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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Nachwuchs unter den Negern. Eine Aufgabe, der die rein afrikanischen Sklaven immer weniger nachkamen.
    «Als ob das jetzt noch eine Rolle spielen würde», erklärte Lena wütend. «Was soll denn bitte schön noch alles an unserem Hochzeitstag geschehen? Eine Frau, die meinem Schwiegervater einen toten Hahn an den Kopf schleudert … Ein brutaler Aufseher, der seine Pflichten vernachlässigt und anstelle dessen unsere jüngste Bedienstete vergewaltigt? Und was kommt als Nächstes?!»
    Edward schüttelte unwillig den Kopf.
    «Vielleicht hat Larcy Trevor ja schöne Augen gemacht», fuhr er ungerührt fort. «So was soll vorkommen.»
    «Ich glaube, ich habe mich verhört.» Lena blieb stehen und stemmte die Hände in ihre schmalen Hüften. «Wie kannst du nur auf eine solch unmögliche Idee kommen? Er ist alt, sie ist jung. Er ist weiß, sie ist schwarz, und sie sind nicht verheiratet!»
    Edward straffte sich und baute sich vor seiner aufgebrachten Frau zu voller Größe auf, was sie ein wenig einzuschüchtern schien.
    «Weil ich diese kleinen schwarzen Schlampen zur Genüge kenne», verteidigte er sich. «Sie alle legen es nur darauf an, einen weißen Mann zu verführen, weil sie wissen, dass sie davon profitieren können.»
    Lena hielt seinem strengen Blick stand.
    «Das meinst du nicht im Ernst?» Ihre grünen Augen blitzten gefährlich, doch Edward ließ sich davon nicht beeindrucken.
    «Ich lebe seit dreißig Jahren auf dieser Insel und bin mir sicher, dass ich die Bewohner und ihr Verhalten weit besser beurteilen kann, als du es je könntest. Und wenn ich sage, dass es die Sklavinnen üblicherweise auf ihre weißen Herrn abgesehen haben, kannst du mir das ruhig glauben.»
    «Oho, muss ich mir Sorgen machen?» Eine gehörige Portion Ironie lag in ihrer Stimme. «Und aus Freude, dass ihr Werben von den weißen Herren erhört wurde, läuft den Negerinnen das Blut an den Beinen herab, und sie heulen sich die Seele aus dem Leib?»
    «Lena! Das verstehst du nicht!»
    Er machte einen Schritt auf sie zu, um sie in seine Arme zu ziehen, doch sie wich ihm aus.
    «Ich verstehe genug, um zu wissen, dass wir aus zwei völlig verschiedenen Welten stammen und die deine mir zusehends unsympathischer wird. Ich will, dass du Trevor Hanson entlässt, sonst …»
    «Sonst was?»
    Mit wildem Blick schaute sie ihm direkt in die Augen.
    «… will ich nicht länger deine Frau sein. Jawohl! Ich werde mich dir nicht eher hingeben, bis du zur Vernunft gekommen bist.»
    Edward brach in schallendes Gelächter aus, und es dauerte einen Moment, bevor er sich beruhigt hatte.
    «Meine liebste Helena», stieß er nach einer Weile immer noch amüsiert hervor, «wenn du mir deinen süßen Leib aus welchen Gründen auch immer missgönnst, hole ich mir eben eine von meinen Sklavinnen. Wie ich schon sagte, sie lechzen nur so danach, bei mir liegen zu dürfen.»
    «Gut, dass wir das geklärt haben», erwiderte Lena empört und marschierte außer sich vor Zorn mit hocherhobenem Haupte davon.
    Einen Moment lang überlegte Edward, ob er nicht zu weit gegangen war und ihr lieber folgen sollte
.
Aber um sie für sich zurückzugewinnen, hätte er auf ihre Bitte, Trevor umgehend zu entlassen, eingehen müssen. Und das wollte und konnte er nicht.
    «Verdammte Hexe», zischte er leise und schaute ihr nach, bis sie im Haupthaus verschwunden war.
    In Begleitung ihres Vaters hatte Lena sich weitaus demütiger gegeben. Aber dass sie in Wahrheit ein kleines Biest war, hatte er schon in
Almack’s
Keller geahnt, wo sie sich ihm bereits bei ihrer ersten Begegnung beinahe hingegeben hatte. Dieses Temperament war es allerdings auch gewesen, das ihn gereizt hatte. Und nun war es plötzlich eine lästige Nebenerscheinung. Er würde auf Knien rutschend bitten müssen, bevor sie ihn freiwillig an sich heranließ. Doch für heute Nacht war es zu spät. Dabei hatte ihn allein ihr Anblick in dem sündig geschnittenen Brautkleid scharfgemacht, als sich ihre wunderbaren, kleinen Brüste vor Entrüstung hoben und senkten.
    Ein Hornsignal riss ihn jäh aus seinen lüsternen Gedanken. Anscheinend war Captain Peacemaker mit seinen Männern von der Verfolgungsjagd zurückgekehrt. Edward vergaß für einen Moment den Streit mit seiner frisch angetrauten Ehefrau. Ungeduldig wandte er sich dem Park zu. Er wollte wissen, ob der Captain und seine Soldaten die Alte erwischt hatten.

Kapitel 9
    September 1831 // Jamaika // Alte Rechnungen

    D ie Nacht brach herein, als hinter Baba und

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