Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
wußte, daß es ihr oberstes Ziel war, Zwietracht zu säen, und daß sie jede Gelegenheit ausnutzte. Der Haß galt ihm selbst. Denn Gondelors Worte hatten ihn nur treffen können, weil er verwundbar war, und für einen Clansmann gab es keine größere Schande.
Gondelor hatte recht. Er liebte Flaming Bess, er liebte sie mit schrecklicher, verzehrender Intensität, und gleichzeitig war ihm bewußt, daß seine Liebe unerfüllbar war.
Er war ein Clansmann.
Der letzte der Allkämpfer von Clansholm, und er hatte geschworen, nicht eher zu ruhen, bis die Toten von Clansholm gerächt waren. Er hatte den Schwur der Rache geleistet und damit sein Leben einem einzigen Ziel gewidmet. Doch selbst ohne den Racheschwur konnte er nicht hoffen, das Herz der Kommandantin zu erobern.
Flaming Bess schätzte ihn, sie mochte ihn, aber nicht als Mann, sondern als Freund, und Freundschaft war alles, was er erhoffen durfte.
Ihre Liebe galt Rhonn Endor.
Das Geschenk der Freundschaft, dachte Ka verbittert, bindet stärker als Ketten aus Stahl, und manchmal ist es ein Joch, unter dem die Seele stöhnt.
Am Ende des gläsernen Bartresens blieb er stehen, und wie schon so oft in der letzten Zeit wurde er von einem Moment zum anderen von bohrenden Kopfschmerzen gepeinigt. Die Schmerzen waren so stark, daß er nur mit Mühe ein Ächzen unterdrücken konnte. »Einen Drink?«, fragte Harp.
»Nein«, sagte Ka gepreßt.
Der Keeper musterte ihn besorgt. »Sie sehen schlecht aus. Sind Sie krank?«
»Alles in Ordnung.« Ka atmete tief durch. »Kümmern Sie sich nicht um mich.«
Der Keeper zuckte die Schultern und schlurfte zu Glory Moon und Cyna Than hinüber. Vom anderen Ende der Theke prostete ihm Di Grey zu, aber Ka wandte sich brüsk ab.
Die Kopfschmerzen wurden stärker. Bei den Toten von Clansholm, vielleicht war er wirklich krank! Vielleicht sollte er nach diesem Fest Dr. Go aufsuchen und …
Das Stimmengewirr schwoll an, Hochrufe wurden laut, und Beifall brandete auf. Ka sah zum Eingang des Casinos, und sein Herz wurde schwer. Flaming Bess stand auf der Schwelle. Schlank und hochgewachsen, die Haut wie helle Bronze, das klassisch geschnittene Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den dunklen, kühlen Augen von innen her durchglüht, wie ein Echo auf die Sympathie, die ihr entgegengebracht wurde. Sie trug einen autochromatischen Hosenanzug, der sich jederzeit der Färbung des Hintergrunds anpaßte und die Konturen ihrer Figur nachzeichnete, ohne sie auf aufreizende Weise zur Schau zu stellen.
Ihre Schönheit schnürte Ka die Kehle zu. Er schloß die Augen und klammerte sich wie haltsuchend an den Tresen. In seinem Schädel pulsierte der Schmerz, und sein Herz war schwer wie Blei.
Plötzlich legte sich lähmende Stille über den Raum.
Ka öffnete die Augen, und was er sah, erfüllte ihn mit Entsetzen:
Flaming Bess taumelte. Ihr Gesicht, soeben noch glücklich und entspannt, verzerrte sich vor Angst, einer Angst wie aus den finstersten Regionen der Seele, und dann stürzte sie, blieb reglos, wie tot, auf der Türschwelle liegen.
Ka rannte los. Er stürmte durch die Menge, bahnte sich mit Gewalt seinen Weg, stieß zur Seite, wer nicht schnell genug auswich, und kniete Sekunden später neben Flaming Bess nieder.
Vorsichtig drehte er sie auf den Rücken.
Ihre Augen waren geöffnet, doch sie sah ihn nicht, und ihr Gesicht war plötzlich so fremd, so unsagbar fremd, als hätte ein anderes, nichtmenschliches Bewußtsein Besitz von ihr ergriffen.
»Dr. Go!« brüllte Ka. »Holt Dr. Go! Schnell!«
3.
Es war ein seltsames Gefühl, vom eigenen Körper abgeschnitten zu sein und nur als reiner Geist zu existieren.
Es war ein seltsames Gefühl, weder die Festigkeit des Fleisches, noch die durch das Fleisch übertragenen Sinnesreize zu spüren.
Und es war ein seltsames Gefühl, körperlos im Nichts zu schweben, im Nirgendwo, und dennoch nicht allein zu sein.
Flaming Bess kämpfte gegen die aufkeimende Panik an.
Sie konnte nichts sehen, nichts hören, nichts riechen oder schmecken, und trotzdem war sie sich der Gegenwart eines anderen Wesens bewußt. Es war kein menschliches Wesen, nicht einmal ein Wesen im Wortsinn, sondern eine Präsenz.
Irgend etwas beobachtete sie, und die Aufmerksamkeit dieses Etwas war alles, was sie wahrnehmen konnte.
Es war im Bruchteil einer Sekunde geschehen. Sie hatte das Nebula -Casino im 4. OD der NOVA STAR betreten, die vertrauten Gesichter der Freunde und Gefährten gesehen, und im nächsten
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