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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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Leute musste Maggie zum Narren halten. Natürlich kannten sie sämtliche Regeln und Umgangsformen, die sie erlernt hatte. Von Geburt an hatten sie dies alles so verinnerlicht, dass sie die Gesetze oft genug ignorieren durften, ohne der Vulgarität beschuldigt zu werden.

    Als Charles und Millie den Treppenabsatz erreichten, drang kultiviertes Stimmengewirr aus der Eingangshalle herauf. Er spähte über das Geländer, sah unter dem hohen Deckengewölbe, wo Europa und der Stier tollten, aber nur grauweiß gekleidete Dienstmädchen und Lakaien in himmelblauer Livree bei der Tür stehen.
    Langsam stieg er an der Seite seiner Schwester die Stufen hinab. In diesem Moment schwang die Tür auf, und Lord Gifford trat mit einer jungen Frau am Arm ein, gefolgt von Nathaniel Dines.
    Beim Anblick der fremden Frau runzelte Millie verwirrt die Stirn. Dann ging ihr ein Licht auf, sie lächelte entzückt, und Charles verbarg seine grimmige Genugtuung.
    Die Idee, Jane Howser auf diese Weise in die Gesellschaft einzuführen, war ein Geniestreich gewesen. Nicht Charles’ Geistesblitz, obwohl er das Verdienst gern für sich beansprucht hätte, sondern Dines’. Der Baronet hatte sich regelmäßig über Edgingtons kleines gesellschaftliches Experiment informiert. Eines Tages erwähnte Charles, er fürchte, sobald Millie eine unbekannte Frau entdeckte, würde sie nur noch an die Wette denken und irgendwelche Tricks anwenden, um zu gewinnen. Lachend hatte Dines erklärt, deshalb sei ein Ablenkungsmanöver vonnöten und Miss Howser engagiert.
    Wie Charles zugeben musste, eignete sie sich perfekt für die Rolle, die sie spielte. Was immer sie sein mochte - danach fragte er nicht, denn er wusste, dass Dines sich gern und oft in schlechter Gesellschaft bewegte -, sie war keine Lady. Hübsch genug sah sie aus, mit goldblonden Locken
und haselnussbraunen Augen, in einem teuren Kleid, das die Augen der Betrachter nicht beleidigte. Aber ihre Haltung wirkte etwas zu dreist. Zweifellos konnte Millie feststellen, was an der Aufmachung und der Frisur nicht ganz richtig erschien. Sogar Edgingtons ungeschulter Blick erkannte die gekünstelte Aura, die unechte Eleganz.
    »Also wirklich, Charles«, murmelte Millie, als sie den Fuß der Treppe erreichten. »Sogar von dir hätte ich was Besseres erwartet.«
    » Dich muss sie nicht beeindrucken. Überlass es den anderen, die Frau zu beurteilen.«
    Millie trat vor, um die neuen Gäste zu begrüßen und in den Salon zu geleiten. Strahlend lächelte sie Lord Gifford an.
    Geradezu überschwänglich hieß sie Miss Howser willkommen, die ihr als Dines’ Kusine vorgestellt wurde. Über die Schulter der Frau hinweg warf sie Charles einen bedeutsamen Blick zu. Damit gab sie ihm zu verstehen, er dürfe ihr keine Vorwürfe machen, wenn die Gäste den Neuankömmling nicht akzeptierten.
    Dann nahm sie Kränze aus den Händen eines Dienstmädchens entgegen und legte sie auf die Köpfe beider Männer. Den dritten übergab sie Charles.
    »Ah, nun wird mir alles klar - in diesem Jahr soll die Hausparty einem Bacchanal gleichen«, bemerkte Gifford. Amüsiert rückte er seinen Lorbeerkranz zurecht.
    »Keineswegs«, protestierte Millie missbilligend, »sondern eine römische Pastorale.« Sorgsam schlang sie eine Blumengirlande um Miss Howsers Hals, sie selbst trug bereits
eine. Nachdem sie sich höflich entschuldigt hatte, hängte sie sich ostentativ bei der Frau ein und führte sie in den Salon, während Charles bei den beiden Gentlemen stehen blieb. Das zynische Glitzern in Howsers Augen war ihm nicht entgangen.
    »O Gott, Dines, sie ist brillant«, meinte Gifford, sobald sich die Frauen außer Hörweite befanden.
    Selbstgefällig grinste Dines und hob sein Monokel, um sein Protegé zu beobachten. »Innerhalb einer Stunde wird sie allgemeines Entsetzen auslösen. Sagen Sie, Gifford, können Sie sich vorstellen, wie Ihre Schwester reagiert, wenn sie Miss Howser kennenlernt?«
    »Zweifellos wird sie dreinschauen, als hätte sie eine Zitrone verschluckt.«
    »Haben Sie sich Gifford anvertraut, Dines?«, fragte Charles, obwohl die Antwort offensichtlich war. Viel lieber hätte er hervorgestoßen: Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?
    »Wollen Sie etwa behaupten, ich wäre nicht vertrauenswürdig?« Gifford schlug einen beiläufigen Ton an. Aber seine blauen Augen funkelten herausfordernd. »Die Hälfte Ihres Plans kannte ich ohnehin schon, Edgington. Was kann meine Mithilfe bei diesem Ablenkungsmanöver schon

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