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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Zusammenbruch. Was war nur in Edward gefahren, dass er sich so scheußlich benahm? Er musste doch verstehen, dass sie die Geschehnisse des Tages nicht so einfach hinnehmen konnte. Doch anstatt Verständnis für sie aufzubringen und ihr wenigstens den Auftritt dieser scheußlichen Alten zu erklären, setzte er sie unter Druck! Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen, doch das würde sie sich aufheben, bis sie alleine war.

    «Sie Ärmster!», bemerkte Lady Wentworth mit einem bedauernden Blick auf Edward, kaum dass er in der Eingangshalle angekommen war. «Wir wollen hoffen, dass sich Ihre Frau möglichst bald von diesem schrecklichen Schock erholt, nicht wahr, Ernest?»
    Ihr Blick wanderte zu ihrem Gatten, dem nichts übrig blieb, als mitfühlend zu nicken.
    «Ja, vielen Dank für Ihre Anteilnahme», erwiderte Edward tapfer. «Um ehrlich zu sein, meine Hochzeit hatte ich mir anders vorgestellt.»
    Nachdem Edward die Damen mit einem angedeuteten Handkuss und die Herrn per Handschlag verabschiedet hatte, wandte er sich dem Treppenaufgang zu den oberen Gemächern zu, um Lena in ihr Zimmer zu folgen.
    Verdammter Mist, dachte er, während er zwei Stufen auf einmal nahm. Alles, einfach alles, was an diesem Tag hätte schieflaufen können, war schiefgelaufen. Er selbst hatte ein Übriges dazu getan, sodass er jetzt noch nicht einmal die verdiente Belohnung dafür erhielt, dass er bei dem vermaledeiten Spiel seines Vaters, endlich eine standesgemäße Ehefrau heimzuführen, mitgemacht hatte.
    Er grübelte, wie er Lena am Ende doch noch dazu bringen konnte, die Hochzeitsnacht mit ihm zu verbringen. Vielleicht konnte er sie mit einem raffinierten Liebesspiel davon überzeugen, dass sie einen Mann geheiratet hatte, für den es sich lohnte, Kompromisse einzugehen. Doch als er mit gespielter Höflichkeit an die Tür klopfte und schöne Worte säuselte, schoss Maggie heraus und versperrte ihm kopfschüttelnd den Weg.
    «Lena möchte Sie nicht sehen», sagte sie schlicht. «Und ich denke, als Gentleman und Ihr Ehemann werden Sie dieses Ansinnen gerne respektieren.»
    «Was soll dieser Unsinn?», rief Edward und versuchte, an Maggie vorbei einen Blick auf Lena zu erhaschen.
    Ihn plagte durchaus der Anflug eines schlechten Gewissens. Er hätte wenigstens so tun können, als ob er ihren Unmut über Trevors Vorgehen verstand. Stattdessen sagte er: «Sie ist meine Frau, und sie hat sich vor Gott verpflichtet, mir in guten wie in bösen Zeiten zur Seite zu stehen. Ich will wenigstens mit ihr sprechen.»
    Noch während er sprach, wurde er sich im Klaren darüber, dass er zu viel getrunken hatte und seine Stimme ein wenig verwaschen klang. Wahrscheinlich roch er wie ein umgestoßenes Brandy-Fass. Maggie beäugte ihn von Kopf bis Fuß und fasste offenbar einen Entschluss.
    «Ich befürchte», erwiderte sie in schneidendem Ton, «Sie machen die Angelegenheit nur schlimmer, wenn Sie jetzt zu ihr hineingehen. Und das wollen Sie doch nicht, oder?» Fragend zog sie eine Braue hoch.
    Ich werde mir meine Frau schon gefügig machen, dachte Edward entschlossen. Wär doch gelacht, wenn ein guter Reiter wie er nicht in der Lage wäre, eine bockige Stute zu zähmen.
    Trotzdem gab er sich vorerst geschlagen. An einem Tag wie diesem, gespickt mit tausenderlei Tücken, wollte er nicht noch mehr Schaden anrichten. Grollend wie ein Hund, der Prügel bezogen hat, beschloss er, sich vorerst in den Salon zurückzuziehen, wo sein Vater mit den verbliebenen männlichen Gästen bei einer Zigarre zusammensaß. Lady Elisabeth kümmerte sich derweil im Wintergarten um die dazugehörigen Damen.
    Es waren nicht viele Gäste geblieben, höchstens zehn, darunter der Gouverneur und seine Gemahlin, denen man eine Übernachtung auf Redfied Hall angeboten hatte. Als Edward den leer gefegten Tanzsaal durchquerte, sah er, dass Peacemakers Männer die Leichen der beiden erschossenen Kameraden bereits geborgen und mit weißen Leinenfahnen aus der Sacknäherei in passable Mumien verwandelt hatten. Nun lagen sie aufgebahrt auf der Terrasse. Ein Anblick, den nicht jeder ertragen konnte, schon gar nicht, wenn man eigentlich zum Feiern erschienen war.
    «Dein Vater hat den Soldaten einen Karren angeboten, mit dem sie die Toten nach Fort Charles bringen können», erklärte Lady Elisabeth, die ein Glas Portwein in ihrer leicht zitternden Hand hielt.
    «Dort werden sie wohl noch einmal auf ihre Einschüsse hin untersucht, bevor man sie auf dem Heldenfriedhof

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