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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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ich mir die Augen. »Ich hab Mist gebaut. Richtig großen Mist. Also, es kam keiner und ich dachte, ich sterbe, darum habe ich nach Reth gerufen.«
    »Das ist doch in Ordnung, für solche Fälle sollt ihr euch die Feennamen ja merken.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das Problem ist nicht, dass ich ihn gerufen habe. Sondern wie. Es ging alles so schnell und der Vampir hatte die Zähne schon an meinem Hals und da habe ich gerufen: ›Ich brauche dich.‹«
    Raquels Gesichtsausdruck wandelte sich von verständnisvoll zu ernsthaft angepisst. Wenn die IBKP einem Feennamen zuteilt, verpflichten sie einen, jährlich an einem zweiwöchigen Kurs – zwei Wochen! – teilzunehmen, in dem man lernt, wie man namentliche Befehle richtig formuliert und anwendet. Und Ich brauche dich war so missverständlich und dämlich, wie es überhaupt nur ging.
    »›Ich brauche dich‹? Das hast du gesagt? Das war dein namentlicher Befehl?«
    »Bitte nicht sauer sein.« Ich war kurz vorm Heulen. »Glaub mir, ich hab schon dafür bezahlt. Ich hatte ihm gesagt, er soll mich nach Hause bringen, und da hat er mich zu sich nach Hause gebracht und wieder versucht, mir mein Herz zu stehlen.«
    »Evie, Schatz, ich weiß ja, was alles zwischen dir und Reth war. Aber er kann dir nicht einfach das Herz stehlen. Das funktioniert so nicht.«
    Jetzt reichte es mir. Bei allem, was ich durchgemacht hatte, wollte sie mir auch noch – wieder mal – weismachen, dass das alles nur in meinem Kopf passiert und so ein freakiger Feenzauber gar nicht möglich war. Sie hatte diese Wärme ja auch noch nie gespürt, hatte nie gefühlt, wie sie in ihr hochkroch und ihr Herz umkreiste, wie sie von ihr verzehrt wurde. Sie wusste gar nichts. Woher auch? Aber ich hatte genug davon, von ihr wie ein dummes kleines Mädchen behandelt zu werden, das nicht über seinen Exfreund hinwegkam. »Ach, vergiss es einfach!«, zischte ich. »Ich geh schlafen.«
    Ich drehte mich um und ging, ohne mich von Lish zu verabschieden. Sie würde mit mir fühlen, das wusste ich, aber verstehen konnte sie mich trotzdem nicht.
    Niemand verstand es. Na ja, oder fast niemand – Reth schon. Er verstand alles. Und recht hatte er auch noch. Ich war total allein und das war zum Kotzen.
    In meiner Wohneinheit angekommen, steuerte ich direkt aufs Schlafzimmer zu und kramte die Anderthalb-Kilo-Hanteln unter dem Bett hervor, die ich aus Buds Trainingsraum hatte mitgehen lassen. Die Dinger waren aus Eisen, der beste Schutz gegen Feen. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass sie aus Eisen waren. Okay, ich hoffte wirklich, wirklich sehr, dass sie aus Eisen waren, denn meine einzige Alternative wäre es, mit meinem Messer auf der Brust zu schlafen. Mir huschte ein Bild durch den Kopf, wie ich mich während eines Albtraums aufspießte. Also lieber die Hanteln.
    Die Gewichte links und rechts neben mir, schloss ich die Augen und schlief auf der Stelle ein.
     
    Am nächsten Morgen wachte ich erst spät auf; verschleierte Erinnerungen an eine Frauenstimme, die nach mir rief, kit zelten die Säume meines Bewusstseins. Die beiden Hanteln lagen noch an Ort und Stelle, halb in die Bettdecke eingewickelt. Und mein Herz gehörte immer noch mir. Ich schien die Nacht einigermaßen erfolgreich überstanden zu haben.
    Ich ließ mir Zeit dabei, mich fertig zu machen; ich war mir ziemlich sicher, dass es Samstag war. Manchmal war es gar nicht so leicht, die Tage hier in der Zentrale auseinanderzuhalten, aber da noch keiner von meinen Lehrern vor der Tür stand und mich fragte, warum ich schon wieder keine Hausaufgaben gemacht hatte, ging ich mal stark von Samstag aus.
    Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zu Lish. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich am Tag zuvor einfach abgehauen war. Ihre Augen leuchteten auf, als ich hereinkam.
    »Evie«, begrüßte mich die monotone Stimme, aber ich konnte das gedachte Ausrufezeichen dahinter hören. »Ein Glück, dass es dir gut geht. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
    Ich schenkte ihr das fröhlichste Lächeln, das ich hinkriegte. »War ein beschissener Tag gestern.«
    »Das tut mir leid.«
    Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. »Irgendwas Neues wegen der Vampire?«
    »Nichts.«
    Eigenartig. Aber nicht mein Problem. Und ich konnte auch nicht gerade behaupten, dass es mir das Herz brach, also zuckte ich nur mit den Schultern. »Und was ist mit Lend? Haben die mittlerweile irgendeine Ahnung, wer oder was er ist und warum er hier eingebrochen sein

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