Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
traute auch sie dem Händler nicht über den Weg, doch er hatte zwanzig Jahre lang die galaktischen Randregionen erforscht, und das machte ihn zu einer unschätzbar wertvollen Hilfe.
Schnaufend und mit einem triumphierenden Lächeln auf dem pausbäckigen Gesicht, hatte er sich wie eine Diva auf zwei Polstern ausgebreitet und schien sich über Glory Moons giftige Blicke köstlich zu amüsieren.
Flaming Bess trug wieder die Montur der militärischen Erdkommandantin; perlgraue Stiefel, eine dunkle, seidig glänzende Hose, die sich straff um ihre wohlgeformten Schenkel spannte, einen breiten Waffengürtel mit diversen mikrotechnischen Geräten, und eine tief ausgeschnittene Bluse mit hornartigen, hochstehenden Schulterteilen.
Sie stand am Ufer des Teiches und betrachtete gedankenverloren die schwarzen Seerosen, die leise flüsternd ihre Blüten öffneten und schlossen, als wollten sie ihr eine wichtige Botschaft mitteilen.
Abrupt drehte sich Bess zu ihrer Crew um.
Wo steckte Ka? fragte sie sich. Warum war der Clansmann nicht wie die anderen Crewmitglieder zu der Besprechung gekommen?
Sie verdrängte den Gedanken.
Zweifellos gab es für Kas Fernbleiben eine plausible Erklärung. Andere Dinge gingen vor — sie mußten eine Entscheidung treffen.
»Gut«, sagte sie, »ihr wißt jetzt, um was es sich bei meinem ›Koma‹ in Wirklichkeit gehandelt hat, um einen extrasensorischen Kontakt mit einer bislang unbekannten Lebensform, die sich in tödlicher Gefahr befindet. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist: Können und sollen wir ihr helfen?«
Glory Moon lächelte ironisch. »Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann hast du dem fremden Wesen doch bereits Hilfe zugesagt. Wozu also diese Debatte?« Etwas von der unterschwelligen Rivalität, die von Anfang an die Beziehung zwischen Flaming Bess und der Psychonautin belastet hatte, klang in ihrer Stimme mit. »Die Entscheidung ist schon gefallen, oder?«
Bess schüttelte den Kopf. »Ich bin der festen Überzeugung, daß wir moralisch zur Hilfeleistung verpflichtet sind, aber niemand von uns weiß, was uns im System der grünen Sonne erwartet. Ich kann nicht selbstherrlich über das Schiff verfügen — schließlich bin ich für das Leben von fünftausend Männern, Frauen und Kindern verantwortlich.«
»Aber du bist die Kommandantin!«, platzte Fortunato Stengel heraus.
Der Servotechniker errötete, als er sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit befand. »Ich, hm, ich meine … ich wollte damit sagen … also, unsere Unterstützung hast du.«
»Tatsächlich?« sagte Glory Moon spitz. »Sprichst du jetzt für uns alle, Fortunato?«
»Es geht doch um etwas ganz anderes«, meldete sich Ken Katzenstein zu Wort. »Wir stehen vor der letzten Überlichtetappe unseres Fluges zur Erde. Wenn die im Navigationscomputer gespeicherten Positionsdaten stimmen, könnten wir in rund zwei Tagen die alte Urheimat erreichen.
Das Problem ist der Zeitfaktor. Können wir es uns leisten, dieser fremden Entität zu helfen? Oder müssen wir nicht im Interesse der von den Herculeanern versklavten Völker des Sternenbundes so schnell wie nur irgend möglich zur Erde fliegen?«
»Katz hat recht«, nickte Glory Moon. »Das Schicksal der Millionen Gefangenen in Kroms Menschenlagern muß uns wichtiger sein als das Schicksal einer Lebensform, von der wir so gut wie nichts wissen.«
Di Grey hob die Brauen und maß die Psychonautin mit einem kritischen Blick. »Wir wissen über diese Lebensform alles, was wir für unsere Entscheidung benötigen, Glory.«
»Und das wäre?«
»Sie ist in Not. Sie leidet. Ihr Leben ist bedroht.« Der Fremdweltenspezialist zuckte die Schultern. »Ich schätze, das genügt.«
Jasper »Chip« Chipansky strich eine blaue Haarsträhne aus dem Gesicht und wedelte aufmerksamkeitheischend mit der Hand. »Ein wichtiger Punkt ist noch gar nicht erwähnt worden, und zwar: Kann das, was die fremde Lebensform bedroht, nicht auch der NOVA STAR gefährlich werden?«
»Genau!«, stimmte Glory Moon zu. »Ein Grund mehr, die Finger von der ganzen Sache zu lassen.«
»Aber die Gefahr wird dadurch nicht geringer«, erwiderte der Bordkybernetiker. »Flucht war noch nie ein guter Ausweg. Ich finde, wir sollten uns der Gefahr stellen und sie ausschalten, schon in unserem eigenen Interesse.«
Di Grey und Fortunato Stengel murmelten zustimmend. Katzenstein wirkte unentschlossen. Glory Moon gab sich keine Mühe, ihre Skepsis zu verhehlen.
Flaming Bess warf Vira Mandala
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