Flammen der Rache
»Verstanden.«
Bruno ließ seine steifen Arme sinken, aber er schien sich noch immer nicht bewegen zu können.
Aaro berührte ihn an der Schulter. »Bruno«, sagte er leise, »atme tief durch.«
Bruno rannte los und ließ sie allein mit Sveti, die das zappelnde Mädchen auf dem Arm hielt, und einem sehr unangenehmen Schweigen. Sveti war die Erste, die es brach.
»Nun?«, fragte sie knapp. »Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
Aaro und Petrie schauten sich entsetzt an. »Äh, was für eine Art von Hilfe denn?«, fragte Aaro nervös.
Sveti kniff die Augen zusammen. »Dieser Tisch hier, auf dem ich die Kleine wickeln muss, ist aus kaltem, hartem Glas. Sollte also nicht einer der Herren zufällig eine Decke oder ein Handtuch dabeihaben …« Sie senkte den Blick vielsagend auf ihre Anzugjacken.
Petrie schlüpfte sofort aus seinem Versace-Jackett und breitete es mit Märtyrermiene auf dem Tisch aus. Sveti schnüffelte und sah ihn entrüstet an. »Rauchen Sie etwa?«
»Äh …« Petrie wusste nicht, wo er hinsehen sollte. »Ich … habe es gerade aufgegeben.«
Sveti schnaubte abfällig. Sie legte das strampelnde Kind auf die Jacke und machte sich an die übel riechende Aufgabe. »Wenn einer der Herren mir bitte die Feuchttücher reichen könnte.«
Die Männer schauten einander über Svetis schlanken, gebeugten Nacken, der unter ihrem elegant aufgesteckten Haar zu sehen war, und ihren anmutigen, größtenteils bloßen Rücken hinweg an.
»
Jetzt
, bitte.« Der rasiermesserscharfe Ton ihrer Stimme ließ beide Männer zusammenfahren.
Aaro schob sich drei Schritte näher, als ihm lieb war, an dieses geruchsintensive biologische Ereignis heran und öffnete die Packung.
Sveti durchbohrte erst den einen, dann den anderen Mann mit den Augen. »Ich weiß, warum ihr zwei euch hier draußen versteckt und mit Nikotin und Schnaps betäubt.«
»Echt?« Aaro gab ihr eine Handvoll Tücher.
Sveti machte den schmutzigen, zappelnden Kinderpo mit geübter Beiläufigkeit sauber.
»Ja, echt.« Sie richtete ihren stechenden Blick direkt auf Aaro. »Du tust dir selbst leid, weil du nicht verhindern konntest, dass sie Lily aus dem Krankenhaus entführt haben, nicht wahr? Ich habe dein Getue so satt!«, schimpfte sie. »Erinnerst du dich noch, als Novak Rachel entführt hat? Seine Männer haben sie mir einfach aus den Armen gerissen! Ich konnte es nicht verhindern. Weißt du, dass ich am liebsten gestorben wäre? Ich wollte mich in Luft auflösen!«
Aaro drückte ihr noch einen Packen Tücher in die Hand.
»Du findest, dass es bei dir einen Unterschied machen sollte, nur weil du ein großer Mann mit vielen Muskeln und einer dicken Knarre bist, aber es gibt keinen Unterschied! Es ist genau das Gleiche! Hol eine Windel raus, schnell! Lena wird kalt.«
»Ja.« Verdutzt und kleinlaut fischte Aaro eine Windel aus der Tasche.
»Und Sie!« Jetzt war Petrie an der Reihe. »Sie sollten sich schämen, Sie hinterhältiger Opportunist! Wie konnten Sie Tante Rosa nur diese Leichenfotos unter die Nase halten?«
Petrie seufzte. »Sie sind noch immer sauer deswegen?«
»Ich bin angewidert!«
Petries Gesicht hatte ein bisschen Farbe angenommen, bemerkte Aaro. Aber ein Mann musste schon mindestens zwei Tage tot sein, um keinen erhöhten Blutdruck zu bekommen beim Anblick von Sveti, die in einem tief ausgeschnittenen Abendkleid Giftpfeile abfeuerte.
»Konnte ich das nicht wiedergutmachen, indem ich eine Kugel für Rosa abgefangen habe?«, fragte Petrie.
Sveti knöpfte Lenas Strampler zu und zog die weiße Strumpfhose wieder über ihre pummeligen Beinchen. »Nein. Jeder Idiot kann eine Kugel abfangen. Man muss nur zufällig in der Schusslinie sein. Wieso sollte das entschuldigen, dass Sie ein Mistkerl sind?« Sie hob Lena auf den Arm und hängte sich die Tasche über die Schulter. »Sie können Ihr Sakko zurückhaben.«
Petrie nahm es und schnupperte daran. Dann schlüpfte er vorsichtig wieder hinein.
Sveti schaute Aaro streng an. »Geh und finde Lily, wie Bruno gesagt hat. Und
Sie
…« Sie hob das schwere, übel riechende Windelpaket auf und drückte es Petrie in die Hände. »Sie entsorgen das hier.«
Sie stolzierte in Richtung der Musik davon. Lenas blitzende dunkle Knopfaugen betrachteten sie mit Verwunderung über Svetis Schulter hinweg.
Ihre Köpfe waren wie leergefegt von dieser surrealen Begegnung, sodass sie ihr nur hinterherstarren konnten.
Aaro erholte sich als Erster. »Wow«, brachte er heraus. »Das muss wehtun. Sie
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