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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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an die indianischen Ureinwohner Jamaikas, die sie bisher nur auf Bildern gesehen hatte.
    «Sie essen also Ratten?», versuchte sie, das Gespräch in Gang zu halten. «Was steht sonst noch auf Ihrem Speiseplan? Heuschrecken und Spinnenbeine?»
    Lena wollte Zeit gewinnen, damit er sie nicht allzu schnell zurück in die Höhle schleppte.
    «Warum nicht, wenn es sonst nichts gibt», antwortete er überraschend ernst. «Sklaven haben für gewöhnlich keine große Auswahl, was ihren Speiseplan betrifft», erklärte er kühl und machte Anstalten, sie erneut auf seine starken Schultern zu laden.
    Geschickt sprang Lena zurück und wich seinen starken Händen aus. Doch im Nu hatte er sie gepackt und hielt ihre Taille umklammert, wobei ihre Körper sich unanständig nahe kamen. Lena stieß einen verblüfften Laut aus, als ihre linke Wange unvermittelt auf seiner verschwitzten Brust landete. Hart drang der schnelle Rhythmus seines Herzens in ihr Ohr. Offenbar ging die ganze Aufregung auch an ihrem Peiniger nicht spurlos vorüber.
    «Denk nur nicht, Prinzessin, dass du mir entwischen kannst», warnte er sie.
    «Nein», nuschelte sie in seinen sich hebenden und senkenden Brustkorb. «Wie sollte ich nur auf eine solch verrückte Idee kommen?»
    Nur allmählich lockerte er seinen Griff. Lena wischte sich mit dem Handrücken seinen Schweiß vom Gesicht und schaute ihm direkt in die Augen.
    «Die Prinzessin kann alleine laufen», konterte sie spitz, «auch wenn ihr Jäger denkt, sie wäre dazu nicht fähig. Vom Tragen wird ihr nämlich übel.» Wie auch von Rattenragout, hätte sie am liebsten hinzugefügt, doch sie wollte seine Geduld nicht überstrapazieren.
    Als sie ihren Weg fortsetzten, ließ er sie zwar alleine gehen, beobachtete sie aber wie eine Raubkatze, die auf Beute lauert. Am Dorf angekommen, dirigierte er sie schnurstracks Richtung Gefängnishöhle. Allem Anschein nach hatte ihn das Geschrei der Alten alarmiert, denn in der Zwischenzeit hatte jemand die kreolische Hexe aus ihrem Gefängnis befreit.
    «Da bist du ja wieder, kleines Biest», bemerkte sie in einer niederträchtigen Selbstgefälligkeit.
    Ihr Jäger führte Lena wortlos zurück ins Verlies. Dabei musste er in die Knie gehen, weil der Eingang für ihn viel zu niedrig war. Er war mindestens eineinhalb Köpfe größer als sie, wenn nicht zwei. Trotz seiner zupackenden Art manövrierte er sie aber erstaunlich sanft in die Zelle und auf die alte Strohmatte. Sogleich war er auch wieder draußen. Als er die Türe hinter sich verschloss, gab Lena einen resignierten Seufzer von sich.
    «Und nun?» Ihre Stimme war trostlos. «Wollen Sie mir nicht wenigstens erzählen, warum ich hier bin? Und wie lange ich es noch in diesem schrecklichen Loch aushalten muss?»
    Ihr gelang es nicht, die Tränen ihrer Verzweiflung zurückzuhalten. Verdammt, sie war so nah daran gewesen, diesem stinkenden Moloch zu entkommen. Ihr Häscher war an die Gitterstäbe herangetreten und warf ihr den Schal vor die Füße, mit dem ihre Augen verbunden gewesen waren. «Leg das Ding wieder an», befahl er mit strenger Stimme. «Der größte Fehler war, dass du deine Augenbinde abgenommen und unsere Gesichter gesehen hast. Das heißt, wir haben nun ein mittelschweres Problem.»
    «Du hättest verdammt noch mal auf mich hören sollen, du blödes Weib», mischte die Alte sich jetzt ein und sah Lena aus funkelnden Augen an. «Nun wird er dich töten müssen. Aber zuvor wird er dir den nackten Hintern auspeitschen und vielleicht noch andere Dinge mit dir tun, die dir sicher nicht gefallen werden.»
    Der empörte Blick, den der Mann der Alten zuwarf, war alles andere als zustimmend.
    «Baba!», zischte er und nahm sie grob beiseite. Gegen ihren Willen führte er sie am Ellbogen ein Stück in Richtung Höhlenausgang, und Lena entging nicht, wie er ihre Peinigerin mit gedämpfter Stimme zurechtwies. Dabei stemmte er die Hände in die Taille, und sein strenger Blick wanderte von der Alten zu Lena und wieder zurück.
    «Geh und lass uns alleine, Baba», bestimmte er schließlich. «Wir sprechen uns später.»
    Nachdem die Alte sich zeternd davongemacht hatte, kam er zurück und ging vor den Gitterstäben in die Knie. Einen Moment lang hockte er einfach nur da und betrachtete Lena wie ein seltenes Tier. Sein Blick war ernst.
    «Du wirst dir deine Augenbinde wieder anlegen. Falls jemand Fremdes hereinkommt, tust du so, als seist du gefesselt. Verstanden?»
    Lena nickte zaghaft, weil es in ihrer Situation wohl

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