Flamme von Jamaika
ich trotzdem weiter zu dir komme.» Edward kniff ihr in den üppigen Hintern. «Allerdings solltest du nie vergessen, dass du nur eine Sklavin bist. Sollte ich jemals erfahren, dass du höhere Ansprüche stellst, werde ich dich und deine Kinder verkaufen müssen. Hast du das verstanden?»
Sie nickte willfährig und fiel vor ihm auf die Knie.
«Ich tue alles, was du verlangst, Master Edward.»
«Dir bleibt ohnehin nichts anderes übrig», erwiderte er grinsend und war schon nach draußen verschwunden.
Lord William hatte sich bereits umgezogen, als Edward in die Festhalle zurückkehrte.
«Habt ihr die Hexe gefunden?», fragte er wütend.
Edward schüttelte missmutig den Kopf.
«Captain Peacemaker und seine Leute haben jenseits des Flusses die Verfolgung aufgenommen.»
«Wenn ich es nicht besser wüsste», raunte William ihm zu, «würde ich schwören, dass es Baba war, die von den Toten auferstanden ist.»
«Red keinen Unsinn», zischte Edward. «Baba ist tot, und an einen solchen Geisterquatsch glaube ich nicht. Das war jemand, der die Geschichte kennt und uns einen Schreck einjagen wollte. Wo ist eigentlich meine Frau?», fragte Edward, als Lady Elisabeth unvermittelt näher trat.
«Keine Ahnung», sagte sie nur. «Eben war sie noch da.» Dann fasste sie ihn am Arm und schaute ihm verbindlich in die Augen. «Du solltest ihr die Wahrheit sagen.»
«Welche Wahrheit denn?», zischte Edward ungehalten. «Ich habe mit den Machenschaften meines Vaters nichts mehr zu tun. Das ist ein alter Hut, über den niemand mehr spricht.»
«Edward, es ist kein Zufall, dass du dir eine Frau in Europa aussuchen musstest», beschwor ihn seine Tante. «Die Leute hier wissen sehr wohl, was damals geschehen ist. Das siehst du daran, dass seit dem Tod von Hetty MacMelvin kein Plantagenbesitzer auf Jamaika bereit war, dir die Hand seiner Tochter zu überlassen. Jeder, der hier aufgewachsen ist, weiß, dass diese Sklavin vor zwanzig Jahren eure gesamte Familie verflucht hat. Danach sind drei Frauen und zwei neugeborene Mädchen gestorben. Denkst du, das ist Zufall?»
«Natürlich ist es Zufall», setzte er sich schnaubend zur Wehr. «Überall sterben Frauen im Kindbett, das ist doch nichts Ungewöhnliches.»
«Hetty ist nicht im Kindbett gestorben, sie wurde von einem Sklaven getötet, und das noch vor eurer Hochzeit. Hast du Helena davon erzählt?», fragte die Lady besorgt.
«Wo denkst du hin?», knurrte Edward. «Glaubst du, ich will, dass sie sich vor unseren Sklaven fürchtet?»
«Nach dem heutigen Vorfall wird ganz Jamaika darüber klatschen», wandte die Lady mit einem schicksalsergebenen Lächeln ein. «Dabei wird es sich kaum vermeiden lassen, dass diese Dinge auch Lena zu Ohren kommen. Deshalb solltest du vorbeugen und ihr die Dinge aus deiner Sicht schildern, bevor sie sich von dir abwendet.»
Wenn ich sie aus meiner Sicht schildere, dachte er bei sich, wird sie erst recht davonlaufen.
Doch stattdessen triumphierte er lässig: «Wir sind verheiratet. Du hast doch gehört, dass uns nur noch der Tod scheiden kann.»
«Edward», beschwor sie ihn eindringlich. «Genau darauf läuft dieser vermaledeite Fluch hinaus. Du willst doch nicht, dass sie stirbt, bevor sie dir einen Sohn geboren hat.»
«Warum sollte sie sterben? Nur wegen dieser Frau? Dass ich nicht lache!»
«Hast du eine Ahnung, wer dahintersteckt?» Lady Elisabeth hob eine Braue.
«Nein.» Edward schüttelte missmutig den Kopf und blickte auf seinen Vater, der in einiger Entfernung in einer hitzigen Unterredung mit dem Gouverneur war.
«Die verschwundene Sklavin von damals kann es schlecht sein», sinnierte er laut. «Das ist ja schon alles viel zu lange her.»
Er wollte Elisabeth von weitergehenden Überlegungen abhalten. Sein Vater hatte die Geschichte mit der verschwundenen Sklavin sogar Edwards Mutter glaubwürdig aufgetischt. Angeblich war die Schwarze trotz ihrer schweren Verletzungen bei Nacht und Nebel davongelaufen. Außer Lord William wusste nur Trevor, wie die Dinge wahrhaftig gelaufen waren. Edward hatte die Geschichte später von seinem Vater erfahren.
Mit versteinerter Miene ließ Lord William sich einen großen Schluck Brandy aus einem silbernen Becher reichen, um den Ärger über die verdorbene Hochzeitsfeier hinunterzuspülen. Vorsorglich befahl er einem seiner schwarzen Diener vorzukosten. Nachdem der Neger nicht umfiel, atmete Lord William auf und hob den Becher.
«Ab sofort will ich, dass sämtliche Speisen und Getränke vor
Weitere Kostenlose Bücher