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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Nichts fehlte. Ihr gesamter Schmuck und auch das Laudanum waren noch vorhanden. Die Tatsache, dass Gold und Geld für ihn offenbar keinen Anreiz darstellten, verunsicherte Lena erneut. Sollte es sie milde stimmen oder in erneute Verzweiflung stürzen?

    Nicht zu glauben, durchfuhr es Jess wie ein Blitz, sie war Edward Blake tatsächlich davongelaufen! Überrascht von dieser ungünstigen Entwicklung, stieß er einen mittelschweren Seufzer aus. Herr im Himmel, so viel Pech konnte man doch gar nicht haben! Er sah sie fassungslos an.
    Wenn das stimmte und sie sich wahrhaftig nicht danach sehnte, zu ihrem vermögenden Gatten zurückzukehren, hatte er ein schwerwiegendes Problem. Immerhin war geplant, sie im Falle eines Gefangenenaustauschs zurück in die Arme ihres frisch angetrauten Ehemanns zu schicken. Währenddessen hätten Jess und seine Krieger genug Zeit gehabt, sich unerkannt in die Berge zurückzuziehen. Aber was sollte geschehen, wenn die Geisel sich nicht an die Regeln des Austausches hielt und stattdessen geradewegs zu irgendeinem Hafen entwischte, um die Insel so schnell wie möglich zu verlassen? Sie würde weiterhin als vermisst gelten, und man würde Jess und seine Kameraden unverzüglich wegen Mordes an der weißen Lady anklagen und nach ihnen suchen.
    Er musste sie also davon überzeugen, dass sie das Falsche tat, wenn sie den Blakes den Rücken kehrte. Wobei er nicht die geringste Ahnung hatte, wie ausgerechnet er ihr Edward Blake schmackhaft machen sollte.
    «Wie kommt man als vermögende weiße Lady nur auf die törichte Idee, dem angetrauten Ehemann einfach davonzulaufen?», versuchte er sein Glück. «Ich meine, Edward Blake ist weit mehr als nur eine gute Partie. Ihm und seinem Vater gehört halb Jamaika, und er kann einem verwöhnten Mädchen wie dir doch jeden Wunsch erfüllen, oder?»
    Jess dachte an sich selbst und dass er einer solchen Frau absolut nichts bieten konnte, was auch nur im mindesten ihrem Stand und Lebenswandel entsprach.
    «Denken Sie ernsthaft, ich habe dieses Scheusal wegen seines Geldes geheiratet?», fauchte sie und lachte verbittert. Dann schüttelte sie ihre blonde Mähne, und ihr Blick wurde traurig. «Geld ist das Letzte, warum ich einen Mann heiraten würde.»
    «Nicht?» Jess war ehrlich erstaunt und zugleich beinahe erleichtert. «Soll das heißen, Prinzessin, ich hätte auch eine Chance?»
    «Wollen Sie jetzt etwa um meine Hand anhalten?»
    Sie lachte irritiert. Unwillkürlich starrte Jess auf ihren Mund mit den kleinen, hellen Zähnen, die sich wie Perlen aneinanderreihten. Beinahe beleidigt hob sie das Kinn und fixierte ihn mit ihren katzenhaften Augen. Für einen kurzen Augenblick glaubte er, sie würde ihn, was seine Tauglichkeit zum Ehemann betraf, zumindest äußerlich einer ernsthaften Prüfung unterziehen.
    «Wer weiß», erklärte sie amüsiert. «Wenn Sie sich waschen, rasieren und etwas Netteres als diese Piratenkleider anziehen, ist es nicht ausgeschlossen. Wobei ich, wie Sie selbst bemerkten, noch verheiratet bin. Aber möglicherweise möchten Sie Sir Edward Blake ja zu einem Duell herausfordern? Wenn es Ihnen dabei gelingt, ihn zu erschießen, hätten Sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.»
    Ihr betont unschuldiger Augenaufschlag reizte ihn. Und die Ablehnung, die sie offenbar für ihren Mann empfand, machte sie sympathisch.
    «Vergiss es», meinte er und grinste schwach. «Und ich dachte wirklich, in deinen Kreisen geht’s nur ums Geld …»
    Fieberhaft überlegte er, wie er sie davon überzeugen konnte, bei seinem Plan mitzuspielen. Und wenn es nur für einen Tag war.
    «Was wissen denn ausgerechnet
Sie
von meinen Kreisen?»
    Betont verachtungsvoll schaute sie auf ihn herab. Äußerlich sah sie aus wie ein Engel, dachte Jess und musste trotz der misslichen Lage schmunzeln. Es erstaunte ihn, dass sie so viel Mut aufbrachte, ihm aus ihrer Zelle heraus zu kontern und ausgerechnet den berüchtigten Blakes die Stirn bieten zu wollen. Entweder war sie hoffnungslos naiv, oder sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Jedenfalls ließ nichts an ihrer zarten Gestalt oder ihrem elfengleichen Gesicht darauf schließen, dass sie ein solcher Sturkopf war. Lediglich ihre leicht schräg stehenden Augen hätten ihn warnen sollen.
    «Wobei es mich nicht wundert, wenn Sie in einer solchen Umgebung Ihre Vorurteile gegen die Weißen pflegen», fügte sie schnippisch hinzu. Ihr Blick streifte das schmutzige Lager und die trostlose Höhle. Dann schlug sie die Augen

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