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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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Selbst meine eigenen Eltern hatten mich im Stich gelassen, als ich noch ein kleines Kind gewesen war.
    Er setzte sich mit einer graziösen Bewegung. Auf dem kleinen Tischchen mit den Klauenfüßen neben seinem Stuhl standen eine Kristallkaraffe und zwei Becher. Er goss eine klare Flüssigkeit in beide und hielt mir dann einen davon hin. »Durst?«
    Ich schüttelte den Kopf. So beschränkt war ich auch wieder nicht. Niemals, wirklich nie, darf man etwas zu essen oder zu trinken von einer Fee annehmen, ganz besonders nicht in ihrem Reich. Sonst kommt man da nie wieder raus.
    Unbeeindruckt trank er beide Becher selbst aus.
    Fieberhaft überlegte ich, was ich ohne meine Stimme noch tun konnte. Erst dann fiel mir Vollidiotin ein, dass ich ja immer noch Tasey und mein Messer hatte, die ich so fest umklammerte, dass mir die Hände wehtaten. Dankbar dafür, dass das Sofa mich halb verdeckte, steckte ich vorsichtig Tasey weg – sie brachte bei Feen nur für ein paar Sekunden lang was. Mit der freien Hand drückte ich wieder auf den Panikknopf. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo wir uns befanden, aber ich hoffte inständig, dass es irgendwo war, wohin Lish mir Hilfe schicken konnte.
    »Hast du nicht die Nase voll davon, immer zu frieren?«, versuchte er mich einzulullen. »So kalt und einsam. Das muss doch nicht sein. Uns läuft die Zeit davon.« Seine Augen waren Seen aus Bernstein, tief und unvergänglich. Seen, in denen man ertrinken konnte. »Tanz noch einmal mit mir.«
    Ich kniff die Augen zu. Er hatte recht, ich hatte wirklich die Nase voll. Mein Leben lang war ich allein gewesen. Die Kinderheime, dann die Zentrale – wo lag eigentlich der Unterschied? Warum gab ich nicht einfach nach? Ich spürte seine Hand auf meiner, sie fühlte sich so warm an. Langsam und eindringlich strömte die Hitze meinen Arm hinauf. Warum sollte ich ihm nicht mein Herz schenken, meine Seele? Ansonsten interessierte sich ja sowieso niemand dafür.
    Er spürte, wie ich weich wurde, und zog mich an sich. »Es gibt niemand anderen für dich, mein Herz. Lass mich dich erfüllen.« Es gab niemand anderen für mich. Ich schlug die Augen auf und sah in die goldenen von Reth – doch da durchflutete die Erinnerung an ein anderes Augenpaar, klar wie Wasser, mein Gedächtnis. Keine Ahnung, warum ich in diesem Moment an Lend denken musste, aber es reichte, um mich von Reth zu lösen. Ich hob mein silbernes Messer und hielt es zwischen uns wie einen Talisman.
    Reth war erst überrascht, dann wurde er wütend. »Was machst du denn, du dummes Kind?« Meine Hand hatte er immer noch nicht losgelassen, aber ich widerstand seiner Wärme. Sie war mir bis hinauf in die Schulter gekrochen, wurde jetzt aber langsamer. »Verstehst du denn nicht, was ich dir schenken will?«
    Ich drückte die Klinge flach an seine Brust. Er ließ meine Hand los und wich einen Schritt zurück. Eisen wirkt am besten gegen Feen, aber Silber finden sie auch nicht gerade toll.
    »Schluss damit«, formte ich mit den Lippen und deutete auf meine Kehle. Mit finsterem Blick machte er eine kurze Handbewegung und ich spürte ein Kribbeln im Hals.
    »Warum wehrst du dich so dagegen?«
    »Weil du vollkommen durchgeknallt bist! Ich will das nicht! Ich gehöre dir nicht! Niemals!«
    Sein perfektes Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Du irrst dich.«
    »Tja, ich habe hier ein silbernes Messer, das da vollkommen anderer Meinung ist. Und jetzt –«
    »– soll ich dich nach Hause bringen?«
    Ich nickte.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Das war kein Befehl. Und irgendwann musst du auch mal schlafen.« Bevor ich ihm befehlen konnte, mich nach Hause zu bringen, verschwand er einfach und ließ nur sein silbriges Lachen zurück.
    So langsam fing ich echt an, die Vampire zu vermissen.

Evie und die blöde Fee
    Ich schrie Reth hinterher, er solle gefälligst zurückkommen, und ließ mich schließlich resigniert auf eins der Sofas plumpsen. Er hatte recht. Ich war total erschöpft, weil ich letzte Nacht nicht geschlafen, plus einen sehr harten Tag und, ja, einen ziemlich stressigen Abend gehabt hatte. Aber wenn ich jetzt einschlief, würde ich das Messer nicht mehr festhalten können. Und ohne das Messer …
    Schöner Mist. Ich hatte keine Ahnung, was er mit mir vorhatte, und legte auch keinen gesteigerten Wert darauf, es rauszufinden.
    Wie erwartet, bekam ich auf meinem Kommunikator kein Signal. Ich wusste ja noch nicht einmal, ob ich mich rein technisch gesehen überhaupt noch auf der Erde

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