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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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auf und verschwand mit der Fackel in einer der armseligen Behausungen. Edward folgte ihm und fand im Innern eine Gruppe von jungen, verängstigten Frauen, die sich für das, was sie mit ihnen vorhatten, hervorragend eigneten.
    Als Edward längst fertig war, mühte sich der Aufseher immer noch ab, in eines der Mädchen einzudringen.
    «Wenn dein Schwanz die Aufregung nicht verträgt», riet Edward ihm, «musst du ihn ordentlich mit Spucke einseifen. Ich würde dir aber nicht raten, ihn dafür dem Weib in den Mund zu stecken», er lachte höhnisch, «man weiß nie, ob die Biester bissig sind.»
    Das Mädchen stieß einen erstickten Schrei aus, als der Aufseher noch eine Spur brutaler zu Werke ging.
    Edward weidete sich an den ängstlichen Gesichtern der Frauen, als plötzlich einer von seinen Leuten hereinstürmte.
    «Du störst, O’Brady», knurrte er ungehalten. «Es sei denn, du willst bei unserem kleinen Vergnügen mitmachen.»
    «Trevor schickt mich», erklärte der junge Mann atemlos und sah sich neugierig um.
    «Ich denke, der sitzt in Falmouth und wartet auf meine Fracht.»
    «Die … Fracht ist offenbar angekommen», erwiderte der Junge. «Jedenfalls soll ich Ihnen ausrichten, dass Ihre Braut gestern Abend wohlbehalten in Redfield Hall eingezogen ist.»

Kapitel 5
    August 1831 // Jamaika // Neue Welt

    D er unterdrückte Schrei einer Frau riss Lena aus dem Schlaf. Irritiert stützte sie sich auf ihre Ellbogen und schaute sich um. Nur zögernd begriff sie, wo sie sich befand. Maggie lag neben ihr und schlummerte noch immer friedlich. Allem Anschein nach hatte sie nur schlecht geträumt. Draußen war es bereits hell, und warmer Tropenwind wehte in die weißen Baumwollgardinen vor den halb geöffneten Fenstern. Ein heiterer, sonniger Tag kündigte sich an. Doch auch das muntere Vogelgezwitscher konnte die düsteren Bilder in Lenas Kopf nicht vertreiben.
    Sie erinnerte sich genau, dass ihr im Schlaf eine Negerin erschienen war, das dunkle Gesicht schmerzhaft verzerrt und voll wehmütiger Anklage. Starke Hände hatten in diesem Traum zwischen die nackten Schenkel dieser dunkelhäutigen Frau gegriffen und einen winzigen, blutbeschmierten Körper aus ihrem Leib gezogen. Danach hatten die Hände das Kind an den verschrumpelten Füßchen hochgehalten und es mit dem Köpfchen nach unten baumeln lassen. Es war ein Junge, um einiges hellhäutiger als seine Mutter. Dann war ein schwarz gekleideter Mann gekommen, hatte die Nabelschnur mit einem Messer gekappt und das neugeborene Kind in einen Korb gelegt. Als drohe er den Kleinen wie Moses am Ufer des Nils auszusetzen, schrie die Mutter verzweifelt nach ihrem Kind. Doch niemand erhörte sie.
    Lena fröstelte und fühlte sich leicht übel. Sie hatte noch nie gesehen, wie ein Mensch zur Welt kam, schon gar nicht bei einer Negerin. Vielleicht hatte ihr seltsamer Traum etwas mit Mr. Hansons Äußerung zu tun, dass die Niederkunft einer Sklavin für Edwards Abwesenheit verantwortlich sei? Trotzdem fragte sie sich, wie man nur so etwas Widerwärtiges träumen konnte. Nicht einmal Maggie durfte sie davon erzählen, weil die Geschichte sie ebenso entsetzen würde.
    Ein Blick auf die kleine, goldene Standuhr, die auf der obersten Ablage des Sekretärs dem Bett gegenüber stand, verriet Lena, dass sie länger als gewöhnlich geschlafen hatte. Halb zehn, gaben die reich verzierten Zeiger an. Du liebe Güte, schon beinahe Mittag, und sie lag noch immer im Bett! Was wohl Edward dazu sagen würde, wenn er ihr unvermittelt seine Aufwartung machte?
    Sie beschloss, noch vor dem Frühstück ein Bad zu nehmen. Am Abend zuvor hatte Estrelle ihr erklärt, dass sie morgens an der langen, gedrehten Goldkordel ziehen sollte, die vom Bettpfosten herabhing und zu einer Glocke führte, mit der man die Bediensteten herbeirufen konnte. Tatsächlich stand wenig später Larcy in der Tür.
    «Missus wünschen?», fragte sie in gebrochenem Englisch.
    Maggie, die von dem unvermittelten Besuch wach wurde, rekelte sich neben Lena und gähnte herzhaft, bevor sie die Augen aufschlug.
    «Morgen», presste sie heiser hervor und sah sich ebenso verwirrt um, wie Lena es zuvor getan hatte.
    «Ich möchte bitte ein Bad nehmen», sagte Lena zu Larcy.
    Das schüchterne Mädchen nickte nur, drehte sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort.
    «Ich bitte auch», bemerkte Maggie mehr zu Lena und schnupperte demonstrativ am Ärmel ihres Nachthemdes. «Dass du es überhaupt neben mir aushalten kannst …»
    «Falls

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