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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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bis dahin schafft.»
    Sein hämisches Grinsen erschütterte Lena. Dann verschwand er, ohne eine Antwort abzuwarten. Estrelle schloss die Tür hinter ihm, als ob sie einen Dämon verbannen wollte.
    «Vor dem Kerl musst du dich wahrlich in Acht nehmen», riet ihr Baba, die aus ihrem Versteck hervorgekommen war. «Sollte er nicht im Testament berücksichtigt sein, wird er sich bitter rächen. Und nicht nur dann ist er eine Gefahr. Er ist ein Killer, vergiss das nicht. Er hat für William und Edward zeitlebens die Drecksarbeit übernommen. Was sollte ihn da noch davon abhalten, dich und das Kind zu beseitigen, wenn es für ihn von Vorteil ist?»

Kapitel 33
    Ende Dezember 1831 // Jamaika // Familienbande

    D as Geld aus dem Tresor reicht nicht», seufzte Lena.
    Mit großen Augen beobachtete Estrelle, wie die zukünftige Herrin von Redfield Hall im Arbeitszimmer ihres verstorbenen Mannes erneut die goldenen Münzen in einer Geldkassette zählte.
    «Selbst wenn mein Schmuck noch hinzukommt, würde es nicht reichen, um die Kaution zu bezahlen. Ich muss also doch vorher zur Bank und zum Advokaten, um an mein eigenes Geld zu gelangen.»
    «Vielleicht kann Mister Bluebird uns weiterhelfen, Mylady?»
    «Sagen Sie Jeremia, dass er ihn bitte holen soll», bat Lena.
    Wenig später saß der farblose Finanzverwalter mit dem tadellos sitzenden Anzug und den dazu passenden Ärmelschonern Lena in der Bibliothek von Redfield Hall gegenüber. Nachdem sie ihm die vorangegangenen Ereignisse geschildert und die damit verbundenen Notwendigkeiten erläutert hatte, schüttelte Mister Bluebird, was die Finanzen betraf, bedauernd den Kopf.
    «Solange Dr. Castlewood mir keine Vollmacht zukommen lässt, die besagt, dass Sie die rechtmäßige Erbin von Redfield Hall und allen übrigen Ländereien in Übersee sind, kann ich Ihnen keinen Penny auszahlen. So leid es mir tut. Deshalb sollten Sie schleunigst zusehen, dass die Erbschaftsangelegenheiten geregelt werden, Lady Helena», erklärte der beleibte Mittvierziger. «Ansonsten haben wir ein mittelschweres Problem. Wir steuern direkt auf die Zuckerrohrernte zu, was bedeutet, dass Kosten für die Maschinen zur Reparatur und Wartung anstehen, Schiffspassagen für die Verschiffung der Ware nach Übersee gebucht und nicht zuletzt unsere Angestellten und Zulieferer bezahlt werden müssen. Und wir benötigen Geld für die Verpflegung der Sklaven. Wir sollten sie nicht mit knurrenden Mägen in die Arme der Rebellen treiben.»
    Lena schaute ihn entgeistert an und schluckte schwer. Was mit den Menschen auf Redfield Hall passierte, jetzt, wo Lord William und Edward fehlten, hatte sie noch überhaupt nicht beschäftigt, wie sie sich reuevoll eingestehen musste. Die Macht, die Sklaven wie beabsichtigt in die Freiheit zu entsenden, besaß sie noch nicht. Und selbst wenn, wäre es kein einfacher Weg, der von heute auf morgen zu bewerkstelligen war. Sie würde garantiert auf Widerstand von Trevor und seinen Leuten stoßen. Plötzlich stand sie vor dem Problem, nicht nur Jess’ Existenz retten zu müssen, sondern die von Tausenden Menschen. Und Trevor hockte ihr im Nacken wie eine giftige Spinne.
    Wenn die weißen Aufseher ihre Löhne nicht erhielten oder es zu weiteren Bränden und Übergriffen durch die Rebellen kam, die ihre Ernte zerstörten, würde es ein Leichtes für ihn sein, das Ruder zu übernehmen und sie in den Ruin zu treiben. Aber dieses Problem musste warten, sie hatte Prioritäten zu setzen. Und an erster Stelle stand das Leben von Jess. Erst wenn sie ihn vor dem Tode bewahrt hatte, fingen die Uhren von neuem an zu schlagen.
    «Lieber Mister Bluebird», begann sie mit einem gewinnenden Lächeln. «Ich werde unverzüglich nach Kingston aufbrechen und das Nötige regeln. Bis dahin möchte ich Sie bitten, unsere Gläubiger bei Laune zu halten. Ich nehme an, dass sie ihr Geld bisher immer pünktlich erhalten haben. Das wird auch in Zukunft so sein. Überzeugen Sie sie davon, dass wir lediglich vielleicht drei oder vier Tage benötigen, um die notwendigen Formalitäten zu regeln.»
    Lena hoffte inbrünstig, dass dies der Wahrheit entsprach, und verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von dem zweifelnd dreinschauenden Archibald Bluebird.

    Schon eine Stunde später machte sich Lena unter der glühenden Mittagssonne und in Begleitung von Baba mit dem Zweispänner auf den Weg nach Kingston. Sie hoffte, dass Trevor ihre Abfahrt nicht bemerkte. Seit seinem Auftritt am Abend zuvor hatte er sich

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