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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Alexander. Als Erstes hatte sie jedoch den an sie gerichteten Brief der Gräfin gelesen.
    »Mein liebes Kind, meine geliebte Eleonora«, stand in ihrer großzügigen Handschrift auf lavendelblauem Briefpapier. »Ich weiß nicht, wann und ob Du jemals diese Zeilen zu lesen bekommst, aber eines bin ich mir gewiss, es wird nach meinem Tode sein. Vielleicht sogar etliche Jahre danach, und Du bist längst nicht mehr das unbedarfte junge Mädchen, das ich vor meinem Enkel zu schützen habe. Eleonora, seit Wochen sehe ich Deinen Kummer, der Dich immer schmaler und blasser werden lässt. Es bricht mir fast das Herz. Aber ich muss Dich vor meinem Enkel schützen. Ich liebe Alexander mehr, als ich meinen Sohn jemals geliebt habe. Dennoch kann ich meine Augen nicht vor seinem Charakter verschließen. Mein Enkel ist ein starker, aber nicht immer guter Mensch. Es steht noch offen, in welcher Richtung er sich einmal entwickeln wird. Das wird das Schicksal erweisen. In diesem Sommer wurde er von einer Zuneigung zu Dir erfasst, von deren Tiefe und Aufrichtigkeit ich nicht überzeugt bin. Mich dünkt es mehr wie eine kurzlebige Laune, sich dem Reiz Deiner Schönheit und Unschuld nicht verschließen zu wollen. Du bist mir aber zu schade für eine momentane Laune, meine Eleonora. Dir steht noch Großes bevor. Mein Enkel würde Dir in Deiner künstlerischen Entwicklung nur hinderlich sein.
    Man behauptet zwar immer, dass Liebe keine Grenzen kennt und alle Schranken überwindet. Dafür muss eine Liebe tief und stark sein. Ich bezweifle jedoch, dass Alexander diese Stärke und Tiefe hat. Er ist ein junger Heißsporn.
    Und, das will ich Dir auch nicht verhehlen, ich bin keine Anhängerin dieser romantischen Auffassung von der Überwindung aller Schranken und Grenzen. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Du weißt selbst, dass Alexander eigentlich schon seit Jahren mit Karoline von der Marwitz so gut wie verlobt war. Nun hat sie sich für einen anderen entschieden. Aber in aller Offenheit und mit wohlmeinender Ehrlichkeit: Sollte Alexander jemals heiraten, wird es immer nur eine Frau seines Standes sein.«
    Wie scharfe Messer schnitten Eleonora diese letzten unerbittlichen Zeilen tief ins Herz.
    »Ich weiß nicht, wie viele Jahre nach meinem Tod und Deiner romantischen, aussichtslosen Sommerliebe Du meinen Brief lesen wirst. Aber ich bitte Dich, meine liebste Eleonora, schau der Wahrheit ins Gesicht. Um Deiner selbst willen. Mein Enkel Alexander ist kein Mann für Dich! Und heiraten würde er Dich niemals!«
    Erschöpft ließ Eleonora den Brief sinken. Ihre Hände zitterten.
    Warum soll er kein Mann für mich sein?, rebellierte es in ihr.
    »Eleonora, kommst du?«, hörte sie Alexander von draußen rufen. »Ich habe uns in der Küche einen Korb mit Wildpastete, Salat, Obst und Kuchen vorbereiten lassen. Wir wollten doch hinaus zum See reiten.«
    Eleonora faltete den Brief zusammen.
    »Eleonora!«, rief es erneut von draußen.
    Sie steckte den Brief zurück in den Umschlag und legte ihn auf den Stapel der an sie gerichteten Briefe, die sie niemals erhalten hatte.
    »Eleonora, wo bist du denn?« Jetzt klang er schon ein bisschen ungeduldig.
    Sie packte den Briefstapel zurück in das Ebenholzkästchen, in dem er jahrelang verwahrt gewesen war. Dann stellte sie dieses in das Geheimfach in der Wand zurück und rückte die davorstehenden Bücher wieder an ihre richtige Stelle.
    »Eleonora!« Jetzt klang er schon richtig ärgerlich.
    Sie verließ die Bibliothek, machte sorgfältig die Tür hinter sich zu. Dann schritt sie hinüber in den großen Gartensaal und durchquerte den Raum, bis sie vor dessen hohen Flügeltüren stand. Sie öffnete sie und betrat die weiträumige Terrasse.
    »Da bist du ja endlich! Wo warst du denn die ganze Zeit?«, empfing sie Alexander. Hinter ihm stand sein Rappe, der ungeduldig mit den Hufen scharrte und nun an seiner Schulter zu knabbern begann. »Lass das, Camelot«, wehrte er das Pferd ungeduldig ab. Camelot wieherte genauso ungeduldig.
    »Was hast du denn vor?«, erkundigte sich Eleonora freundlich.
    »Das habe ich doch schon eben laut durch die Gegend gebrüllt«, entgegnete Alexander.
    »Würdest du es für mich wiederholen, ich habe es nicht verstanden«, behauptete Eleonora und schritt auf ihn zu. Alexander schwang sich in den Sattel. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er ihr Herannahen. Eleonora ließ sich Zeit.
    »Er ist kein Mann für dich, er ist kein Mann für dich«, hämmerten die soeben

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