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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Niederlage wartet, doch er ist der einzige Weg, der zum Ziel führt.
    Zögere nicht.
    Geh!
    Langsam schlössen sich die schillernden, hauchdünnen Membranen über dem dunklen Grün der großen Augen.
    »Aber ich kann nicht!« stieß Flaming Bess hervor. »Die Erde ist zu weit entfernt. Und mein Schiff …«
    Noch einmal, leise, aus weiter Ferne, sprach die Stimme des Dhrakanen in ihren Gedanken.
    Die Zeit läuft ab. Der Feind naht. Geh!
    »Es ist unmöglich. Die NOVA STAR kann den Herculeanern nicht entkommen.« Sie sah den Dhrakanen an. »Und ich kann nicht fort. Millionen und aber Millionen Menschen werden von den Herculeanern gefangengehalten. Ich kann sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Und selbst wenn ich es wollte … «
    Zur menschenlosen Fremde, flüsterte es in ihr. Der erste Schritt. Wo die Echse herrscht. Und weiter hinaus zum sternenleeren Rand der Milchstraße. Du weißt, wo die Erde zu finden ist. Der Weg ist weit, aber du mußt ihn gehen. Nur so wirst du jene retten können, die Gefangene deines Feindes sind. Nur dort gibt es Hoffnung.
    Also geh, Mensch!
    Die Worte verklangen, und der Druck, der wie ein Panzer um Flaming Bess lag, verschwand.
    Pra-Yaswän rührte sich nicht mehr.
    Er war tot.
    Verbittert richtete sich Flaming Bess auf. Sie hatte sich Hilfe erhofft, aber alles, was sie bekommen hatte, waren Worte. Müde wandte sie sich ab.
    »Ich habe gehört, was er gesagt hat«, murmelte der Clansmann. »Er wußte, daß er sterben würde, und er ist trotzdem gekommen, um seine Botschaft zu überbringen.«
    »Sie hilft uns nicht«, sagte Bess. »Was nützen uns Worte, wenn die Herculeaner angreifen?«
    »Er hat den Weg gewiesen«, erinnerte Ka. »Er wußte von der Erde.«
    »Die Erde ist unerreichbar. Wir … « Ihr Funkgerät sprach an. Sie ging auf Empfang. »Was gibt es, Katzenstein?«
    »Sie müssen sofort zur NOVA STAR zurückkehren, Kommandantin«, drang Katzensteins erregte Stimme aus dem Empfänger. »Wir haben mehrere Flugobjekte geortet, wahrscheinlich herculeanische Raumschiffe. In spätestens einer halben Stunde werden sie hier sein.«
    »Wir kommen.« Bess unterbrach die Verbindung und sah Ka an. »Es ist soweit, Clansmann.«
    Er nickte. »Wir werden kämpfen«, sagte er. »Wir werden ehrenvoll sterben.«
    Bess wandte sich ab, schloß den Helm und eilte durch den niedrigen Tunnel. Mit einem Schuß aus ihrer Waffe zerstörte sie die Dichtungsfolie, und die entweichende Luft trug sie hinaus in den Weltraum. Sie aktivierte den Raketentornister.
    »Kommandantin! Sehen Sie!«
    Ein kurzer Schubstoß ließ sie sich um ihre Achse drehen. Das dhrakanische Schiffswrack brach auseinander. Die Diskusscheiben lösten sich vom zylindrischen Mittelstück und drifteten davon, aber der weiße Zylinder trieb in die entgegengesetzte Richtung, auf die NOVA STAR zu.
    Also geh, Mensch! Zur menschenlosen Fremde, wo die Echse herrscht. Der Weg ist weit, deshalb nimm mein Geschenk und geh …
    Sie starrten den Zylinder an, und plötzlich begriff sie.
    »Es ist das Paratriebwerk«, hörte sie Ka sagen. »Er hat uns den überlichtschnellen Antrieb seines Schiffes zum Geschenk gemacht!«
    Die Erde, dachte Flaming Bess. Der Weg zur Erde ist frei. Hab Dank, Pra-Yaswän. Ich werde den Weg gehen. Ich werde die Erde finden. Ganz gleich, was geschieht — ich werde es schaffen, das verspreche ich dir …
    Sie sah zur NOVA STAR hinüber und dachte an Muller McLasky, an Lady Gondelor, an den namenlosen Gegner, der sich unter den Flüchtlingen verbarg, und an die herannahenden Schiffe der Herculeaner. Der Weg zur Erde war weit und voller Gefahren, wie der Dhrakane gesagt hatte, aber sie wußte, daß nichts und niemand sie aufhalten konnte.
    Mit einem grimmigen Lächeln beschleunigte sie und erreichte kurz nach Ka das Kommandodeck.
    Der weiße, dickbauchige Zylinder des Paratriebwerks landete im gleichen Moment siebzig Meter tiefer auf dem schimmernden Metall des Maschinendecks. Kaum berührte er den Boden, begann er zu leuchten. Pulsierende Farben ergossen sich über das Schiff und hüllten es völlig ein.
    Die Sterne verschwanden.
    Und die NOVA STAR war auf dem langen Weg zur alten Erde.
     
     
     
    ENDE

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