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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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gelesenen Zeilen hinter ihrer Stirn. Warum nicht, ich liebe ihn doch, schrie es in ihrem Inneren. Mit gespitzten Ohren beobachtete nun auch Camelot die auf ihn zuschreitende junge Frau. Als sie vor Ross und Reiter stehen blieb, wieherte er leise. Sie strich ihm über Nüstern und Blesse.
    »Warum hast du kein Pferd für mich satteln lassen?«, erkundigte sich Eleonora beiläufig.
    »Darum«, erwiderte Alexander. Er beugte sich zu ihr hinab und zog sie mit unwiderstehlicher Kraft zu sich hoch in den Sattel. Eleonora war so überrumpelt, dass sie vergaß, sich zu wehren. Erst als Camelot bereits galoppierte, versuchte sie zu protestieren. »Hör auf zu zappeln, sonst fällst du noch runter«, ermahnte Alexander sie und umfing sie fest um die Taille.
    Eleonora gab jeglichen Widerstand auf. Sie lehnte sich an Alexanders Brust zurück, spürte den kräftigen Schlag seines Herzens und wurde plötzlich ganz ruhig.
    Wie lange war es her, dass sie mit glühenden Wangen diese Märchen gelesen hatte, in denen ein Prinz eine schöne Prinzessin zu Pferde entführt. Schon damals hatte sie genau gewusst, dass diese Geschichten Märchen waren und mit dem wahren Leben nichts zu tun hatten.
    Aber als sie an diesem Abend mit Alexander auf dem Bootssteg des Neu-Prewitzer Sees saß und sie sich an Pastete, Salat und frischen Pflaumenkuchen gütlich taten, kam ihr alles doch wie ein Märchen vor. Keine Woche war es her, dass sie noch in Hedebrinks winziger Kanzlei aus trockenen Folianten und Gesetzestexten vorgelesen hatte. Und jetzt saß sie hier Arm in Arm mit dem Märchenprinzen ihrer vergangenen Jugendtage an einem dunklen See und beobachtete den Aufgang des Mondes. Es war ein tieforangefarbener, riesiger Lampion, der träge über den Wipfeln des Buchenwalds aufstieg.
    »Vollmond«, sagte Eleonora andächtig. »Da werde ich heute Nacht wieder nicht richtig schlafen können.«
    »Du sollst heute Nacht auch gar nicht schlafen«, sagte Alexander und schenkte ihr ein Glas Champagner ein.
    Es begann schon zu dämmern, als Eleonora und Alexander sich zurück zum Schloss begaben. Sie hatten geredet, geschwiegen, sich geküsst, sich gestreichelt, sich Zärtlichkeiten zugeflüstert und wieder geschwiegen. Arm in Arm kehrten sie zurück, Alexander seinen Rappen am schleifenden Zügel hinter sich führend. Vor der Terrasse blieb er stehen und küsste sie.
    »Geh du schon hinein, du wirst doch müde sein. Ich bringe nur noch schnell Camelot in den Stall.«
    Eleonora war kaum mehr in der Lage, die Augen aufzuhalten, als sie sich zu Bett begab. Sie wollte gerade unter die leichte Daunendecke schlüpfen, als sie ein sachtes Klopfen an ihrer Tür hörte.
    »Herein«, rief sie leise und empfing Alexander mit weit ausgestreckten Armen.
    Eleonora war kein junges Mädchen mehr. So wusste sie längst, was sich hinter geschlossenen Schlafzimmertüren zwischen Mann und Frau abspielte. Darüber waren ihr die widersprüchlichsten Aussagen zu Ohren gekommen. Von lästiger Pflichterfüllung sprachen die einen, das Gesicht angewidert verzogen. Vom höchsten der Gefühle, die schönste Sache auf der ganzen Welt, schwärmten die anderen. Welch ein Skandal der Roman
Lucinde,
in dem der junge Schlegel offen und ungeschminkt die Freuden der körperlichen Liebe beschrieb. Er pries sogar den Rollentausch. Parbleu, erregten sich die alten Damen und Herren und verschlangen das verpönte Buch mit glühenden Wangen.
    Alexander war ein rücksichtsvoller, gleichzeitig leidenschaftlicher Liebhaber. Diskret und einfühlsam half er Eleonora über ihre Hemmungen hinweg, streichelte sie beruhigend und im nächsten Augenblick voller Verlangen. Dieses Wechselspiel zwischen heiß und kalt entfachte in Eleonora eine Leidenschaft, die ihr selbst zunächst befremdlich war, die sie dann aber umso lustvoller auslebte. Als sie sich endlich mit Alexander körperlich vereinte, bedeutete dies Höhepunkt und Erlösung für sie beide.
    Es war schon heller Tag, als sie eng aneinandergeschmiegt einschliefen. Als Eleonora wieder erwachte, bemerkte sie das geliebte Gesicht direkt über sich. Den Kopf auf die Hand des gebeugten Arms gestützt, beobachtete Alexander lächelnd ihr Erwachen.
    »Du bist für die Liebe geboren, Eleonora«, sagte er und küsste sie.
    Die nächsten Tage verliefen wie ein Rausch. Je länger Eleonora mit Alexander zusammen war, desto größer ihr Hunger auf ihn. Niemals hätte sie gedacht, sich nach der körperlichen Nähe eines Menschen so verzehren zu können. Ja, sie

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