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Flammen Der Nacht -4-

Flammen Der Nacht -4-

Titel: Flammen Der Nacht -4- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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die sie sich immer gehalten hatte. Wenn sie jedoch nicht reagierte, würde ihr Vater – vielmehr der Mann, den sie bisher für ihren Vater gehalten hatte – garantiert versuchen aufzustehen, um sie zu umarmen. Folglich kniete sie sich neben den Rollstuhl.
    Er streichelte ihr Gesicht.
    Zorana drückte zärtlich ihre Hand.
    »Du bist unser kleines Mädchen«, sagte er. »Der Stolz meines Herzens, und jetzt bist du mir noch kostbarer als zuvor.«
    Firebird wusste, dass ihm mit seinen Worten ernst
war, und – Grundgütiger – wie sie sich über dieses Bekenntnis seiner Zuneigung freute!
    Sie schlug die Augen nieder, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und genoss diesen Moment elterlicher Geborgenheit.
    Dann lehnte sie sich zurück und lächelte, als ob sich nichts geändert hätte. Dabei war ihr gesamtes Weltbild aus den Fugen geraten. »Es ist schon spät. Aleksandr muss ins Bett.«
    »Nein!«, protestierte der Kleine.
    Er konnte noch so müde sein, er protestierte immer. Er wollte bei seiner Familie sein, mitspielen, singen, lachen. Außenstehende hielten ihn wahrscheinlich für total verwöhnt, die Wilders lasen ihm jedoch jeden Wunsch von den Augen ab, weil sie ihn liebten.
    Firebird nahm ihn auf den Arm und trug ihn herum, damit er jedem einen Gutenachtkuss geben konnte. Jede Tante, jeder Onkel schenkte dem Kind viel Zuneigung und damit auch Firebird. Konstantine drückte den Kleinen an sich, rieb seine stopplige Wange an Aleksandrs Haaren und zog dessen kindlichen Duft ein. »Ich möchte schwören, er wird später einmal ein Wolf«, murmelte er.
    Seine Äußerung traf Firebird wie ein Stich mitten ins Herz.
    Zorana küsste Aleksandr und umarmte ihn lange und innig. Firebird wusste, es war mehr als bloße Zuneigung; Zorana dachte dabei an den Sohn, den man ihr weggenommen hatte.
    Die junge Frau trug ihn nach oben in ihr gemeinsames Schlafzimmer.

    Das Haus war klein und alt und hellhörig.
    Firebird blieb in der Tür zu ihrem Zimmer stehen, lauschte abwartend – und hörte Zorana, die mit leise stockender Stimme sagte: »Wo ist mein Baby? Was haben sie mit meinem Baby gemacht?«

5
    I n Zoranas Fragen lag so viel Beklommenheit, dass Firebird fröstelnd zusammenzuckte. Sie steckte ihren Sohn in seinen Schlafanzug, deckte ihn zu und stopfte Bernie, die gelbflauschige Kuschelente mit dem knallorangen Schnabel, neben ihn ins Bett. Aber sie konnte Zoranas Gefühle gut nachempfinden.
    Schließlich war sie selbst Mutter. Nach Aleksandrs Geburt hatte sie ihren Sohn lange und intensiv bestaunt. Er war groß gewesen, mit langen Beinen und Armen und breiten Schultern, die ihr bei der Geburt Probleme gemacht hatten, aber er war ihr eigen Fleisch und Blut, ihr Sohn, und Firebird wurde von einer heftigen Welle mütterlicher Gefühle erfasst. Da wusste sie spontan, dass sie alles für ihn tun würde. Um ihn zu beschützen, hätte sie selbst vor Mord nicht zurückgeschreckt.
    Inzwischen hatte Zorana entdeckt, dass ihr das Baby – der Junge, den sie vor dreiundzwanzig Jahren und acht Monaten geboren hatte – weggenommen worden war, und sie wollte natürlich wissen, wo er war.

    Firebird betrachtete ihren friedlich schlummernden Sohn. Ich an Zoranas Stelle würde genauso handeln, dachte sie.
    Diese Erkenntnis machte es ihr jedoch kein bisschen leichter, mit ihrem eigenen Problem klarzukommen.
    Sie würde nach ihren leiblichen Eltern forschen müssen, überlegte sie, hatte aber offen gestanden keinerlei Interesse daran, sich mit wildfremden Leuten abzugeben. Ihr war einzig die Familie wichtig, die sie kannte, und der Kampf, den sie gegen das Böse führte und ob sie, Firebird, ihnen dabei helfen konnte. Oder war sie für die Wilders bloß ein Klotz am Bein, überflüssig, eine zusätzliche Belastung?
    Sie konnte nicht wieder nach unten gehen. Sie war müde und deprimiert und sauer, weil sie sich selbst bedauerte, schließlich war sie nicht die Einzige, die Probleme hatte. Eigentlich wollte sie nur noch schlafen, doch die quälenden Sorgen schwirrten wie ein Bienenschwarm durch ihren Kopf. Seufzend zog sie sich warme Sachen an – Jeans, Sweatshirt, Jacke, Stiefel. Sie trat ans Fenster, öffnete es und lehnte sich hinaus, angelte nach dem ausladenden Ast des Baumriesen, der praktischerweise dicht am Haus wuchs.
    Sie war in ihrem Leben unzählige Male hinunter-und wieder heraufgeklettert – um durch den Wald zu streifen, ins Kino zu gehen oder für ein heimliches Date mit einem Jungen. In letzter Zeit jedoch nicht mehr. Seitdem

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