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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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gestikulierte dabei so heftig, daß sich die sprudelnde Flüssigkeit aus dem Glas über Gorrams Uniformjacke ergoß. Ein dunkler Fleck breitete sich auf dem purpurroten Stoff aus.
    »Verdammt!« Der Offizier fluchte, sprang zurück.
    »Oh, das tut mir leid«, sagte Bess scheinbar zerknirscht, stellte rasch ihr Glas ab und machte sich — mit beabsichtigtem Ungeschick — daran, die perlenden Tropfen von Gorrams Jacke zu wischen. Mit der freien Hand langte sie verstohlen nach dem Bildsprechgerät, löste es blitzschnell von seinem Gürtel und verbarg es hinter ihrem Rücken.
    Wie zufällig riß sie gleichzeitig einen Knopf von Gorrams Jacke ab. »Wie ungeschickt von mir«, säuselte sie.
    Gorram schob verärgert ihre Hand zurück. »Lassen Sie das«, knurrte er.
    »Wie Sie meinen. Ich wollte Ihnen nur helfen. « Sie trat an den Tisch, ließ sich auf eines der Polsterelemente sinken und sah zerknirscht zu Gorram auf. Das Bildsprechgerät drückte gegen ihren Rücken. Ihr Herz klopfte laut und schnell, und sie betete, daß der Offizier den Verlust seines tragbaren Bordkoms erst bemerken würde, wenn es zu spät war.
    Ein paar Minuten, dachte Bess. Mehr brauche ich nicht — nur ein paar Minuten …
    Gorram straffte sich.
    »Sie lehnen das Angebot des Admirals also ab?«, fragte er barsch, geistesabwesend mit der Hand über den feuchten Fleck auf seiner Jacke reibend.
    »Richten Sie Ihrem Admiral aus, daß ich ebenfalls bereit bin, Gnade vor Recht walten zu lassen«, erklärte Flaming Bess. »Wenn er umgehend die Crew und alle anderen Gefangenen freiläßt, die Zentrale räumt und sich wieder meinem Befehl unterstellt, wird seine Meuterei keine weiteren Konsequenzen für ihn haben. Andernfalls werde ich ihn — und seine an der Verschwörung beteiligten Offiziere — zur Rechenschaft ziehen.«
    Donnister Gorram starrte sie an.
    Dann, ohne ein weiteres Wort, wirbelte er herum und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Sie öffnete sich augenblicklich. Der Offizier stürmte hinaus auf den Korridor und an den beiden verwirrt dreinschauenden Soldaten vorbei, dann schloß sich die Tür wieder.
    Sie atmete tief durch.
    Einige Sekunden lang wartete sie noch, horchte und zog schließlich dasBildsprechgerät hinter ihrem Rücken hervor. Sie kannte das Modell; sie brauchte nur die programmierten Sendefrequenzen zu löschen, den Öffnungskode des Sensorschlosses einzugeben — eine einfache Impulsfolge, auf die alle Schlösser an Bord reagierten, sofern sie nicht wie die Zugänge zum Kommando- oder Maschinendeck besonders gesichert waren — und die Impulsfolge so lange abzustrahlen, bis sie die richtige Frequenz gefunden hatte und sich die Zustiegsluke öffnete.
    Ein Kinderspiel. In der Theorie.
    Alles hing davon ab, wann Gorram bemerkte, daß sein Bildsprechgerät verschwunden war.
    Fieberhaft begann Flaming Bess zu arbeiten.
    Es war ihre letzte Chance. Wenn sie jetzt nicht aus der Zelle entkam, würde sie in zwölf Stunden vor dem Kriegsgericht stehen. Über das Urteil machte sie sich keine Illusionen. Das Kriegsrecht sah für Verrat die Todesstrafe vor, und Cluster würde das Gericht so besetzen, daß das Urteil in seinem Sinn ausfiel.
    Aber warum so schnell? Clusters Schwierigkeiten mußten größer als erwartet sein. Vermutlich hoffte er, durch den Schauprozeß und die Hinrichtung der alten Kommandantin ihre Anhänger einzuschüchtern.
    Bess schnitt eine Grimasse. Ihre Finger huschten über die Programmtasten des Bildsprechgeräts. Glaubte Cluster wirklich, daß nach ihrem Tod die Crew und die Flüchtlinge bereit waren, ihm in den Kampf gegen die Herculeaner zu folgen? War ihm nicht klar, daß dies der Auslöser für den offenen Aufstand sein konnte, für einen Kampf, der unweigerlich in einem Blutbad enden würde?
    Und selbst wenn Clusters Raumsoldaten siegreich aus der Auseinandersetzung hervorgehen würden — es war nur ein Aufschub. Clusters Kriegspläne bedeuteten das sichere Ende für das Schiff und seine Besatzung.
    Aber ich werde es verhindern, schwor sich Flaming Bess, während sie den Öffnungskode einprogrammierte. Ich werde nicht zulassen, daß die letzten freien Menschen den Racheplänen eines größenwahnsinnigen Militärs zum Opfer fallen. Mit der NOVA STAR allein können wir den versklavten Völkern des Sternenbundes nicht helfen — ihre einzige Hoffnung ist die Erde, und ich werde die Erde finden und sie um Hilfe gegen die Herculeaner bitten. Und nichts und niemand wird mich daran hindern …
    Sie wog das

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