Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
dann aber eine wegwerfende Handbewegung. »Uns kann es gleichgültig sein, wer uns kommandiert, solange Moritz und Guntram das Fähnlein unter Kontrolle halten.«
    »Ist das so schwer?«, fragte Draas.
    »Eigentlich nicht. Und jetzt komm, sonst wirst du hungrig vereidigt, und ich glaube nicht, dass dir das gefallen würde.«
    »Ganz gewiss nicht«, sagte Draas lachend.
    Sein Magen knurrte gewaltig, und so folgte er Margret rasch zu einem Lagerfeuer, an dem zwei untersetzte Frauen dabei waren, den Inhalt eines Kessels umzurühren.
    »Das sind Bruntje und Isa, unsere beiden Huren. Wenn dich der Hafer sticht, kannst du zu ihnen gehen. Ihnen gehören die beiden Zelte dort hinten!« Margret wies auf zwei kleinere Zelte im Hintergrund, dann wanderte ihr Finger weiter zu einem Mann, der unweit von ihnen auf einem Klappstuhl saß und in einem Buch las.
    »Das ist unser Pfaff. Aber um den brauchst du dich nicht zu kümmern. Der will mit unseresgleichen nichts zu tun haben. Wäre wohl lieber Beichtvater in einem Frauenkloster, in dem die schlimmste Sünde, die eine der Nonnen beichten könnte, aus einem Pups bei der Messe bestände.«
    »Heute wird er sich kümmern«, erklärte Isa, die im Gegensatz zu ihrer Freundin Bruntje noch alle Zähne besaß und recht ansehnlich wirkte. »Er muss nämlich euch Frischlingen den Eid auf die Brackensteiner abnehmen.«
    »Das ist wahrscheinlich das einzige Mal, dass er sich für dich interessiert, es sei denn, du stirbst, und er muss die letzten Worte an deinem Grab sprechen. Glaube aber nicht, dass dich das dann noch juckt.«
    Bruntje spuckte aus, ohne den Mund mehr als einen Spalt weit öffnen zu müssen, und schnupperte dann an dem Kessel. »Sieht aus, als wäre der Eintopf fertig. Hast du eine Schüssel oder so was?«, fragte sie Draas.
    Der schüttelte den Kopf.
    »Kannst du von mir kaufen. Hat dem gleichen Kerl gehört, von dem du die Kleider hast«, erklärte Margret und ging zurück, um das Gefäß zu holen.
    Währenddessen musterten die beiden Huren Draas und zwinkerten anschließend einander zu. »Wenn du willst, kannst du heute Abend zu einer von uns kommen. Kostet dich nur ein paar Pfennige.«
    Draas wollte das Angebot schon ablehnen, sagte sich dann aber, dass er Silke in den Armen einer anderen Frau vielleicht vergessen würde, und grinste anzüglich. »Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen.«
    »Dann wollen wir nur hoffen, dass du auch einen richtigen Spieß in der Hose hast und nicht nur ein Spießchen«, spottete Margret, die eben zurückgekommen war, und reichte ihm die Schüssel. »Vorher aber solltest du kräftig essen. Die beiden halten nämlich was aus!«
    Was für eine seltsame Art, seinen Dienst als Landsknecht zu beginnen, dachte Draas. Er wusste jedoch selbst, dass sich das bald ändern konnte. Münster war eine feste Stadt, und wenn die Einwohner sich gegen ihren Landesherrn wandten, würden ihre Vorwerke und Mauern nicht leicht zu erstürmen sein. Dann aber sagte er sich, dass er sich durch diese Gedanken nicht den Tag verderben lassen sollte, und wartete ungeduldig, bis Bruntje ihm die Schüssel gefüllt hatte.

Fünfter Teil

Wirrungen
    1.
    A nders als in Stillenbeck galt Frauke in Münster nicht mehr als Meistertochter, die im Haushalt mithalf, sondern als Magd. Selbst in Geseke war es in der Beziehung noch besser gewesen als hier. Sie gab jedoch die Hoffnung nicht auf, dass sich ihr Schicksal doch noch zum Besseren wenden würde. In den Nächten, wenn Silke und sie nebeneinander im Bett lagen, sprachen sie immer wieder davon, welche Möglichkeit es für sie gab, an einen angenehmeren Dienst zu gelangen oder gar zwei nette Männer zu finden, die sie heiraten würden. Dabei schlich sich immer wieder Lothars Bild in Fraukes Gedanken, und sie schalt sich deswegen, denn ihn würde sie in ihrem Leben gewiss nie mehr wiedersehen.
    Im Gegensatz zu ihren beiden Töchtern, die für sich behielten, was sie von Klüdemann und seiner Frau hielten, begehrte ihre Mutter immer wieder auf, wenn ihr die Arbeit zu viel wurde.
    »Was seid ihr nur für Menschen!«, schimpfte sie an diesem Morgen, als die Hausfrau ihr gleich nach dem Aufstehen befahl, die Wäsche ihren Töchtern zu überlassen und dafür ihrem Mann zu helfen, die schweren Ballen aus dem oberen Geschoss nach unten zu bringen. Diese stammten noch von den Vorbesitzern des Hauses, und Klüdemann wollte mit diesen Waren einen Handel aufmachen. Da ein Knecht Geld kostete, hatte er beschlossen, dass Inken Hinrichs

Weitere Kostenlose Bücher