Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
ist noch eine merkwürdige Sache — einige Ex-Kultisten, die mit uns zusammenarbeiten, haben gehört, daß der Kult nicht mehr von Mahmed geführt wird. Es wird von einer, hm, Hexe gemunkelt, die entweder Mahmeds Position eingenommen haben oder die Stellung für ihn halten soll, bis er wieder aus der Versenkung auftaucht … «
Er warf der Psychotechnikerin einen kurzen Blick zu. »Allerdings hält Anakin wenig von diesen Gerüchten.«
»So ist es«, bestätigte die Linderghast-Frau. »Wahrscheinlich handelt es sich um den Versuch einer gezielten Desinformation. Man will uns auf eine falsche Fährte locken. Die soziopsychologische Struktur des Kultes spricht eindeutig gegen eine solche Entwicklung. Die Anhänger sind völlig auf Mahmed fixiert. Es ist völlig ausgeschlossen, daß sie einen anderen Führer akzeptieren — und eine Frau schon gar nicht. Ganz davon abgesehen, ist der Begriff Hexe negativ belastet, ganz im Gegensatz zu dem Begriff Prophet. Mahmeds Nachfolgerin — gesetzt den Fall, es gäbe sie — wäre als Hexe für die meisten Kultisten nicht akzeptabel.«
Kospodin zuckte die Schultern. Ihm schien das ein rein akademisches Problem zu sein. Ob nun ein Prophet oder sonst jemand den Kult führte, es bedeutete in der Praxis keinen Unterschied.
»Brauchen Sie mich noch?« wandte er sich an McLasky.
»Nein, im Moment nicht. Ruhen Sie sich aus. In … « — er sah auf die Zeitanzeige seines Multifunktionsarmbands — » … sechs Stunden findet in meinem Büro eine Stabsbesprechung statt. Seien Sie pünktlich, Kospodin!«
Ohne ein weiteres Wort ging der blonde Flottenoffizier hinaus.
Sehnsüchtig dachte er an Gahl, und in seine Sehnsucht mischte sich Besorgnis. Doch dann sagte er sich, daß ihr nichts passiert sein konnte. Schließlich war Darb zu ihrem Schutz abkommandiert worden. Trotzdem war er erleichtert, als er den Kabinentrakt des 3. OD erreichte und den SD-Mann vor ihrer Kabinentür stehen sah.
Darb grüßte lässig. »Alles in Ordnung, Calvin. Sie ist drinnen. Sie hat schon nach Ihnen gefragt.«
»Gut«, nickte Kospodin. »Sie können gehen. Die nächsten Stunden kümmere ich mich um Gahl.«
Der SD-Mann grinste. »Viel Spaß.«
Kospodin öffnete die Tür und hörte Diva leise fauchen. Die Katze thronte wie stets auf ihrem Polster. Gahl saß auf dem Bett und schien vor sich hin zu träumen.
»Hallo, Schatz!« sagte Kospodin mit bemühter Unbekümmertheit und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr einen Kuß zu geben. »Was hast du denn in den letzten Stunden … «
Seine Stimme versagte.
Er sah ihre Augen, und er wußte, daß etwas Schreckliches geschehen war. Ihre Augen waren glanzlos, stumpf, ohne Leben. Er kannte diesen Ausdruck. Er hatte ihn schon einmal bei ihr bemerkt — damals, als sie von Mahmed in hypnotische Trance versetzt worden war, um als sein Werkzeug Flaming Bess zu töten …
Plötzlich kehrte das Leben in Gahls Augen zurück.
»Calvin!« rief sie glücklich. »Wie bist du … Oh, ich muß geträumt haben. Ich habe gar nicht gehört, wie du hereingekommen bist!«
Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn lang und innig.
Aber er mußte noch immer an diesen stumpfen Ausdruck in ihren Augen denken, und ihm war kalt.
Calvin Kospodin wußte, was geschehen war.
Mahmed, der Prophet, hatte Gahl nicht vergessen. Er war zurückgekommen — heimlich, lautlos, aus den Schatten, wie ein böser Geist — um Gahl Belfort erneut unter seine Herrschaft zu zwingen.
Heiße Wut verdrängte die Kälte, ein grimmiger, brodelnder Zorn, wie er ihn noch nie zuvor in seinem Leben empfunden hatte.
Gahl redete, küßte ihn, lachte unbeschwert, und er antwortete ruhig, äußerlich unbeschwert. Gahl schien nichts davon zu ahnen, daß das Böse wieder Besitz von ihr ergriffen hatte, und das bedeutete, daß Mahmed sie nur gestreift hatte, um sie vorzubereiten auf … ja, auf was?
Ich werde es erfahren, dachte Calvin Kospodin. Ich werde warten. Und dann, Mahmed, dann …
6.
Ein letztes Mal dröhnte der wummernde Herzschlag des Paratriebwerks durch das Schiff, dann wich das Farbenmeer des Pararaums zurück und wurde vom glitzerdurchsetzten Schwarz des Alls überlagert.
Im gleichen Moment heulte der Ortungsalarm auf.
»Objekt in Sektor Rot-Elf«, meldete Fortunato Stengel mit vor Nervosität vibrierender Stimme. »Entfernung Neun Komma sechs Lichtsekunden. Masse … Große Sterne, das Ding ist ein Gigant! Einfach ungeheuerlich! Ich … «
»Ich verlange präzise Angaben!«
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