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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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setzte sich auf und machte Anstalten, das Bett zu verlassen, doch Estrelle drückte sie sanft zurück in die Kissen. Lena ließ es geschehen und seufzte.
    «Danke, Estrelle. Sie und Jeremia haben mir mit Ihrem Mut und Ihrer Entschlossenheit das Leben gerettet. Ich werde das niemals vergessen. Eine erste Konsequenz aus diesem Vorfall wird sein, dass ich sämtliche Sklaven von Redfield in die Freiheit entlassen werde. Wer gegen einen fairen Lohn weiterarbeiten möchte, darf bleiben.»
    «Aber Trevor ist noch da», gab Estrelle zu bedenken. «Sie können ihn und seine Leute nicht einfach entlassen, ohne dass es Konsequenzen für uns alle hätte.»
    «Ich kann tun, was ich will», erklärte Lena mit Nachdruck und hatte Mühe, angesichts der bedrohlichen Lage auf ein Lächeln zu verzichten. «Aber Sie haben recht», gab sie zu, «eins nach dem anderen. Zunächst einmal benötige ich Geld. Möglichst schnell und möglichst viel.»
    Estrelle sah sie an, als ob ihre Herrin den Verstand verloren hätte. Doch als Lena ihr erklärte, dass sie 10000  Pfund benötigte, um Jess vor dem Strang zu bewahren, wurde ihr Blick weich.
    «Sie lieben ihn wirklich», bemerkte sie beinah verträumt.
    «Mehr als mein Leben.»
    Lenas Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an Jess und in welchem Zustand sie ihn im Gefängnis hatte zurücklassen müssen. Doch nun verspürte sie plötzlich wieder Hoffnung.
    «Wir müssen Baba sagen, was passiert ist.» Lena war vor Aufregung ganz schwindlig. «Tom soll runter zum Fluss laufen und sie holen. Sie wartet in der alten Fischerhütte. Aber die beiden müssen aufpassen, dass sie Trevor nicht in die Arme laufen. Baba wird sich wundern, wenn sie erfährt, was geschehen ist. In der Zwischenzeit werde ich mich in eine trauernde Witwe verwandeln, indem ich mein schwarzes Brokatkleid anziehe und allen Anwesenden zeige, dass ich in erster Linie Ruhe benötige, um die schrecklichen Ereignisse zu verkraften. Spätestens morgen früh werde ich Mister Bluebird und Mister Hogsmith informieren. Die beiden sollen die gemeinsame Beerdigung von Edward und meinem Schwiegervater vorbereiten und mich in die Organisation der Plantage einweihen.»

    Als Baba eine halbe Stunde später in Begleitung von Estrelle in Lenas Zimmer schlüpfte, war es draußen schon dunkel. Estrelle hatte auf Babas Drängen Lenas altes Gästezimmer hergerichtet, weil sie der Meinung war, dass es Unheil brachte, im Zimmer eines erst jüngst Verstorbenen zu schlafen. Zuvor hatte sie rasch ein paar Kerzen entzündet und den Raum gegen das Wirken von Dämonen ausgeräuchert. Zeitgleich stand Jeremia unten in der Empfangshalle, mit dem Auftrag, notfalls Pastor Langley abzufangen, der selbstverständlich von dieser heidnischen Zeremonie nichts erfahren durfte.
    «Hier hab ich damals gestanden und William mit einer Machete bedroht», gestand Baba nachdenklich und deutete auf das ausladende Bett, das nun für Gäste gedacht war. «Dort stand er und hat mit einer Pistole auf mich gezielt», erklärte sie gedankenverloren.
    Lena versuchte sich vorzustellen, wie Baba sich gefühlt haben musste, als sie zitternd vor ihrem Master gestanden hatte.
    «Setz dich», sagte sie und deutete auf einen gepolsterten Stuhl. «Du hast die ganze Zeit in dieser ungemütlichen Fischerhütte ausgehaart und kannst sicher eine Stärkung vertragen.»
    Lena trat an den kleinen Tisch, auf dem Estrelle ein improvisiertes Abendessen aus kaltem Huhn, Brot und Obst hergerichtet hatte.
    «Danke», sagte Baba und ließ ihren wachsamen Blick über die Köstlichkeiten schweifen. «Aber seit ich weiß, wie es um Jess steht, ist mir der Appetit vergangen.»
    «Wem sagst du das», entgegnete Lena mit einem Seufzer. «Mein Hals ist wie zugeschnürt. Trotzdem sollten wir ein Glas darauf trinken, dass sich der Wind so plötzlich gedreht hat. Auch wenn die Umstände tragisch sind, so besteht nun wieder Hoffnung, dass ich das Geld auftreiben kann, um Jess vor dem Strang zu bewahren.»
    Ohne die Zustimmung von Baba abzuwarten, füllte Lena drei Kristallkelche mit teurem, französischem Rotwein. Sie gab eins Baba und eins Estrelle, die sich ein wenig zierte, weil sie es nicht gewohnt war, mit ihrer weißen Herrschaft anzustoßen.
    «Auf die Freiheit», erklärte Lena und prostete den beiden älteren Frauen mit einem verhaltenen Lächeln zu. «Den Champagner gibt es, wenn wir Jess aus dem Kerker geholt haben!»
    «Wenn man es genau nimmt, wäre eigentlich Jess der Erbe von Redfield Hall»,

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