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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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«In den letzten Tagen hat es Ärger mit Aufständischen gegeben. Aber nun ist alles wieder in Ordnung.»
    Ihre Augen hatten plötzlich einen melancholischen Ausdruck, der Lena nicht gefiel. Doch Estrelle ließ sich nicht zu weiteren Erklärungen hinreißen.
    «Sie werden sich noch erkälten, Missus», verkündete sie mit ernstem Gesicht. «Auch wenn es bei uns das ganze Jahr über warm ist, schützt Sie das nicht vor einem Schnupfen, wenn Sie mit feuchtem Haar und nur mit einem dünnen Hemd bekleidet umherlaufen. Soll ich Ihnen beim Ankleiden behilflich sein?»
    Estrelle hielt Lena ein Kleid aus hellblauem Blümchenstoff entgegen, das so gar nicht zu ihrer Stimmung passte. Trotzdem protestierte sie nicht, sondern ließ die Frau gewähren. Nichts erschien ihr wertvoller, als eine Verbündete beim Personal zu besitzen, erst recht, wenn es sich um die erste Hausdame handelte.
    Nachdem Lena in das Kleid geschlüpft war, dirigierte Estrelle sie zu einer Spiegelkommode, wo sie ihr das lange, hellblonde Haar ausbürstete, bis es fast trocken war.
    «Soll ich Ihnen das Haar aufstecken, Missus?»
    Estrelle sah sie mit einem undefinierbaren Blick an, der nicht verriet, was sie wirklich dachte.
    Lena nickte stumm und verfolgte im Spiegel, wie die Sklavin sie mit routinierten Handgriffen in eine strenge, englische Lady verwandelte. Das Haar straff aus dem Gesicht gekämmt und zu einem schlichten Knoten auf dem Hinterkopf aufgetürmt, wirkte Lena nun nicht mehr wie das unbeschwerte Mädchen, das Edward in London zurückgelassen hatte, sondern wie eine echte Dame.
    Gemeinsam halfen sie anschließend Maggie aus der Wanne. Lenas Gesellschafterin befand sich zwar sichtbar auf dem Weg der Besserung, war aber noch ziemlich wackelig auf den Beinen.
    «Ich glaube, ich bin noch nicht so weit, dass ich Bäume ausreißen kann», verkündete Maggie mit erschöpfter Stimme.
    Estrelle half ihr beim Abtrocknen, steckte sie in ein frisches Nachthemd und brachte sie wieder ins Bett.
    «Ich denke auch, es ist besser, du schläfst noch ein wenig», sagte Lena und zog Maggie die Decke fast bis zur Nase.
    «Estrelle, wären Sie bitte so freundlich, Sir Edward zu informieren, dass ich in meinem Zimmer auf ihn warte?»
    Estrelle nickte ergeben und zog sich lautlos zurück. Danach wünschte Lena ihrer Freundin eine angenehme Ruhe, ging in den angrenzenden Raum und schloss die Verbindungstür. Gerade wollte sie ihre Perlenohrringe anlegen, die ihr Vater ihr zum Abschied geschenkt hatte, als die Tür zum Korridor aufflog. Es war Edward.
    Lena ließ vor Schreck einen der Ohrringe fallen. Auf solch einen Überfall war sie nicht vorbereitet. Hastig bückte sie sich, um das Schmuckstück aufzuheben, obwohl sie ihrem Verlobten eigentlich vor Freude in die Arme fliegen sollte.
    «Was ist das denn für eine Begrüßung?», beschwerte er sich prompt.
    Das Gleiche könnte ich dich fragen, lag es Lena auf der Zunge, als sie sich aus der Hocke erhob und den Ohrring ansteckte. Von plötzlichem Unmut erfasst, dachte sie an die Strapazen, die sie auf sich genommen hatte, um zu ihm zu reisen.
    «Wäre es nicht angebrachter, sich zunächst nach meinem Wohlergehen zu erkundigen, anstatt zu erwarten, dass ich dir ohne Wenn und Aber um den Hals falle?», bemerkte sie spitz. «Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für deine gestrige Abwesenheit?»
    «Du siehst zauberhaft aus», stieß er hervor, wobei er ihre Verärgerung schlichtweg ignorierte. Sein verlangender Blick heftete sich wie gebannt auf ihre Brüste, die appetitlich verpackt aus dem Ausschnitt ihres Kleides hervorlugten. «Viel besser, als ich dich in Erinnerung hatte.»
    «Danke», sagte sie trocken, nicht wissend, was sie von einem solch fragwürdigen Kompliment halten sollte.
    Er selbst hatte es offenbar nicht für nötig erachtet, sich zu waschen, zu rasieren und standesgemäß zu kleiden, bevor er ihr seine Aufwartung machte. Nur den Hut hatte er abgenommen. Mit seinem schwarzen Bartschatten und dem zerzausten, dunklen Haar, das ihm verschwitzt und staubig am Kopf klebte, sah er geradezu wild und leidenschaftlich aus. Obwohl sie sich innerlich dagegen wehrte, erlag Lena augenblicklich seinem ungezähmten Äußeren und erwischte sich bei einer Reihe von sündigen Gedanken, die ihr äußerst unangebracht erschienen.
    Auch Edward war offensichtlich nicht entgangen, welche Wirkung er auf sie hatte. Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und umarmte sie heftig. Ehe Lena es sich versah, presste er seine

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