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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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dort ein und aus gingen. Zögernd trat sie näher. Ob man Lord William dort aufgebahrt hatte? Mit seiner Leiche konfrontiert zu werden, ließ Lena beinahe noch mehr erschaudern. Dennoch konnte sie nicht widerstehen.
    Als sie die Kapelle betrat, stand Edward schweigend, mit einer brennenden Kerze in der Hand, vor dem geöffneten Sarg seines Vaters. Neben ihm betete Pastor Langley, den man wahrscheinlich eiligst aus Fort Littleton herbeigeholt hatte. Er würde dem Toten die letzte Segnung geben. Lord Williams Hände waren über seinem besten Anzug gefaltet. Dort, wo die Kugel seinen Kopf gestreift hatte, prangte ein Leinenverband. Die Bauchwunde hatte man geschickt unter einer blütenweißen Weste und einem schwarzen Frack versteckt.
    Als Lena näher kam, wurde das Hallen ihrer Schritte lauter. Edward drehte sich um. Er sagte kein Wort, doch sein Blick sprach Bände. Seine blauen Augen blitzten vor Wut. Lena war froh, dass sie sich in einer Kirche befanden und neben dem Pastor noch ein paar andere Leute zugegen waren.
    «Mein Beileid», flüsterte sie Edward zu, als sie ganz nah neben ihm stand.
    «Was willst du hier?», entgegnete er kaum hörbar und stellte die Kerze auf einen Ständer.
    Er nickte dem Pastor kurz zu, dann packte er Lena hart an den Armen und schob sie eiligst nach draußen.
    «Du solltest in Port Royal sein und meiner senilen Tante Gesellschaft in der Irrenanstalt leisten», raunte Edward ihr zu, als er sie über den Hof scheuchte.
    Sein Blick verriet, dass er sie offensichtlich am liebsten gleich persönlich dorthin geschleppt hätte.
    «Die Frage ist doch», erwiderte sie bitter, «wer eher dorthin gehört. Du oder ich?»
    Kaum hatten sie das Eingangsportal erreicht, umfasste er erneut mit schraubstockartiger Kraft ihren Oberarm und dirigierte sie die Treppe hinauf in die obere Etage in ihr gemeinsames Schlafzimmer.
    «Autsch», protestierte Lena und versuchte, sich seinem eisernen Griff zu entwinden. «Du tust mir weh!»
    «Ich werde dir gleich noch viel mehr weh tun», zischte er und stieß sie aufs Bett.
    Dass er danach die Tür hinter sich mit dem Schlüssel versperrte, versetzte sie in Panik. Wie ein leibhaftiger Racheengel steuerte er auf sie zu und blaffte:
    «Wo warst du, zum Teufel, als mein Vater gestorben ist?»
    «Das geht dich nichts an», verteidigte sie sich mutig. «Ich habe selbst gerade erst von seinem Tod erfahren», log sie. «Was ist denn überhaupt mit ihm geschehen? Hatte er einen Unfall?»
    «Er hatte keinen Unfall», knirschte Edward durch seine Zähne. «Er wurde ermordet!»
    «Was? Von wem?»
    Lena versuchte sich an einem unschuldigen Augenaufschlag. Doch Edward schlug sie so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite flog.
    «Von deinen verdammten Rebellen, mit denen du nicht erst seit deiner Rückkehr gemeinsame Sache machst!»
    «Bist du jetzt völlig übergeschnappt?», schrie sie zurück. «Wie kannst du es wagen, mich mit dem Tod deines Vaters in Verbindung zu bringen?»
    «Nicht dich», erwiderte Edward verbittert, «sondern deinen schwarzen Freund, der dich in Port Maria wie eine Hure genommen hat!»
    Für einen Moment war Lena sprachlos. Es war offensichtlich, dass Edward nach ihrer Rückkehr genug Zeit gehabt hatte, über ihre vermeintliche Entführung nachzudenken, und dass er nun eins und eins zusammengezählt hatte, um auf das richtige Ergebnis zu kommen.
    «Denkst du ernsthaft, du kannst mich weiterhin täuschen?» Der Zorn in seinem Blick versetzte sie in Angst. «Erst rennst du mir samt deiner Gesellschafterin bei Nacht und Nebel davon, dann wirst du auf rätselhafte Weise entführt. Schließlich tauchst du wieder auf, und wegen einer seltsamen Erkrankung kannst du bedauerlicherweise keinerlei Aussagen über deine Gefangenschaft geschweige denn über deine Entführer machen. Und dann verschwindest du unvermittelt ein zweites Mal, und wir finden dich splitternackt und vollkommen genesen im Hurenhaus von Port Maria in den Armen eines stattlichen Negerhengstes.»
    Mit einem boshaften Grinsen stürzte er sich auf sie und hob ihre Röcke hoch.
    «Oder hat dir mein Schwanz nicht gereicht, und du hast dir eine lukrative Nebenbeschäftigung als Hure gesucht?»
    Lena schrie auf, als er sie mit brutaler Gewalt auf den Bauch drehte und in der gleichen Bewegung die Röcke hochschlug, sodass sie ihm unfreiwillig ihre nackte Kehrseite entgegenstreckte. Keuchend versuchte sie, sich seinem Griff zu entwinden, doch ihre Gegenwehr war nichts im Vergleich mit seiner Stärke.

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