Flammen Der Nacht -4-
kräftig, dass eine Woge der Liebe Zorana überwältigte. Sie streichelte das weiche, in ihre Armbeuge geschmiegte Köpfchen. »Firebird Maryushka hast du als Namen für sie ausgesucht? «
»Und, gefällt er dir?« Konstantine setzte sich zu ihr auf den Bettrand.
»Oh ja, ich finde ihn sehr, sehr schön.«
4
A blehnung, Bestürzung und Verbitterung breiteten sich wie ein schleichendes Gift in Firebirds Seele aus. »Und das soll ich dir abnehmen?«
Zoranas wehmütig entrücktes Lächeln verlor sich, und sie wandte den Blick ab.
»Firebird! Untersteh dich, so mit Mama zu sprechen! «, versetzte Jasha in seiner typisch belehrenden Art des großen Bruders.
Er war aber nicht ihr großer Bruder, daher brauchte sie sich von ihm nicht bevormunden zu lassen. »Und warum nicht?« Sie musterte ihn provozierend. »Sie hat
mich bisher noch jedes Mal angelogen. Sie hat mir immer wieder diese dramatische Geschichte von dem Unwetter und dem betrunkenen Arzt aufgetischt, dass er stürzte und dass Miss Joyce mich entbunden hat … Jetzt klingt es, als hätte Miss Joyce mich gar nicht entbunden. «
»Entschuldigt mich.« Zorana sprang auf, flüchtete sich ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab.
Das Schweigen, das sich anschloss, hätte Firebird normalerweise bedrückt – wenn sie ein Teil dieser Familie gewesen wäre. Aber sie gehörte nicht dazu.
»Wenn du unbedingt jemandem Vorwürfe machen musst, meine Tochter, dann mach sie mir. Deine Mutter hat mir die Wahrheit erzählt. Ich hab ihr nicht geglaubt, sondern alles auf das Schmerzmittel geschoben.« Konstantines Stimme klang gefährlich leise und gefasst, anders als sein übliches Gebrüll.
Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und war über die Maßen erzürnt, registrierte Firebird. Andererseits war er besorgt um seine Frau und verletzt, dass Firebird sich so hässlich benommen hatte. Seine faltigen Lider halb gesenkt über den betrübten braunen Augen, blickte Konstantine vielsagend in den Flur, wohin Zorana verschwunden war, und dann zu Firebird, die auf dem Boden saß und ihren kleinen Jungen an sich drückte.
»Okay, okay«, muffelte sie. »Ich hab mich idiotisch benommen.«
»Das kannst du laut sagen«, konterte Rurik.
Mag sein, dass diese Menschen nicht ihre Familie waren, trotzdem liebte sie sie. Sie liebte Zorana.
Eine große, heiße Träne rollte über Firebirds Wange.
Konstantine, Jasha, Adrik und der unbekannte Typ konzentrierten sich spontan auf Rurik.
»Das hast du mal wieder super hinbekommen«, schnappte Adrik.
»Tut jetzt nicht so, als hättet ihr nicht genauso gedacht«, wiegelte Rurik beleidigt ab.
»Das vielleicht schon, aber wir waren immerhin so feinfühlig, es nicht laut auszusprechen«, sagte Jasha.
»Konnte ich ahnen, dass sie gleich losheult?«, verteidigte Rurik sich.
»Sie weint doch ständig«, meinte Adrik.
»Woher willst du das eigentlich wissen? Du warst immerhin siebzehn Jahre lang weg! Ich weine ja gar nicht!« Firebird bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten, was den unangenehmen Nebeneffekt hatte, dass sie vor Anstrengung Schluckauf bekam.
Aleksandr, der begütigend ihre Wange tätschelte, schaute böse durchs Zimmer. »Aufhören. Ihr seid gemein zu meiner Mami!«
»Genug jetzt.« Konstantine schnippte mit den Fingern zu seinen Söhnen, dann winkte er Ann und Tasya.
Ihre Schwägerinnen knieten sich folgsam neben Firebird.
»Mach dir keinen Kopf. Lass ihn einfach reden. Männer haben für so was absolut kein Feeling.« Tasya hatte elektrisierend blaue Augen, wilde dunkle Locken und einen scharfen Verstand wie Rurik. Sie reichte Firebird ein Papiertaschentuch und sagte: »Hier, putz dir die Nase.«
»Ich hab Mama angebrüllt«, schniefte Firebird.
»Das Schmerzmittel … und diese Leute … Zorana wusste es nicht besser, sonst hätte sie dich niemals …«, Ann stockte.
»Als ihr Kind akzeptiert? Nie aufgehört, ihr leibliches Baby zu suchen?« Tränen schossen in Firebirds Augen, sie weinte haltlos. Sie presste Aleksandr besitzergreifend an sich.
Der Kleine sträubte sich in ihrer Umarmung und protestierte: »Nicht so fest drücken, Mama!«
»Mama ist traurig.« Mist, sann Firebird, ich hab Zorana angebrüllt und meinen Sohn halb zerquetscht, und das bloß deshalb, weil ich die Wahrheit erfahren habe und diese Wahrheit nicht hören mag.
» Aleksandr.« Die junge Frau, die auf der Couch saß, klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Polster. »Komm, setz dich zu mir. Bring dein Bilderbuch
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