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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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bemerkte Baba vorsichtig. «Ich habe mir immer gewünscht, William hätte ihn als seinen Sohn anerkannt. Aber dafür ist es nun zu spät.»
    «Wenn wir heiraten, bleibt doch alles in der Familie», warf Lena versöhnlich ein.
    «Du willst ihn heiraten?» Baba war fassungslos. «Was wird dein Vater dazu sagen? Ich meine, es ist eine Sache, wenn sich ein weißer Mann eine Mulattin sucht, aber umgekehrt ist so etwas – zumindest in deinen Kreisen – ziemlich ungewöhnlich. Soweit ich weiß, ist dergleichen auf dieser Insel noch nie vorgekommen.»
    «Dann wird es Zeit, dass sich etwas ändert, findest du nicht? Und was meinen Vater betrifft: Er ist ein kluger Mann ohne Vorurteile. Er wird ihn lieben wie einen Sohn, da bin ich mir sicher.»
    «Dafür müsst ihr Jess aber erst einmal vor dem Galgen bewahren», fügte Estrelle mit unheilschwangerer Stimme hinzu.
    «Ich werde gleich morgen früh nach Kingston aufbrechen und den Advokaten der Familie Blake aufsuchen», versprach Lena mit Nachdruck in der Stimme. «Sein Name ist Dr. Castlewood, und ich weiß von Edward, dass alle testamentarischen Urkunden bei ihm hinterlegt sind.»
    Plötzlich klopfte es an der Tür.
    «Schnell», zischte Lena und schaute in Baba aufgeschrecktes Gesicht. «Versteckt, dich in der Nische hinter der Gardine.»
    Nachdem Baba ihrem Rat gefolgt war, ging Lena zur Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Es war Larcy. Sie stand völlig aufgelöst vor ihr.
    «Trevor ist im Anmarsch», stieß sie bebend hervor. «Er sagte, er will mit Ihnen sprechen, doch Jeremia hat ihm gesagt, Sie würden schon schlafen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich von einem Hausdiener aufhalten lässt.»
    «Danke, Larcy», erwiderte Lena. «Das war sehr klug von dir, dass du zu mir gekommen bist. Verrate ihm nicht, dass ich Besuch habe.»
    «Das müssen Sie mir nicht sagen.»
    Beleidigt schürzte sie ihre vollen Lippen. Doch schon tauchte Trevor hinter ihr auf und drängte sie zur Seite. Ungefragt stürmte er in Lenas Zimmer.
    «Was wollen Sie, Trevor?»
    Lena spürte, wie ihr das Herz im Halse schlug. Trevor war zwar nicht mehr jung, aber er war immer noch stark, und er hatte eine ganze Armada von Aufsehern hinter sich, die ihr das Leben schwer machen konnten.
    «Gibt es hier etwas zu feiern?», fragte er hämisch und ging um den Tisch herum, wobei er sich ein gebratenes Hühnerbein schnappte und daran zu nagen begann. «Kaum ist der letzte Master auf dieser Plantage unter mysteriösen Umständen gestorben, veranstaltet die Dame des Hauses ein Portweinkränzchen mit ihrer Sklavin.» Er warf Estrelle einen finsteren Blick zu. «Lassen Sie mich raten, wo das hinführt. In die Freilassung aller Sklaven? Aber nicht mit mir! Das kann ich Ihnen sagen», warnte er sie mit drohendem Blick. «Ich habe diese Plantage mit aufgebaut, und bevor sie untergeht, will ich mein Stück vom Kuchen.»
    Mit einem verächtlichen Schnauben warf er den angebissenen Hühnerschlegel auf den Tisch und wischte sich die Finger an seiner braunen Baumwollhose ab.
    «Verlassen Sie unverzüglich das Haus, Trevor», befahl ihm Lena und wunderte sich, dass sie es in dieser Situation fertigbrachte, so souverän zu reagieren. «Ich erlaube Ihnen nicht, unangemeldet mein Zimmer zu betreten. Wir sprechen morgen früh mit Mister Bluebird darüber, wie es weitergeht. Danach werde ich in Kingston den Advokaten aufsuchen.»
    «Tun Sie das, Mylady. Und vergessen Sie nicht, mir eine amtlich beglaubigte Abschrift des Testamentes mitzubringen. Ich will mich selbst davon überzeugen, ob Lord William mir nicht vielleicht doch etwas vermacht hat.»
    Lena atmete auf, als er sich zum Gehen wandte. Wobei er noch einmal innehielt und sich zu ihr umdrehte.
    «Habe ich das richtig in Erinnerung, dass Sie diese Plantage nur erben können, wenn Sie einen leibhaftigen Nachfahren der Blakes gebären?»
    «Ich wüsste nicht, warum Sie das etwas angehen sollte», erwiderte Lena pikiert.
    «Weil es einen Unterschied macht, von Ihnen entlassen zu werden oder weiterhin in den Diensten des europäischen Clubs zu stehen, dem diese Plantage unweigerlich zufallen wird, wenn die testamentarischen Bedingungen nicht erfüllt werden. Und dann hätte ich sehr gute Chancen, der neue Verwalter von Redfield zu werden! Sollten Sie also schwanger sein, wie mir ein Vögelchen zugeflüstert hat, würde ich an Ihrer Stelle gut auf mich achtgeben. Bis zur Geburt kann schließlich noch eine Menge passieren. Wäre nicht das erste Balg, das es nicht

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