäre alles viel einfacher, wenn du uns ein paar simple Informationen liefern würdest. Denk darüber nach«, schloss Raquel und ich hörte, wie ihre Pumps den Flur hinunterklapperten.
Lend-als-ich sah wieder zu mir rüber und hob fragend eine Augenbraue.
»Hey, das ist unfair!«, flüsterte ich. Ich hatte es nie hingekriegt, nur eine Augenbraue hochzuziehen. Und nicht etwa deshalb, weil ich es nicht genug versucht hätte.
Verwirrt sah er mich an, also gestikulierte ich in Richtung meiner eigenen Brauen und schüttelte den Kopf. Er grinste zur Antwort und ich zerschmolz, um von dem dunkelhaarigen, dunkeläugigen Schnuckel ersetzt zu werden, den ich schon kannte.
»Was machst du hier?«
Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich an der Wand hinunterrutschen. »Dachte mir, ich guck mal vorbei.«
»Aha.«
»Tja, mir war langweilig.«
»Mir auch.«
Langes, unbehagliches Schweigen.
»Und, hattest du vor, länger zu bleiben?«
»Weiß nicht. Ich glaub, die vermissen mich schon.«
»Raquel schien auf jeden Fall ziemlich hektisch.«
Ich seufzte. »Ja, ich sollte ihr wohl mal Bescheid geben, dass ich
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