Flamme von Jamaika
eben die Weißen ran. Das Ganze ist ein Geschäft, nichts sonst. Es hat bestimmt nichts mit Liebe zu tun. Und wegen einer solchen Kleinigkeit willst du deine Ehe und deine Ehre aufs Spiel setzen?»
Seine Gefangene war sichtlich schockiert.
«Warum habe ich Ihnen das eigentlich alles erzählt?» Ihre Stimme gipfelte in Unverständnis. «Ich hätte mir denken können, dass ein Wilder wie Sie einer solchen Geschichte keine Bedeutung beimisst. Wahrscheinlich treiben Sie es jeden Tag mit Dutzenden von Negerinnen, zeugen zahllose Kinder und denken sich nichts dabei!»
Jess ärgerte sich über ihren verletzenden Ton und fühlte sich vollkommen verkannt.
«Es ist bei weitem nicht so, wie du denkst …», setzte er an und vermied es, sie noch mal mit dem Spitznamen Prinzessin zu foppen.
«Nicht?» Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. «Und ich dachte, die meisten schwarzen Kerle nehmen sich, was sie wollen. Ohne Rücksicht darauf, ob man eine Lady oder deren Sklavin ist.»
Jess atmete tief durch. Sie war ernsthaft gekränkt, was das Verhalten ihres Ehemannes betraf, und sie würde einen Teufel tun, noch einmal das treusorgende Weib zu spielen. Wie in aller Welt sollte er diese Geschichte Cato verkaufen? Gar nicht, beschied er spontan. Cato durfte auf keinen Fall erfahren, dass sie nicht willens war, zu ihrem Mann zurückzukehren. Ebenso wie er nichts davon erfahren durfte, dass Jess mit ihr von Angesicht zu Angesicht eine solch intime Unterhaltung geführt hatte. Gleichzeitig musste es ihm gelingen, sie wie auch immer zur Vernunft zu bringen, damit sie tat, was Cato und die anderen Rebellen von ihr erwarteten. Dies funktionierte natürlich nur, wenn es ihm gelang, diese Frau zu seiner Verbündeten zu machen. Ohne Scheu betrachtete er ihr schönes Gesicht und fasste einen weitreichenden Entschluss.
Kapitel 14
September 1831 // Jamaika // Jagdfieber
E dward saß mürrisch am Frühstückstisch, obwohl die vorangegangene Nacht auch ohne Lena recht amüsant gewesen war. Yolanda hatte ihn ziemlich rangenommen, was ihn die Tatsache hatte vergessen lassen, dass eigentlich seine frisch angetraute Ehefrau neben ihm im Bett hätte liegen sollen und nicht eine Sklaven-Hure. Und nun war er völlig erledigt, dabei wartete Trevor bereits auf ihn, um gemeinsam die verschiedenen Plantagenabschnitte im Parish St. Mary und St. Thomas-in-the-Vale zu inspizieren.
Es war geplant, eine unmissverständliche Warnung gegenüber allen Kolonnenführern der einzelnen Feldabschnitte auszusprechen. Ab sofort würde man jeden Einzelnen von ihnen zur Verantwortung heranziehen, falls weitere Sklaven auf die Idee kämen, einen Aufstand anzuzetteln oder die Flucht zu ergreifen. Nunmehr würde ein solches Ereignis nicht nur mit schwerer körperlicher Züchtigung und einer darauffolgenden Inhaftierung für den Täter geahndet werden, sondern auch Mitwisser sollten hart bestraft werden. Je nach Schwere des Vergehens durfte mit einem Todesurteil gerechnet werden.
Es war eine unangenehme Aufgabe, diese Botschaft zu überbringen, die Edward am liebsten Trevor alleine überlassen hätte. Aber es hatte eine andere Wirkung, wenn der junge Master von Redfield Hall höchstpersönlich erschien.
Obwohl es nicht zu den üblichen Morgengewohnheiten eines Engländers gehörte, hatte Edward sich ausnahmsweise von Jeremia Kaffee zum Frühstück servieren lassen. Kaffee um diese Zeit war eher etwas für Amerikaner oder Franzosen, die eine gute Tasse Tee zu früher Stunde nicht zu schätzen wussten.
Lord William, dem dies aufgefallen war, schaute leicht irritiert von seiner Zeitung auf.
«Ist dir nicht wohl?»
«Schlecht geschlafen», brummte Edward und widmete sich erneut seinem pochierten Ei mit Toast.
«Wo ist eigentlich deine Frau?»
Edwards Vater schaute sich suchend im Frühstückszimmer um. Offenbar hatte er vergessen, dass Lena und ihre Gesellschafterin zusammen mit Lady Elisabeth abgereist waren.
«Tante Elisabeth hat sie und ihre Gesellschafterin nach Rosenhall eingeladen», brummte Edward verdrossen, ohne von seinem Teller aufzusehen. «Spätestens übermorgen müssten sie zurück sein.»
«Ihr seid gerade mal zwei Tage verheiratet, und sie ist schon aushausig?», bemerkte sein Vater mit einigem Unverständnis im Blick. «Sollte sie nicht wenigstens die ersten Nächte als deine Ehefrau in deinem Bett verbringen? Anstelle dessen erlaubst du ihr, Elisabeth und ihren geilen Galan zu begleiten. Was ist, wenn er sich an sie ranmacht und ihr
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