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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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zurück. Ein Paar Arme schlang sich von hinten um meine Taille und zog mich in die Dunkelheit.
    »Du hast gerufen«, murmelte Reth in mein Ohr und hielt mich fest, als wir durch das Nichts schwebten. »Ich wusste, das würdest du irgendwann.« Ich konnte das Grinsen in seiner Stimme förmlich hören, seinen Triumph. Einst hatte ich geschworen, dass ich seinen wahren Namen nie wieder benutzen, ihn nie wieder rufen würde. Stattdessen hatte ich gerade all meine Befehle an ihn, sich von mir fernzuhalten, wieder aufgehoben. Und dann diese Formulierung – warum hatte ich bloß gesagt, dass ich ihn bräuchte? Das konnte er sich ja komplett so hinbiegen, wie es ihm passte. Doch dann jagte mir die Erinnerung an die Lippen des Vampirs an meinem Hals einen neuerlichen Schauder über den Rücken. Fürs Erste spielte das keine Rolle.
    »Bring mich einfach nach Hause, ja?«
    Er verstärkte seinen Griff um meine Hüfte und presste den Oberkörper dichter an meinen Rücken. Durch mein Shirt spürte ich sein Herz, das kräftig, aber viel zu langsam schlug. »Nach Hause, bitte sehr.« Er stieß sein silbriges Lachen aus. Allein das hätte mich warnen müssen.
    Ich ließ die Augen geschlossen und versuchte zu ignorieren, wie fest er sich an mich drückte. Feen interessierten sich nicht die Bohne für Sex und alles Körperliche, aber Manipulation interessierte sie sehr wohl, und Reth wusste genau, wie sehr ich mich nach Nähe sehnte – jeglicher Art von Nähe. Ich konnte gar nicht genug bekommen von Zuneigung und Aufmerksamkeit – hat etwas damit zu tun, wie ich aufgewachsen bin. Er wusste, besser als Raquel, besser als Lish, besser als jeder andere, wie einsam ich mich im tiefsten Innern fühlte. Und dafür hasste ich ihn.
    Ich wartete darauf, dass er meine Hand nahm und wir losgehen würden, stattdessen aber spürte ich nur einen leichten Luftzug und dann wurde alles hell und warm. Ich schlug die Augen auf und sah ein Zimmer vor mir. Das nicht meins war. Das Licht hier war weich, seine Quelle nicht auszumachen. Hier und da stand ein elegantes Möbelstück und die Wände schienen aus massivem, blassem Fels zu bestehen. Alles, was aus Stoff war, bestand aus Samt oder Seide in tiefem Rot und königlichem Purpur mit goldenen Verzierungen. Eine Tür gab es nicht.
    »Nach Hause, hab ich gesagt.«
    Wieder lachte er. »Du hast aber nicht gesagt, wessen Zuhause.«
    Stinksauer und viel zu erschöpft, um mich weiter mit solchem Feenquatsch herumzuschlagen, öffnete ich den Mund, um ihm ganz genau zu sagen, wohin er mich bringen sollte und wohin er sich danach gefälligst verziehen konnte. Ich war mir nicht sicher, ob eine Fee dem Befehl, zur Hölle zu fahren, überhaupt gehorchen konnte, aber das würde ich ja dann herausfinden. Doch bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, hob er seine Hand und strich mir über die Kehle.
    »Psssst«, flüsterte er.
    Ich hatte keine Stimme mehr. Nicht wie bei einer Erkältung, wenn man nur noch röchelt und krächzt. Überhaupt keine Stimme. Ich konnte nicht schreien oder auch nur flüstern. Am liebsten hätte ich sofort diesen genialen Typen gesucht, der behauptet hatte, wir könnten die Feen kontrollieren, und ihm einen Tritt dorthin verpasst, wo es so richtig wehtat.
    Ich wand mich aus Reths Armen und rannte hinter eins der antik aussehenden Sofas, damit wenigstens etwas zwischen uns lag. »Lass das«, formte ich mit den Lippen.
    Er lächelte mich nur an. Seine Augen waren golden wie reifer Weizen und sein Haar leuchtete in beinahe demselben Ton. Alles an ihm wirkte wie aus Gold, außer seinem Lachen. Das hatte schon immer silbrig geklungen. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, ohne zu riskieren, nie wieder wegsehen zu wollen, aber ich wollte ihn auch nicht aus den Augen lassen und meine Deckung aufgeben. Mann, ich war so was von tot.
    »Evelyn.« Aus seinem Mund klang mein Name wie eine Liebkosung. »Warum wehrst du dich so? Du willst doch auch mit mir zusammen sein. Und ich würde nie eine andere wollen.«
    Ich bekam Gänsehaut. Vermutlich hatte Reth schon zahllose Mädchen mit ins Feenreich genommen. Er wusste genau, dass wir nicht ewig taufrisch blieben. Entweder versuchte er bloß wieder, mich zu manipulieren, was sehr wahrscheinlich war, oder er führte etwas ernsthaft Gruseliges im Schilde.
    »Warum?«, fragte ich lautlos. Ich wusste, dass er die Wahrheit sagte – er wollte mich wirklich. Was alles noch schlimmer machte. Denn das war bei nicht vielen Menschen in meinem Leben der Fall gewesen.

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