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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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empfand aber auch eine gewisse Schadenfreude, dass in dieser Stadt der anderen Seite das Schicksal blühte, das sein Vater und er nicht nur ein Mal erlitten hatten.
    »Ich hätte dem Miststück am liebsten noch sämtliche Rippen gebrochen«, erklärte Katrijn und sah sich dann um.
    Einiges war bei der Erstürmung des Hauses zu Bruch gegangen und musste ersetzt oder repariert werden. »Die hätten auch ein wenig mehr achtgeben sollen«, schnaubte sie und vergaß dabei ganz, dass sie selbst die entfesselte Rotte angeführt hatte.
    Da sie das Haus schnell wieder bewohnbar haben wollte, sah sie Hinrichs und Helm auffordernd an. »Seht zu, dass ihr hier aufräumt. Ich gehe inzwischen in die Küche und schüre den Herd, damit eine Vesper auf den Tisch kommt.«
    In diesem Augenblick begriff Hinrichs, dass in seinem neuen Zuhause nur eine Person etwas zu sagen haben würde, und das war gewiss nicht er. Doch wenn er es genau bedachte, war ihm das sogar recht. Er selbst tat sich schwer, auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und Entscheidungen zu treffen, und bei Jacobus von Gerwardsborns Erscheinen hatte er viel zu lange abgewartet, anstatt die Stadt zu verlassen. Im Grunde hatte er durch sein Zögern den Tod seiner Familie verschuldet. Schnell schob er diesen Gedanken von sich. Es waren die Umstände gewesen, vor allem Gerlind Sterkens Verleumdungen und die ihres Vaters, der dem Inquisitor unbedingt ein Opfer hatte vorsetzen wollen, damit dieser sich nicht zu sehr mit ihm selbst beschäftigte.
    Dieser Mann war schuld und nicht sein Zaudern, sagte Hinrichs sich. Dann musterte er seine neue Frau. Zu resolut sollte sie nicht werden, sonst würde er ihr mit dem Stock Gehorsam beibringen müssen. Sein erstes Weib hatte er sich so erzogen. Zumindest nach außen hin musste er der Herr der Familie sein, und er würde niemals zulassen, dass freche Burschen ihm einen Frauenpantoffel an die Tür nagelten, um ihn zu verspotten.
    Trotz dieser Überlegungen machte Hinrichs sich mit Helms Hilfe daran, im Haus aufzuräumen. Zwar war einiges zerschlagen und anderes geraubt worden, doch gab es noch genug Möbel und unversehrte Gegenstände. Unter einem Bett fand Helm sogar einen Geldbeutel, der den Plünderern entgangen war, und schwankte einige Augenblicke, ob er ihn seinem Vater geben oder selbst behalten sollte. Schließlich steckte er das Ledersäckchen unter sein Hemd und arbeitete weiter, als wäre nichts geschehen.
    Sein Vater suchte unterdes alles zusammen, was er für sein Handwerk brauchen konnte. Einige Werkzeuge würde er sich von einem Schmied anfertigen lassen müssen. Doch lohnte sich das noch? Immerhin war das Ende der Welt nicht mehr fern, und er wollte keine sinnlosen Ausgaben tätigen. Andererseits mussten er, seine neue Frau und Helm von etwas leben.
    Bei dem Gedanken nahm er einen angenehmen Duft wahr und ging in die Küche. Katrijn mochte harsch sein, aber sie konnte kochen. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als er die goldbraunen Pfannkuchen sah, die sie gerade buk.
    »Kann ich einen davon haben?«, fragte er.
    Katrijn überlegte kurz, legte dann zwei Pfannkuchen auf einen Zinnteller und reichte ihm diesen. »Die Leute hier haben gut gelebt, muss man sagen. Ich habe eine Kiste mit Geschirr gefunden, die uns bei der Erstürmung des Hauses entgangen ist. Wäre es jetzt nicht unser, würde ich mich darüber ärgern, das Zeug übersehen zu haben. Es ist auch ein großer Krug dabei, wie er einem Meister zusteht.«
    »Ich bin ein Meister«, antwortete Hinrichs selbstgefällig. »Sobald ich die Pfannkuchen gegessen habe, werde ich zu Herrn Knipperdolling gehen und ihn fragen, ob zu den geflohenen oder vertriebenen Katholiken auch ein Gürtelschneider gehört und ich dessen Werkzeug haben kann. Auch muss ich in die Gilde aufgenommen werden, um meine Gürtel an den Mann bringen zu können.«
    »Mach das!« Es klang wie ein Befehl.
    Hinrichs verzog den Mund, ließ sich aber die beiden Pfannkuchen schmecken. So gut wie diese waren die seiner ersten Frau nicht gewesen, dachte er und lobte Katrijn.
    »Wenn du überall so bist, habe ich mit dir einen guten Fang gemacht«, setzte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu.
    »An mir fehlt nichts«, gab sie lachend zurück. »Es kommt nur darauf an, ob du einen richtigen Knüppel in der Hose hast oder ein dünnes Stängelchen.«
    Hinrichs sagte sich, dass er etwas davon haben wollte, verheiratet zu sein, und fasste der Frau an den Hintern. »Wenn du willst, zeige ich dir gleich, was

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