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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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passen könnten.«
    Draas bückte sich, um unter der hochgebundenen Plane hindurchgehen zu können, die als Tür fungierte. Innen sah er ein schlichtes Bett mit einem zusammenbaubaren Rahmen, zwei große Truhen und mehrere kleine Fässer. Außerdem lag so viel Zeug herum, dass er sich kaum bewegen konnte, ohne auf etwas zu treten. Noch während er sich umschaute, kehrte Margret zurück und warf ein Bündel Kleidungsstücke auf den Tisch.
    »Zieh dich aus«, forderte sie Draas auf.
    »Ganz?«
    Die Marketenderin musste lachen. »Das hättest du wohl gerne, was? Aber da wirst du dich an unsere beiden Huren halten müssen. Ich bleibe Moritz treu – meistens wenigstens. Vielleicht heiraten wir sogar! Unserem Pfaffen würden allerdings die Zähne ausfallen, wenn er uns trauen müsste. Weißt du, der redet viel von Gott und so weiter, versteht aber nichts vom richtigen Leben. Vor allem begreift er nicht, dass man nicht verheiratet sein muss, um sich zu zweit zu erfreuen. Der ist wie unser Hauptmann ein Neffe unseres Reichsgrafen und wartet darauf, dass eine der Pfründen, auf die Brackenstein ein Anrecht besitzt, für ihn frei wird. Der Teufel soll den Schwätzer holen!
    Unser alter Pfaffe war da ganz anders. Wenn der ein paar Becher Wein getrunken hatte, predigte er das Evangelium auf seine ganz eigene Art. Außerdem meinte er, wenn ich schon sündige, könnte ich es auch mit ihm tun, damit er mir aus ganzem Herzen die Absolution erteilen kann. War nicht einmal schlecht bestückt und wusste etwas mit seinem Knüppel anzufangen. Unser neuer Pfaff braucht sein Dingelchen nur zum Wasserlassen. Aber was soll’s! So einen wie den will ich bestimmt nicht im Bett haben.«
    Unterdessen hatte Draas sich bis auf das Hemd und die Unterhosen ausgezogen. Da ihm durch Margrets Reden warm geworden war, hätte er nichts dagegen gehabt, sich ein wenig mit ihr zu vergnügen. Ihr Blick warnte ihn jedoch davor, es auch nur zu versuchen.
    Daher nahm er brav das Wams entgegen, das sie ihm reichte. Es war aus verschiedenfarbigen Stofffetzen zusammengenäht und hatte bauschige Ärmel, durch deren Schlitze das Futter zu sehen war. Die Hosen waren von ähnlicher Art, etwas mehr als knielang, bunt und ebenfalls so geschlitzt, dass das mehrfarbige Futter aus ihnen quoll. Solche Kleidung hatte Draas noch nie getragen und beäugte sie unsicher.
    Margret bemerkte sein Zögern und sah ihn scharf an. »Zieh dich an, wenn du noch Zeit zum Essen haben willst!«
    »Das ist aber arg gescheckt«, wandte der junge Mann ein.
    »Landsknechte lieben es so. Das Leben ist grau genug, da braucht es ein wenig Farbe. Und wie ein Bauer oder Knecht wirst du dich gewiss nicht anziehen wollen.«
    »Nein, das nicht«, antwortete Draas und streifte die Hosen über. Doch er benötigte Margrets Hilfe, um mit der ungewohnten Tracht zurechtzukommen. Als er schließlich in Wams und Hosen steckte, stellte er fest, dass die Kleidung weit genug war, um ihn nicht zu behindern, und das war im Kampf wichtig.
    Als er das aussprach, lachte Margret nur. »Kampf ist das wenigste, was ein Landsknecht erlebt. Richte dich auf lange Märsche durch Hitze oder Schnee ein, auf Hunger, wenn der Nachschub ausbleibt, und auf Seuchen, bei denen du dir schier das Leben aus den Därmen herausdrückst. Drei von vier Soldaten sterben auf diese Weise, es sei denn, es steht wirklich eine harte, blutige Schlacht an. Wer die mit gesunden Gliedern übersteht, kann sich glücklich schätzen, denn in den Händen der Feldscher hauchst du dein Leben beinahe noch schneller aus als durch ein feindliches Schwert. So, und jetzt dreh dich mal! Ich möchte sehen, ob ich das Loch in der Montur bereits geflickt habe oder nicht.«
    »Welches Loch?«, fragte Draas verwundert.
    »Durch das der Vorbesitzer dieses Wamses gestorben ist. Sein Gegner war übrigens kein Feind, sondern ein Kamerad, mit dem er in Streit geraten war. Aber so etwas kommt selten vor. Hans und Arno waren auch zwei, die sich nicht vertragen wollten. Deshalb hat Moritz sie mitgenommen, als er die Gräfin eskortieren sollte. Er hat gehofft, die beiden Hitzköpfe würden durch die gemeinsame Aufgabe zueinanderfinden. War aber nicht so, und jetzt sind sie fortgelaufen. Würde Brackenstein uns selbst kommandieren, hätte Moritz ihm einiges zu erklären. Doch der hochedle Herr Emmerich kümmert sich fast gar nicht um uns. Daher wird uns wohl ein Hesse die Befehle erteilen, falls wir wirklich dem Landgrafen unterstellt werden.«
    Margret seufzte, machte

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