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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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irgendein Gewicht haben könnte», presste William mürrisch hervor.
    Dabei fiel sein Blick auf Monty Prescott, den Leiter der
Kingston Gazette
. Der glatzköpfige Zeitungsmacher war ein alter Freund der Familie, wie Lena inzwischen wusste. Ferner war ihr bekannt, dass Lord William ihm gegenüber bei einem Abendessen einmal die Meinung vertreten hatte, man solle den Lesern keine unnötigen Sorgen durch Horrormeldungen bereiten. Prescott hatte damals erwidert, dass bei einer gewünschten Unterdrückung von Nachrichten eine Ausgleichszahlung für entgangene Verkäufe gezahlt werden müsse. Trotz aller Freundschaft war Lena überzeugt, dass es Lord William in diesem Fall einiges kosten würde, Prescott und dessen Reporter zurückzupfeifen, damit sie keine Sensationsstory aus diesem Zwischenfall machten.
    «Wir wissen doch alle», fügte Lord William ungehalten hinzu, «dass sich das ganze Land im Aufruhr befindet. Sechs Brände in sechs Monaten, dazu unzählige verschwundene Sklaven, die bis heute nirgendwo aufgetaucht sind. Dass sich da draußen irgendwo etwas Unseliges zusammenbraut, sieht ein Blinder mit Krückstock. Was wir brauchen, sind mehr Soldaten aus England, Schottland und Irland, die uns vor Aufständischen schützen.» Sein überheblicher Blick streifte den Gouverneur. «Ich frage mich ernsthaft, warum wir das Königreich mit unseren Steuern unterstützen, wenn es uns Schritt für Schritt die Grundlage unserer Existenz entzieht. Erst das Handelsverbot und nun das Gerücht, dass die Sklaverei gleich ganz abgeschafft werden soll. Seit wir keine frischen Sklaven aus Afrika bekommen, haben wir kaum noch gesunde Arbeitskräfte. Die Alten sterben uns weg, und jene, die hier geboren sind, rufen zur Revolution auf!»
    William hatte geschickt von der aktuellen Lage abgelenkt, indem er zu den schon länger bestehenden Problemen geschwenkt war. Damit hatte er eine lebhafte Diskussion entfacht, die dem Gouverneur sichtlich unangenehm war. Schließlich war er von London herbestellt worden, um für das Wohlergehen der weißen Plantagenbesitzer und deren Sicherheit zu sorgen.
    In der Runde der debattierenden Männer kam Lena sich überflüssig vor, zumal ihr niemand mehr Beachtung schenkte. Während sie nach Maggie Ausschau haltend durch den Raum ging, um ihre neuerliche Entrüstung über die vorangegangenen Geschehnisse mit der Freundin zu teilen, lief sie Edward in die Arme.
    «Es wäre schön», sagte er spitz und ergriff ihre Hand, «wenn du dich nicht so gehen lassen würdest und zur Feier des Tages ein anderes Gesicht aufsetzen könntest.»
    «Nach allem, was geschehen ist, habe ich vergessen, dass es heute etwas zu feiern gibt», zischte sie verärgert und versuchte, sich ihm zu entwinden.
    Doch das hatte zur Folge, dass er sie noch näher zu sich heranzog. Dabei funkelten seine tiefblauen Augen in unverhohlener Leidenschaft.
    «Stell dich doch nicht so an», flüsterte er und beugte sich zu ihr hinab, wobei sein Mund dem ihren so nahe kam, dass sie seinen Atem auf den Lippen spürte. «Ich weiß doch, dass du mich willst. Warum bist du bloß so kratzbürstig? Nur wegen dieser Geschichte mit Trevor? Wir wissen doch gar nicht, was zwischen den beiden wirklich geschehen ist. Es hat doch auch überhaupt nichts mit uns zu tun. Und das mit den Sklavinnen war ein übler Scherz, für den ich mich aufrichtig entschuldigen möchte.»
    «Mit solchen Dingen scherzt man nicht», warf Lena ihm vor.
    Sie schäumte vor Wut. Wie konnte er sie so abscheulich behandeln und denken, mit ein paar halbherzigen Worten sei alles wieder im Lot?
    «Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mich nicht scharfmacht, wenn du so widerspenstig bist. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dein unversöhnliches Verhalten in Zukunft dulden werde», warnte er grollend.
    «Lass mich!» Lena kochte innerlich. Es fehlte nicht viel, und sie hätte ihn vor allen Leuten geohrfeigt.
    Alles, was dieser Mann sagte, war anzüglich. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um sich Edward zu entwinden. Als es ihr schließlich gelang, eilte sie, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, in die Halle hinaus. Anstatt die Gäste nach guter Manier zu verabschieden, wollte sie nur noch alleine sein.
    Voller Wut und Enttäuschung erreichte sie den Treppenaufgang zu ihrem Zimmer. Sie wollte sich in ihre Gemächer zurückziehen und niemanden mehr sehen. Die Lust auf eine Hochzeitsnacht mit Edward war ihr gründlich vergangen.
    Sie fühlte sich wie kurz vor einem

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