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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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geworden.«
    »Jan van Haarlem hat euch geschickt? Dann seid uns willkommen! Ich bin Katrijn und Witwe, seit sie meinen Mann in Delft auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben.«
    »Mich nennt man Hinner Hinrichs, und das ist mein Sohn Helm. So wie du deinen Mann habe ich mein Weib durch die Bluthunde der Inquisition verloren.«
    Hinrichs musterte die Frau eindringlich. Wenn er wirklich ein Haus in Münster erhielt, wie Matthys es ihm versprochen hatte, brauchte er jemanden für den Haushalt und vielleicht auch für ein wenig mehr. Zwar überragte ihn die hochgewachsene Holländerin um die Dicke eines Fingers und wirkte etwas plump, doch ihr Anblick erweckte in ihm Gefühle, die sich weniger von der Rückkehr Christi als von einer willigen Frau im Bett befriedigen ließen.
    Sein forschender Blick entging Katrijn nicht, und sie betrachtete ihn ihrerseits. Sie war des Witwendaseins leid und wünschte sich einen Mann, mit dem sie die Zeit bis zur endgültigen Erlösung verbringen konnte. Zwar hielt sie Hinrichs nicht für einen idealen Kandidaten, andererseits aber gab es bereits mehr Frauen als Männer in der Stadt, und die Letzteren waren zum Teil Söldner, die ihr Bekenntnis zumeist nach dem Kommandeur ausrichteten, dem sie gerade dienten. Einen solchen wollte sie wirklich nicht.
    »Du und dein Sohn braucht gewiss ein Haus«, sagte sie zu Hinrichs.
    Der nickte. »Da hast du vollkommen recht! Oder ist es hier Sitte, die neu angekommenen Brüder unter freiem Himmel nächtigen zu lassen?«
    »Natürlich nicht, zumal der Winter bevorsteht«, antwortete Katrijn lachend. »Aber es sind sehr viele Brüder und Schwestern nach Münster gekommen. Da mag es nicht leichtfallen, ein Haus für jeden zu finden. Ich bin bei meinem Bruder und meiner Schwägerin untergebracht und muss diesen wie eine Magd dienen. Als Witwer mit nur einem Sohn wirst auch du nichts Besseres bekommen, es sei denn, du nimmst dir ein Eheweib.«
    Damit war das Angebot ausgesprochen. Hinrichs betrachtete die Frau noch einmal und fand, dass er es schlechter treffen könnte. »Wenn du willst, können wir als Mann und Weib gelten. Der Prediger dort mag uns den Segen dazu geben.«
    »Das wird er!« Katrijn war zufrieden, weil sie mit dieser Heirat den Haushalt ihres Bruders verlassen konnte. Mit diesem selbst wäre sie zur Not ausgekommen, aber nicht mit dessen Frau. Bei dem Gedanken nahm sie sich vor, dafür zu sorgen, dass sie und ihr neuer Mann ein größeres, schöneres Haus zugewiesen bekamen als ihre Verwandten. Kurzentschlossen packte sie Hinrichs bei der Hand und schleppte ihn zu dem Prediger.
    Bernhard Rothmann hatte seine Andacht beendet und wollte nach Hause gehen, aber als Katrijn mit Hinrichs im Schlepptau auf ihn zutrat, blieb er neugierig stehen. Er kannte die Streitsucht dieser Frau und wusste, dass ihr die Männer deswegen aus dem Weg gingen. Doch nun schien sie sich endlich einen Gimpel eingefangen zu haben, der an ihr haftenblieb.
    »Was kann ich für dich tun, Schwester Katrijn?«, fragte er.
    »Den Trausegen für diesen Mann und mich sprechen«, forderte die Frau resolut.
    Hinrichs fühlte sich durch die Eile, mit der Katrijn vorging, überrannt. Andererseits wollte er nicht für einen anderen Meister Handlangerdienste leisten müssen. Daher fasste er sich und nickte. »So ist es, hochwürdiger Herr!«
    »Hochwürdig nennen sich die römischen Pfaffen, obgleich sie nichtswürdig sind«, antwortete Bernhard Rothmann und überlegte, ob er die beiden in die Lambertikirche führen sollte. Dann aber sagte er sich, dass Gott ein Gebet auf freiem Feld ebenso gefiel. Warum sollte es bei einer Eheschließung anders sein? Aus diesem Grund legte er die Hände der beiden ineinander, sprach den Trausegen und ging seiner Wege.
    Hinrichs starrte ihm nach und wusste nicht recht, wie ihm geschehen war. Allerdings ließ Katrijn ihm kaum die Zeit, darüber nachzudenken, sondern hakte ihn unter und deutete mit der freien Hand auf Knipperdollings Haus.
    »Jetzt lassen wir uns unser neues Heim zuweisen.« Es klang wie ein Befehl, und so setzte Hinrichs sich in Bewegung.
    Helm folgte den beiden und fragte sich, ob die Entscheidung seines Vaters, so rasch wieder zu heiraten, gut für ihn war oder nicht. Seine neue Stiefmutter sah nicht so aus, als würde sie Widerspruch dulden. Auf jeden Fall war es nicht das Leben, das er hier erwartet hatte. Er konnte nur hoffen, dass Jesus Christus so bald wie möglich erschien und er als engelhaftes Wesen an dessen Seite Platz

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