Flammen der Rache
ringend ließ sie die Schultern sacken, während ihr Herz noch immer holprig und außer Takt schlug.
»Oh Gott«, wimmerte sie. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
»Das tut mir leid.« Sein Tonfall war entschuldigend und mürrisch zugleich.
Lily schaute vielsagend auf ihr Handgelenk, das in seinem Klammergriff steckte. »Ich nehme deine Entschuldigung an, wenn du mich loslässt.«
»Äh, nein.«
Sie musterte ihn beunruhigt. »Was soll das heißen, nein?«
»Einfach nur nein. Du kannst noch nicht gehen.«
Lily zerrte an ihrem Arm. »Wie kannst du es wagen?« Ihr Ton wurde schriller. »Was fällt dir ein, so mit mir umzuspringen? Lass mich los, verdammt noch mal.«
Aaro ließ sich von ihrem Widerstand nicht aus der Ruhe bringen.
»Warum?«, rief sie. »Ich habe schon genug Scheiße durchgemacht!«
»Ja, das hast du absolut«, stimmte er ihr zu. »Und ich verspreche, dass ich dich loslassen werde, sobald Bruno zu uns stößt.«
Ihr Magen sackte ins Bodenlose. Sie schüttelte wie wild den Kopf. »Das kannst du mir nicht antun. Das darfst du nicht.«
»Ich muss«, verteidigte er sich hilflos. »Ich habe es versprochen. Es tut mir sehr leid.«
»Es wird dir noch viel mehr leidtun, wenn ich zu schreien anfange!«
Aaro schüttelte den Kopf. »Nein, Lily. Jeder einzelne Mensch hier wird mir Rückendeckung geben. Leg los und schrei so viel du willst. Du wirst schon sehen.«
»Wenn niemand mir helfen will, zerkratzte ich dir eben das Gesicht«, drohte sie. »Verabschiede dich schon mal von deinen Augen!«
»Das ist mir egal«, entgegnete er mit grimmigem Gleichmut. »Lieber sterbe ich hier und jetzt einen grausamen Tod, als dass ich ein zweites Mal zulasse, wie du einfach so aus seinem Leben verschwindest.«
Lily begriff in diesem Moment, wie sich ihre Entführung aus dem Krankenhaus für ihn angefühlt haben musste. Die Gästeschar strömte hinaus in den Garten, und einige Leute guckten neugierig zu ihnen rüber, während das Ensemble wieder zu spielen begann.
»Du verstehst nicht«, sagte sie zögernd. »Die Dinge zwischen uns haben sich geändert.«
»Das interessiert mich nicht. Das müsst ihr beide unter euch regeln.«
»Genau darum geht es ja!«, fuhr sie auf und zog an ihrem gefangenen Arm. »Ich kann im Moment nichts regeln!«
»Lily.«
Brunos Stimme fegte jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf. Sie vergaß Aaros Existenz. Die Fessel an ihrem Arm verschwand, zusammen mit allem Sauerstoff.
Aus der Nähe konnte sie die körperlichen Schäden sehen, die Bruno von ihrem Abenteuer davongetragen hatte. An seinem Wangenknochen prangte eine hellrote Narbe, sein Lid war geschwollen. Er hatte eine Kerbe im Ohr und Brandnarben auf den Händen. Aber es war der Schmerz in seinen Augen, bei dessen Anblick sie das Gefühl hatte, eine Faust würde ihr Herz zerquetschen.
Brunos Blick glitt von ihr zu Aaro. »Danke.«
»Jederzeit, Kumpel.« Damit entfernte er sich.
Lily schaute ihm nach. »Jederzeit?«, wiederholte sie säuerlich. »Nimmt er regelmäßig Geiseln in deinem Auftrag?«
»Nein«, sagte Bruno ruhig. »Nur dich, Lily. Du bist etwas Besonderes.«
»Nicht wirklich. Ich habe meinen gewöhnlichen Status in den letzten Wochen sehr genossen. Mein Leben ist jetzt so normal. So ruhig.«
Er spannte den Kiefer an. »Ich verstehe. Mein Glückwunsch.«
Sie starrten einander an. Jetzt war der Moment gekommen, die Bombe platzen zu lassen. Das Timing war grauenvoll, aber vermutlich würde sie ihn so bald nicht wiedersehen, bei einem anderen Anlass. Sie konnte sich nicht noch länger mit diesen Gefühlen quälen.
Aber es wäre absurd, einem Mann, der gerade ganz allein die Verantwortung für zwei kleine Kinder auf sich genommen hatte, eine weitere Bürde aufzulasten.
Bruno, ich bin schwanger
. Und weiter? Was sollte das bringen?
Dies war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie hatte sich verkalkuliert. Sie besaß nur minimales Wissen über Hochzeitsabläufe, aber es reichte für eine Ablenkung. »Ähm, solltest du nicht in der Empfangsreihe stehen?«
»Ich hab mich aus dem Staub gemacht, um dir nachzulaufen. Ich habe sogar den Auszug des Brautpaars geschwänzt. Wie ein Elefant im Porzellanladen. Ronnie musste an Seans Arm den Gang hinuntergehen. Edies Tante wird mich in Stücke reißen und auf mir herumtrampeln.«
»Oje, das klingt nicht gut. Du solltest besser zurückgehen«, drängte sie ihn. »So etwas ertrage ich im Moment nicht. Das Zerreißen und Herumtrampeln, meine ich.«
»Das ist nicht so tragisch«,
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