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Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Titel: Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Augenblick war sie ins Nichts geschleudert worden.
    Aber wer — oder was — war dafür verantwortlich?
    Die Herculeaner? Unmöglich; Kroms Schergen hatten seit der gelungenen Flucht von Herculea ihre Spur verloren.
    Die Dhrakanen? Den mächtigen, geheimnisumwitterten Echsen, die seit Jahrmillionen den Weltraum beherrschten, traute sie ohne weiteres zu, über die Mittel zu verfügen, ihren Geist aus ihrem Körper zu entführen. Aber sie glaubte nicht, daß die Dhrakanen etwas damit zu tun hatten. Die NOVA STAR war zu weit vom Siedlungsgebiet der Echsen entfernt, und die Dhrakanen hatten keinen Grund, sie anzugreifen.
    Sie stand unter dem Schutz von Pra-Yaswän, dem dhrakanischen Wissenschaftler, der nach allem, was sie wußte, eine bedeutende Rolle im Echsenreich gespielt hatte. Und die Dhrakanen, die von ihr aus Storks Zeitgefängnis befreit worden waren, hatten ihr zu verstehen gegeben, daß ihre Mission nicht nur für die versklavten Völker des Sternenbundes, sondern auch für die uralte Reptilienrasse von ungeheurer Bedeutung war.
    Die Zeitgefängnisse … Die Höhlen von Argylon … Rhonn Endor…
    Flaming Bess verdrängte die Erinnerungen.
    Sie durfte nicht an Rhonn denken, nicht jetzt, nicht hier. Sie musste sich konzentrieren, auf die fremdartige Präsenz, das Etwas, von dem sie beobachtet wurde.
    Bess zwang sich zur Ruhe.
    Nicht denken, einfach nur sein.
    Das Gefühl, sich im Brennpunkt klinisch kalter, sezierender Blicke zu befinden, wurde sofort stärker.
    War es also nicht nur ein Wesen? Gab es eine ganze Gruppe? Nein, sie täuschte sich. Obwohl keine Sinnesreize in ihr Bewußtsein drangen, wußte sie mit absoluter Sicherheit, daß sie es nur mit einer Entität zu tun hatte. Und diese Entität, so wurde ihr im gleichen Moment
    klar, stand ihr nicht feindselig gegenüber.
    Im Gegenteil — das fremde Etwas schien Angst zu haben, grausige Angst, Todesangst.
    Es brauchte Hilfe.
    Es befand sich in schrecklicher Gefahr.
    Die Präsenz verdichtete sich, bis sie eine quasi-körperliche Qualität gewann. Bilder strömten in Bess’ Bewußtsein, verzerrte Bilder wie doppelt belichtete Fotografien: Eine grüne Sonne vor dem schwarzen Hintergrund des intergalaktischen Leerraums, von einem Halo ionisierter Gase umwabert, und durch den flammenden Sonnenball und die Gasschleier schimmerte Kas besorgtes Narbengesicht. Ein Planet, wie der Saturn von einem prachtvollen Ring aus Eis und kosmischen Trümmern umgeben, und durch den Ringplaneten sah sie in den langen Schlauch des Hauptkorridors und auf den Schacht des Zentralaufzugs der NOVA STAR. Eine schrundige, fleischig wirkende Ebene unter einem ockergelben Himmel, und durch die dunstigen Wolken konnte sie die diodenbesetzte Glocke eines jener vollautomatischen Diagnosegeräte erkennen, die es in der Krankenstation der NOVA STAR gab, und für einen kurzen Moment tauchte auch das olivfarbene, asiatisch geschnittene Gesicht Dr. Gos auf.
    Die Bilder wechselten.
    Wieder der grüne Stern, doch diesmal aus interstellarer Ferne betrachtet. Er mußte sich am äußersten Rand des Milchstraßensystems befinden, in relativer Nähe eines exotischen, aus sechs Sonnen bestehenden Mehrfachsternsystems.
    Präge dir alles genau ein, schienen ihr die Bilder zuzuflüstern. Jede Einzelheit. Damit du den Weg findest, wenn du ihn gehen willst.
    Wer bist du? dachte Flaming Bess konzentriert.
    Doch statt einer Antwort schob sich nur wieder das Bild jener fleischigen, zerfurchten Ebene unter dem Ockerhimmel in den Vordergrund.
    Was willst du? dachte Flaming Bess.
    Über der Ebene flimmerte es, und sie sah sich selbst — schattenhaft, grob skizziert, wie von Augen betrachtet, die auf andere Weise als menschliche Augen funktionierten— die Ebene durchwandern.
    Warum soll ich zu dir kommen? dachte Flaming Bess.
    Schmerz. Sengender, unerträglicher, mörderischer Schmerz. Angst und Verzweiflung, grenzenlose Verzweiflung, eine Traurigkeit wie das Kondensat des Kummers von Milliarden Menschen. Und wieder Angst, Angst, Angst.
    Nur kurz, eine Millisekunde vielleicht währte der Emotionsschock, doch für Flaming Bess wäre es fast das Ende gewesen. Wie betäubt, innerlich zerrissen und bis an den Grund ihrer Seele erschüttert, taumelte sie durch das Nichts, und aus dem Nirgendwo klang das Echo ihrer eigenen Erschütterung.
    Und sie begriff.
    Was sie erlebte, war keine Entführung, sondern ein Hilferuf. Der Ruf einer unsagbar fremden Entität, die auf dem Ringplaneten der grünen Sonne lebte, und die

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