Flammen des Himmels
diesen Monat ebenfalls nicht zahlt, könnt ihr zusehen, wie ihr an Bier und Wein kommt und an die anderen schönen Sachen, die ich zu verkaufen habe. Auf Pump werde ich euch dann nichts mehr geben. Ich brauche dringend Geld, um meine Vorräte aufzustocken. Lasst euch das gesagt sein!«
Die Marketenderin keifte so durchdringend, dass Draas sich fragte, wohin er geraten war.
Da stieß Moritz ihm den Ellbogen in die Seite. »Jetzt zieh kein solch betrübtes Gesicht! Das hast du nicht nötig. Und euch anderen sage ich, dass ihr hier einen wackeren Kämpfer seht, der sich bei einem Überfall auf Ihre Erlaucht unverzagt auf unsere Seite geschlagen und mehrere der Schurken niedergestreckt hat. Er ist mehr wert als Hans und Arno zusammen.«
Das Letzte war ein hartes Urteil über zwei Männer, die Moritz mehrere Jahre lang seine Kameraden genannt hatte. Beide hatten ihn im Stich gelassen, und so wünschte er sich fast, ihnen einmal auf der anderen Seite gegenüberzustehen. Dann aber verscheuchte er diesen Gedanken, klopfte Margret lachend auf den Hintern und steckte ihr ein paar Münzen zu.
»Hier, meine Teure, bring uns Wein, damit wir unsere Rückkehr feiern können. Draas wird heute Nachmittag den Eid auf unser Fähnlein ablegen, dann sind wir so gut wie vollständig.«
»Ich habe auch ein paar Kerle angeworben, die ihren Eid leisten müssen«, mischte sich der andere Unteroffizier ein. »Es sind kräftige Burschen, und sie werden sich bewähren.«
»Das wollen wir hoffen!« Damit streckte Moritz Guntram die Hand hin. Nach kurzem Zögern ergriff dieser sie und grinste.
»Es heißt, wir würden bald ins Feld ziehen. Weiter im Norden soll ein Aufstand gegen einen der hohen Herren ausgebrochen sein, und der Landgraf von Hessen will uns als Vorhut entsenden, um seine eigenen Fähnlein schonen zu können. Der Teufel soll diesen verdammten Ketzer dafür holen! Andererseits haben die, die als Erste vor Ort sind, auch das erste Anrecht auf Beute. Also sollten wir uns deshalb nicht beklagen.«
Mit diesen Worten versetzte er Moritz einen freundschaftlichen Stüber und rief dann ebenfalls nach Wein.
»Wenn du ihn bezahlen kannst«, antwortete Margret ungerührt.
»Natürlich kann ich das – sobald der Sold fließt!« Der Mann packte sie bei den Hüften, hob sie hoch und schwang sie lachend durch die Luft, so dass ihre Röcke aufflogen.
»Margret, willst du mich wirklich dürsten lassen, nur weil statt einer prall gefüllten Börse ein leerer, runzliger Beutel an meinem Gürtel hängt?«
»Was ist mit deinem anderen Beutel, Guntram? Ist der auch leer und runzlig?«, fragte die Marketenderin spöttisch.
»Da stehe ich noch gut im Saft. Aber das ist nichts, was dich etwas angeht.«
Ein weiterer freundschaftlicher Klaps folgte, dann hakte Guntram sich bei Moritz unter und zog ihn zu den Zelten. Moritz konnte Margret gerade noch zurufen, dass sie Draas etwas zu essen geben und ihn für die Vereidigung am Nachmittag einkleiden solle.
»Wenn du mir dafür geradestehst!«, rief sie ihm hinterher, erntete aber nur ein Lachen.
Mit verkniffener Miene wandte Margret sich zu Draas um. »Dann komm mal mit! Ich werde nachsehen, was ich für dich habe. So kannst du auf jeden Fall nicht ins Brackensteiner Fähnlein eintreten.«
Sie ging voraus, achtete dabei aber darauf, dass Draas ihr folgte. »Scheinst ein wackerer Kerl zu sein, nach dem, was Moritz über dich erzählt hat.«
»Ganz so wild, wie er es darstellt, war es nicht. Wir hatten zwar gut zwei Dutzend Räuber gegen uns, konnten die Kerle aber überlisten.«
»Bescheiden bist du auch! Ist aber keine gute Sache für einen Soldaten. Wenn du nicht wie die anderen aufschneidest, nehmen sie dich nicht ernst.« Margret schüttelte den Kopf über den jungen Mann, interessierte sich aber trotzdem für ihn. »Wo kommst du her, und was hast du bisher gemacht?«
»Ich war Stadtknecht in einem kleinen Nest im Münsterland«, antwortete Draas.
»Genau dort, wo unser Fähnlein hinsoll! Da kommst du ja wieder nach Hause«, rief Margret lachend aus.
Draas schüttelte den Kopf. »Mein Heimatort liegt in der Nähe von Borken. Das ist eine ganze Strecke von Münster weg. Also glaube ich nicht, dass ich dort jemandem begegne, den ich kenne.«
»Willst wohl nicht gesehen werden, was?« Margret lachte und wies dann mit dem Kinn auf ein etwas größeres Zelt, neben dem ein vierrädriger Wagen stand.
»Geh schon mal da hinein. Ich hole inzwischen ein paar Sachen aus dem Wagen, die dir
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